Im Gespräch mit Antonio Giammarinaro, Woox Innovations Switzerland

"Die Marke Philips ist das ­Wertvollste, das wir haben"

Uhr | Aktualisiert
von CEtoday

Vor einem Jahr ist er bei Philips Lifestyle Entertainment angetreten und bereitete sein Team seither auf den Übergang des Geschäfts in die neue Woox Innovations Switzerland AG vor. Seit November ist Antonio Giammarinaro Managing Director von Woox Innovations in der Schweiz. Über diese bewegte Zeit spricht er im Interview.

Seit November segelt die Philips-Sparte Lifestyle Entertainment als selbstständige Philips-Tochtergesellschaft unter dem Firmennamen Woox Innovations AG. Was hat sich seit der Aufnahme der Geschäftstätigkeit für Sie hier am Sitz in Zürich ver­ändert?

Antonio Giammarinaro: Woox Innovations bleibt ja weiterhin Bestandteil der grossen Philips-Familie. Wir unterstehen nun aber nicht mehr der Schweizer Philips-Niederlassung. Allerdings funktionieren wir wie früher unter der Gesamtsparte Consumer Lifestyle mit Small Domestic Appliances und Lifestyle Entertainment. Der Unterschied ist, dass die beiden Bereiche nun selbstständig agieren. Eine weitere Veränderung war, dass wir innerhalb des Philips-Gebäudes an die Allmendstrasse gezügelt sind und eigene Räumlichkeiten bezogen haben. Allerdings fühlen wir uns immer noch mit Philips Consumer Lifestyle verbunden. Wir sind ja immer noch auf dem gleichen Stockwerk wie unsere Kollegen bei Philips Consumer Lifestyle. Die Leute dort haben uns übrigens auch tatkräftig auf dem Weg in die Selbstständigkeit unterstützt. Wir konnten zudem viele gute Prozesse von Philips übernehmen. Es hat alles praktisch reibungslos funktioniert.

Was hat sich für den Handel verändert?

Für unsere Handelspartner ändert sich eigentlich sehr wenig. Wir mussten natürlich bei jedem Handelspartner eine neue Lieferantennummer bekommen und unseren neuen Namen hinterlegen. Ebenfalls unberührt bleiben auch Themen wie die Serviceabwicklung oder die Jahresvereinbarungen. Diese gingen nahtlos von Philips zu Woox Innovations über. Die Ansprechpartner für unsere Kunden, also Aussendienst und Key Account Management, bleiben auch dieselben. Auch im Innendienst arbeiten die gleichen Leute wie schon zu Philips-Zeiten. Wir bauten ja, als klar wurde, dass Philips sich von Lifestyle Entertainment trennen wollte, eine Parallelorganisation auf. So kam auch ich vor einem Jahr ins Unternehmen. Was die Organisation angeht, gehört Woox Innovations in der Schweiz zum Unternehmen Woox Innovations International mit Hauptsitz in Hongkong, das von CEO Wiebo Vaartjes geleitet wird. Matthias Wietstock am Sitz in Hamburg obliegt weiterhin die Gesamtverantwortung für die DACH-Region, und ich bin für das Geschäft in der Schweiz verantwortlich.

Wie hat der Handel auf die Gründung der neuen Gesellschaft reagiert?

Wir haben keine negativen Meldungen erhalten. Im Gegenteil: Wir durften sehr viele, sehr interessante und sehr konstruktive Gespräche führen. Der Übergang von Philips zu Woox Innovations erfolgte ja zu dem Zeitpunkt, als gerade Jahresgespräche mit unseren Kunden anstanden. Auch diese verliefen für beide Seiten sehr positiv.

Wie viele Mitarbeiter sind für Woox Innovations in der Schweiz unterwegs?

Wir sind ein neunköpfiges, jung gebliebenes Team. Wichtig für uns ist, dass wir mit diesen Mitarbeitern alle relevanten Aufgaben im Schweizer Markt für den Schweizer Handel wie Backoffice, Trade Marketing etc. hier vor Ort bewerkstelligen können. So können wir die Nähe zum lokalen Handel bewahren.

Haben Sie genug Leute oder hätten Sie gerne mehr?

Wir sind auf Wachstumskurs in der Schweiz, deshalb könnten wir gut mehr Manpower gebrauchen. Wenn sich die Situation weiterhin so gut entwickelt, ist ein Ausbau des Schweizer Standorts durchaus möglich, etwa im Verkauf, in den Bereichen Support, Training oder Promotion.

Werden Sie an der Allmendstrasse 140 in Zürich-Leimbach bleiben oder wie TP Vision ausziehen? Die Miete soll hier ja ziemlich hoch sein …

Die Miete entspricht den marktüblichen Gegebenheiten. Im Weiteren schätzen wir die Nähe zu unseren Philips-Kollegen und nutzen die Philips-Infrastruktur. Dies sind Vorteile, die wir nicht missen möchten. Ein Umzug steht momentan nicht zur Debatte.

Wie sieht die weitere Zusammenarbeit mit der Schweizer Philips-Niederlassung, beziehungsweise mit der Sparte Consumer Lifestyle konkret aus?

Wir nutzen interne Synergien. So arbeiten wir etwa auf dem gleichen IT-System und haben die gleichen IT-Support-Mitarbeiter. Zudem gibt es interne Abstimmungsmeetings zwischen Woox und den verschiedenen Philips-Divisionen. Extern finden sich Synergien vor allem rund um Ausstellungen, grösseren und kleineren Kundenmessen oder auch an der CE-Expo, an denen wir oft einen gesamtheitlichen Auftritt mit Philips Consumer Lifestyle und mit TP Vision zusammen organisieren. Was uns alle verbindet ist die Marke Philips und diese wollen wir gemeinsam kompetent nach aussen vertreten und pflegen. Sie ist das Wertvollste, das wir haben. Dem Brand "Philips" Sorge zu tragen und diesen voranzutreiben, ist unser gemeinsames Ziel.

Welches waren Ihre dringendsten Aufgaben in den Monaten, bevor Woox Innovations den Betrieb aufnahm?

Für den sogenannten "Disentanglement"-Prozess, also die Abnabelung von Philips, stand uns eine spezielle Taskforce zur Verfügung, die sich um die ganzen gesellschaftsrechtlichen, vertraglichen, personellen Anpassungen und Umschreibungen kümmerte. So konnten wir uns im Vertrieb um das so wichtige Daily Business kümmern. Die Taskforce sorgte dafür, dass wir per 4. November unter dem neuen Firmennamen Woox Innovations Switzerland AG loslegen konnten und auch an diesem Tag die ersten Rechnungen mit dem neuen Logo aus unserem Drucker kamen. Das war wohl einer der wichtigsten Momente für uns. Da konnten wir sagen: Es ist geschafft, die Gründung ist vollzogen und es funktioniert alles so, wie erwartet.

Welche Aufgaben stehen noch an?

Wir sind jetzt am Finetuning. Viele Prozesse sind neu und müssen für das Team noch zur Routine werden. Das wird noch etwas Zeit brauchen. Hier hilft uns die Team-Motivation. Es gibt aber keine eigentlichen Baustellen. Alles läuft im normalen Rahmen.

Im Februar 2013 sind Sie zu Philips gestos­sen, und nun sind Sie knapp drei Monate von der Schweizer Philips-Niederlassung unabhängig? Was sind Ihre Erfahrungen, welches Fazit ziehen Sie?

Als ich vor rund einem Jahr zu Philips kam, wusste ich, dass diese Veränderungen passieren würden, und wir haben in der ganzen Zeit darauf hingearbeitet, um alles möglichst reibungslos über die Bühne zu bringen. Heute kann ich sagen: Wir sind auf Kurs.

Wie verlief Ihr Weihnachtsgeschäft?

Wir sind sehr zufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft und konnten uns über einen erfreulichen Jahresendspurt freuen. Zudem haben wir auch positive Rückmeldungen vom Handel bekommen, dass die Ware gut abverkauft worden sei.

Wird Woox Innovations in Zukunft auch als Markenname eingesetzt oder bleibt es ausschliesslich beim Brand Philips?

Wir entwickeln, produzieren und vermarkten die Marken "Philips" und "Philips Fidelio". Mit diesen Schwerpunkten werden wir den Schweizer Markt bearbeiten.

Wie geht es mit Woox Innovations weiter? Philips wollte die Lifestyle-Entertainment-Sparte ja an Funai verkaufen, doch im letzten Moment platzte der Deal. Wird nach einem neuen Käufer gesucht, oder bleibt Woox Innovations eine Philips-Tochter?

Es wäre alles spekulativ. Wir konzentrieren uns auf das neu geschaffene Unternehmen Woox Innovations und alles andere wird sich ergeben. Ich kann nicht sagen, wie es dort weitergeht. So wie es jetzt ist, ist es gut, und sollte sich Philips entscheiden, einen Käufer für Woox zu finden, dann ist es auch okay.

Wie wollen Sie die Produkte aus dem Hause Woox Innovations im Schweizer Markt positionieren?

Im Handel sichtbar und somit auch im Kontakt mit den Konsumenten sind die Marken Philips und Philips Fidelio. Unsere Kommunikation richten wir unter der Marke Philips und dem Slogan "You need to hear this" eher auf jüngere, urbane Konsumenten aus. Unter der Marke Philips Fidelio bündeln wir unsere Produkte, die ein gehobenes Qualitätsversprechen für die Konsumenten aufweisen. Fidelio richtet sich an audiophile Konsumenten mit dem Versprechen, die beste Sym­biose aus Klang, Design und Konnektivität zu ermöglichen. Für Fidelio setzen wir hierbei gleichzeitig auf eine selektive Distributionsstrategie.

Wie sieht Ihre Distributionsstrategie in der Schweiz aus?

Wir distribuieren beide Marken, also Philips und Philips Fidelio für Sound-Puristen in allen Kanälen. Unser Portfolio erlaubt eine breite und abgestimmte Distribution in allen relevanten Kanälen. Wir vertreiben unsere Produkte stationär sowie natürlich auch im wichtigen Onlinekanal. Für Philips Fidelio streben wir allerdings eine eher selektive Distribution an, um den Ansprüchen in der Betreuung und Schulung des beratenden Fachhandels optimal gerecht zu werden. Grundsätzlich können sowohl der stationäre Fachhandel als auch Onlineshops Fidelio-Partner werden, wenn sie sich entsprechend zertifizieren lassen.

Gerade ist die CES über die Bühne gegangen. Auf welche CES-Neuheiten freuen Sie sich besonders?

Für uns ist global gesehen die IFA die wichtigste Messe und für die Schweiz die CE-Expo. Wir sind auf der CES aber dennoch präsent und haben auch einige neue Produkte vorgestellt, die auch CES-Awards gewonnen haben. Zu den Award-Gewinnern gehört etwa die Fidelio E5 (CSS7235) mit Surround-Sound-on-Demand oder der Fidelio-M1BTBL-Bluetooth-Kopfhörer. Wir hatten auch einige sehr gute Termine in Las Vegas mit unseren Handelspartnern und sind daher mehr als zufrieden mit dem Verlauf der CES.

Was kann der Handel in der Schweiz von Woox Innovations erwarten? Ihre Message an den Handel?

Wir wollen dem Handel nach einem spannenden Jahr 2013 mit einigen Änderungen Kontinuität bieten, möchten konstruktiv und partnerschaftlich mit unseren Handelspartnern unsere gemeinsame Zukunft gestalten. Die Weichen dafür sind gestellt. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Handelspartnern unsere Strategie noch fokussierter umzusetzen. Dabei geht es natürlich in erster Linie um die kontinuierliche Weiterentwicklung von Woox Innovations hin zu einer Connected Entertainment Company.

Persönlich

Antonio Giammarinaro ist verheiratet und hat zwei Töchter. Seine Wurzeln hat er in Italien. Vor seiner Tätigkeit bei Philips und jetzt Woox war Giammarinaro 15 Jahre bei Sony. Diese Erfahrungen in der Unterhaltungselektronik bei Sony haben ihn "im Verhalten und im Tun geprägt", wie er sagt. Vor Sony durchlief er verschiedene Stationen im Verkauf, etwa bei Electrolux oder L'Oréal. Antonio Giammarinaro bezeichnet sich als "100-prozentigen" Familienmenschen.

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