Marktreport

Digitale Trendwende im Audio-Markt

Uhr | Aktualisiert

Im Audio-Markt herrscht dank Multiroom Hochstimmung. Hochwertige Geräte mit Vernetzungslösung kurbeln die Verkaufszahlen an. Gut informierte Händler dürften vom Smartphone-Boom profitieren.

2014 dürfte ein gutes Jahr für den Audio-­Markt werden. Die einst negativen Prognosen haben sich ins Positive gedreht. Gingen die Analysten von GfK Switzerland im Vorjahr noch von einer Minusentwicklung für 2014 aus, erwarten sie nun ein ansprechendes Plus von 13,2 Prozent. Demnach könnte der Schweizer Audio-Markt den Gesamtumsatz von 174 Millionen auf 197 Millionen Franken steigern.

Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass der Markt im Vorjahr ein Umsatzminus von 2,4 Prozent erlebte, obwohl mit 377'000 Geräten leicht mehr als im Jahr davor verkaufte wurden (plus 0,3 Prozent). Das Minus dürfte aber in Anbetracht der Prognose für 2014 nur ein kleiner Dämpfer in der Gesamtstatistik sein. Die Jahre davor erlebte der Markt, insbesondere zwischen 2010 und 2011, starkes Wachstum. Das war damals auch bitter nötig, denn zwischen 2005 und 2009 musste der Handel herbe Umsatzrückgänge hinnehmen.

"Im Audio-Markt herrscht dank Multiroom Hochstimmung"

Das scheint nun aber vorbei. In Anbetracht der Entwicklung des CE-Marktes sind die Zeichen im Audio-Markt positiv. "Im Audiosegment herrscht dank Multiroom Hochstimmung", sagte Hans-Joachim Kamp, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (GfU) im Rahmen der IFA. Audioprodukte veränderten sich durch das Smartphone-Hoch und den Trend zur Vernetzung nachhaltig.

Der Vernetzungsgedanke verschafft der Branche ein Hoch. Fast 200 Millionen Franken soll der Handel dieses Jahr umsetzen, wobei er sich gerade jetzt auf das traditionell starke Weihnachtsgeschäft freuen darf. Der Schweizer Handel soll dieses Jahr gemäss GfK-­Switzerland-Prognose 448'000 Audiogeräte verkaufen. Dazu zählen die Analysten Audio-Home-Systeme mit oder ohne Vernetzungsmöglichkeit, Netzwerkmusiksysteme und Heimkinosysteme. Weitere Kategorien machen Tuner/Verstärker/Receiver und Lautsprecher aus. Zudem listet GfK Switzerland weiterhin CD-, Kassetten- und Mini-Disc-­Player/-Recorder auf. Diese machen aber spätestens mit dem Siegeszug der Smartphones einen vernachlässigbaren Umsatzwert von unter einer Million Franken aus. Sie erleben dieselbe negative Entwicklung wie auch MP3-Player.

Steigende Nachfrage nach hochwertigen Geräten

Der Verbreitungsweg geschieht digital. Das dürfte viele Liebhaber schmerzen. Doch den Handel sollte es freuen. Er hat sein Tief überwunden, indem er auf den Vernetzungstrend reagierte. Die Zahlen bestätigen es. Die High-­End-Swiss-Veranstalterin High End Society sagt auch, dass die Hi-Fi-Branche das Potenzial des modernen Wohnzimmers schon lange erkannt habe. Auch die GfU meint, dass sich heute die meisten Musikkomponenten und Surround-Anlagen drahtlos oder drahtgebunden mit dem Heimnetz verbinden lassen, um zentrale Mediensammlungen für die Wiedergabe abzurufen.

Audiogeräte mit Verbindung zum Heimnetz könnten zumeist auch Internetradio empfangen. Zudem wird die Tonqualität immer besser. Laut GfU unterstützen immer mehr Geräte hochauflösende Tonformate – können also Musikkonserven wiedergeben, die mit besonders anspruchsvollen Verfahren codiert sind. Das sorgt für Nachfrage im Markt. Das Analystenhaus ABI Research erwartet etwa starkes Wachstum über die nächsten fünf Jahre bei Bluetooth-Speakern.

Dabei sind nicht nur preisgünstige Lautsprecher gefragt. ABI-­Research-Analyst Thomas McCourtie meint vielmehr: "Die Leute sind bereit, für hochwertige Audioprodukte und bekannte Marken einen entsprechenden Preis zu bezahlen." Zahlreiche Musik-Strea­ming-­Dienste würden ebenfalls dazu beitragen, den Umsatz von Bluetooth-Speakern und Kopfhörern zu steigern. So stiegen die Lautsprecherverkäufe seit 2008 laut GfK Switzerland kontinuierlich. Vor zehn bis fünf Jahren lagen die Umsätze noch zwischen 33 bis 36 Millionen Franken, bis sie mit dem Einzug der Smartphones kontinuierlich in die Höhe schossen. Dieses Jahr sollen Lautsprecher mit einem prognostizierten Verkauf von 139 000 Stück einen Umsatz von 65 Millionen Franken erzielen. Das wären 18 Millionen Franken mehr als noch im Vorjahr. Dank des anhaltenden Wachstums sind Lautsprecher seit 2012 der wichtigste Umsatzträger im Audio-­Markt.

Für nächstes Jahr erwarten die Analysten aber Verkäufe auf vergleichbarem Niveau wie 2014. Mittlerweile sind auch zahlreiche Lautsprecher in unzähligen Varianten verfügbar, wie an der IFA zu sehen war. WLAN- oder Bluetooth-Lautsprecher zählte die GfU denn auch zu einem der Trendprodukte der diesjährigen Messe.

Prognostizierte Verdoppelung der vernetzten Musiksysteme

Den zweitgrössten Brocken nach den Lautsprechern machen im Audio-Markt mittlerweile die vernetzten Musiksysteme aus. Ihr Anteil stieg in wenigen Jahren rasant an. Vergangenes Jahr gab es schon fast eine Verdoppelung auf 50 000 Geräte und 21 Millionen Franken Umsatz. Dieses Jahr soll die Nachfrage auf 90'000 Geräte beziehungsweise 32 Millionen Franken Umsatz ansteigen. Das soll laut GfK Switzerland auch nächstes Jahr so weitergehen.

Das trifft auch auf die Audio-Home-Systeme mit Vernetzungsmöglichkeit zu. Ihr Umsatz steigt dieses Jahr gemäss Prognose von 14 auf 26 Millionen Franken. Nächstes Jahr sollen es dann schon 30 Millionen Franken Umsatz sein. Zwar steige auch die Nachfrage höherwertiger Geräte wie Receiver oder Verstärker. Die Entwicklung geht nach einem mehrjährigen Hoch aber wieder nach unten. Nach 38'000 verkauften Geräten für 31 Millionen Franken im vergangenen Jahr sollen es 2014 nur noch 35'000 Produkte für 30 Millionen Franken sein. Der leichte Abwärtstrend soll auch nächstes Jahr anhalten.

Rückgang bei Systemen ohne Vernetzungslösung

All dies geht auf Kosten der Audio- und Heimkino-Systeme ohne Vernetzungslösung. Ihr Rückgang ist dramatisch und macht mit einem zusammengerechneten prognostizierten Umsatz von 44 Millionen Franken 2014 noch weniger als ein Drittel im Vergleich zu vor zehn Jahren aus. Das soll auch die nächsten Jahre so weitergehen. Der Markt sollte also auf Vernetzung setzen. Er erlebt zudem mit dem Smartphone-Boom eine Renaissance in anderen, verwandten Segmenten. Kunden kaufen etwa modische Accessoires wie Kopfhörer gleich mehrmals für verschiedene Anwendungszwecke, melden die Analysten von Futurehouse Consulting. Der Durchschnittswert in Europa liegt bei vier Kopfhörern pro Nutzer, wobei dazu auch die Kopfhörer zählen, die dem Smartphone beiliegen. So soll der weltweite Markt um gut 10 Prozent wachsen und nächstes Jahr die 10-Milliarden-­Marke knacken. Ein Ende des Wachstums ist laut Futurehouse in naher Zukunft nicht zu erwarten.

Kunden wollen Qualität und Beratung

Neben der Nachfrage nach neuer Technik steigt auch jene nach Qualität und Design der Produkte, glaubt die High End Society. Der Handel sollte also auf hochwertige Geräte setzen. Laut GfK Switzerland wird die Nachfrage zwar immer noch durch günstige Produkte stimuliert, die Zuwächse würden allerdings durch qualitätsbewusste Käufer mit gut gefülltem Portemonnaie generiert. High-­End-Produkte würden in hohem Masse von positiven Assoziationen mit Qualität, Präzision, Zuverlässigkeit und Exklusivität profitieren. Dabei muss der Handel laut GfK Switzerland beachten, dass die Bedeutung der Kundenberatung steige. Neue Technik verlange nach Beratung, gut informierte ­Verkäufer sollten also ebenfalls vom Smart­phone-­Boom profitieren können.

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