Reise ins sprachliche Fettnäpfchen

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Leslie Haeny, stellvertretende Chefredaktorin. (Source: Netzmedien)
Leslie Haeny, stellvertretende Chefredaktorin. (Source: Netzmedien)

«Kaufen Sie zu viel Sie wollen, von 9 bis 20:30 Uhr und zurück.» So stand es in einer Hotelbroschüre, die meine Eltern vor knapp 25 Jahren für den anstehenden Ägypten-Urlaub erhalten hatten. Eine solch kuriose Übersetzung würde man heute wohl einer Übersetzungssoftware zuschreiben. Schliesslich sind diese weit verbreitet, häufig kostenlos und bei vielen Unternehmen im Einsatz. Bei der 1999 verteilten Broschüre handelte es sich aber eher um einen menschlichen Patzer, denn die Übersetzungstools hatten ihren gros­sen Durchbruch erst in den 2000er-Jahren, nicht zuletzt durch die Lancierung von Google Trans­late im Jahr 2006.

Trotzdem kam mir beim Ausprobieren der Liveübersetzung des im Januar lancierten Samsung Galaxy S24 Ultra nicht der Youtube-Kanal in den Sinn, der sich einen Spass daraus macht, Disney-Songs aus der Originalsprache mehrmals mit Google Translate in andere Sprachen und wieder zurück ins englische Original zu übersetzen. Auch nicht der Moment, als mein Partner und ich, umringt von vier mit Smartphones bewaffneten Angestellten in einem Tokioter Restaurant, nach der korrekten englischen Übersetzung für «Dashi» suchten. Und auch nicht der Tag, an dem die Redaktion die automatisch generierten Untertitel von Google Meet entdeckte und schnell feststellte, dass Schweizerdeutsch zu äusserst amüsanten Resultaten führt. Nein, es war genau der Satz aus der Hotelbroschüre von damals.

Die Liveübersetzungsfunktion beim Telefonieren wäre nämlich sehr nützlich, wenn das Gesprochene nicht so leicht missverstanden würde, denn das Tool spuckte amüsante Phrasen aus. Beim Übersetzen vom Englischen ins Deutsche machte das Gerät etwa aus «I’m already on my way» «Ich bin schon mein Weg». Aus «Gut, dann bestelle ich uns Burger» wurde «Shortly, then I order burgers» und «Perfect. See you later bye» kam am anderen Ende als «Perfekt. Sehen Sie später antworten» an. Für diplomatische Gespräche zwischen Regierungsangestellten sollte man daher besser nicht auf diese Funktion setzen. Auch, weil die KI nicht zwischen einer Frage und einer Feststellung unterscheidet. Glücklicherweise informiert das Gerät aber zu Beginn des Anrufs darüber, dass es sich um ein automatisch übersetztes Gespräch handelt, sodass einem wohl der eine oder andere Tritt ins sprachliche Fettnäpfchen vergeben wird.

Auch wenn Sprach- und Übersetzungstools in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht haben, stos­sen sie – wie dieses Beispiel zeigt – noch immer an ihre Grenzen. Bei der Nutzung lohnt es sich daher, sich nicht nur auf die Tools zu verlassen, damit man am Ende nicht kauft, «zu viel» man will.          

Und falls Sie nun wissen möchten, was das Samsung-Gerät sonst noch kann, lesen Sie das Hands-on

Ich wünsche viel Lesevergnügen.  

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