Britische Studie

Elektroautos verursachen doppelt so viele Unfälle mit Fussgängern wie Verbrenner

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von Lia Perbo und msc

Gemäss einer neu veröffentlichten Studie fahren Elektro- und Hybridfahrzeuge doppelt so häufig Fussgänger an wie Verbrenner. Insbesondere in städtischen Umgebungen sind sie schwer hörbar. In der Schweiz dürfte das Problem allerdings nicht allzu gross sein.

(Source: Colby Winfield / unsplash.com)
(Source: Colby Winfield / unsplash.com)

Elektroautos mögen zwar weniger schädlich für die Umwelt sein als Diesel und Benziner - im Strassenverkehr können sie die Sicherheit jedoch erheblich gefährden. Für Fussgänger und Fussgängerinnen ist die Wahrscheinlichkeit, von einem Elektroauto angefahren zu werden, doppelt so hoch wie von einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Zu diesem Schluss kommt eine Forschungsgruppe der London School of Hygiene & Tropical Medicine. 

Die Forschenden analysierten Daten von Verkehrsunfällen, die sich zwischen 2013 und 2017 in Grossbritannien zugetragen haben. Bei Elektro- oder Hybrid-Fahrzeugen beträgt die durchschnittliche jährliche Unfallrate pro 100 Millionen insgesamt zurückgelegter Meilen (knapp 161 Millionen Kilometer) 5,16, während sie bei gleicher Fahrstrecke für Diesel- oder Benzinautos lediglich bei 2,40 liegt. In städtischen Gebieten ist das Kollisionsrisiko mit Elektrofahrzeugen sogar noch höher. 

Grund dafür sei unter anderem der Unterschied in der Geräuschkulisse, vermuten die Forschenden. Menschen hätten sich daran gewöhnt, sich nähernde Autos und deren Distanz am lauter werdenden Motorengeräusch zu erkennen. Elektroautos seien dafür zu leise.

Künstliches Motorengeräusch mittlerweile Pflicht

In der Schweiz dürfte sich dieses Problem mittlerweile entschärft haben: Seit 2021 müssen Elektrofahrzeuge künstlichen Lärm erzeugen. Dafür müssen sie mit dem akustischen Fahrzeugwarnsystem AVAS (Acoustic Vehicle Alerting System) ausgerüstet sein. Bis zu einer Geschwindigkeit von 20 km/h sowie beim Rückwärtsfahren erzeugt das Fahrzeug ein künstliches Geräusch, das dem Klang eines Verbrennungsmotors ähnlich sein muss. "Kreative" Geräusche – etwa Tierstimmen oder Glocken­geläut – sind nicht erlaubt, wie einer Mitteilung des Bundesamts für Umwelt (BAFU) zu entnehmen ist. 

Allerdings könnte noch ein weiterer Faktor für die höheren Unfallraten verantwortlich sein, wie der "Guardian" schreibt: Moderne Elektroautos beschleunigen meist schneller und sind zudem deutlich schwerer als ihre Verbrenner-Äquivalente. Vor allem Letzteres sorge dafür, dass die Bremswege grösser sind. 

Übrigens: Die Internationale Energie Agentur (IEA) rechnet für 2024 mit einem Anstieg von 14 auf 17 Millionen E-Autos. Damit wäre mehr als jedes fünfte weltweit verkaufte Auto elektrisch. Mehr dazu lesen Sie hier

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