Stromfresser

Geplantes Rechenzentrum in Schaffhausen erntet Kritik

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von René Jaun und tme

Ein im Bau befindliches Rechenzentrum in Schaffhausen sorgt für rote Köpfe. Grund ist dessen Strombedarf von bis zu 350 Gigawattstunden pro Jahr - knapp drei Viertel des kantonalen Strombedarfs.

(Source: Rawpixel.com / Freepik)
(Source: Rawpixel.com / Freepik)

Wenige Kilometer entfernt vom Schaffhauser Rheinfall baut die US-amerikanische Firma Stack Infrastructure ein Rechenzentrum. Es ist auf 8000 Quadratmetern angesiedelt und soll bis zu 350 Gigawattstunden pro Jahr benötigen, wie der "Blick" berichtet.

Damit liege der Energiebedarf der neuen Serverfarm bei knapp drei Vierteln des Bedarf des ganzen Kantons Schaffhausen, heisst es unter Berufung auf einen Vergleich mit Zahlen aus dem Jahr 2020, als Schaffhausen 481 Gigawattstunden verbraucht hatte.

Um den stetig wachsenden Strombedarf des Kantons zu decken, will der Kanton einen Teil des Rheinfalls für ein Kraftwerk nutzen. Und um das Rechenzentrum mit genügend erneuerbarer Energie zu versorgen, bauen die Schaffhauser Elektrizitätswerke gleich neben der Bauparzelle von Stack Infrastructure ein Unterwerk.

Der immense Energiebedarf sorgt für politische Kritik. Namentlich zitiert Blick SP-Kantonsrätin Eva Neumann. Ihr stosse sauer auf, "dass man einen Stromfresser, wie das geplante Serverzentrum, willkommen heisst, während man über den Rheinfall als Energielieferant nachdenkt", heisst es im Artikel. Weiter kritisiert die Politikerin die Tatsache, dass die Baupläne "in aller Stille" bewilligt und binnen 100 Tagen bewilligt wurden. "Jede Scheune muss normalerweise länger auf eine Bewilligung warten. Angesichts der Dimensionen und des Stromhungers dieser Serverfarm ist das für mich völlig unverständlich", lässt sie sich zitieren.

Zudem seien in Zusammenhang mit dem Data Center keinerlei Umweltauflagen erlassen worden. Laut dem Blick werde die neue Anlage demnach zukünftig die Energie von 88 Gigawattstunden Strom völlig ungenutzt als Abwärme in den Himmel über Schaffhausen freisetzen. Der Kanton habe zwar in einer Studie geprüft, ob die Abwärme doch noch genutzt werden könne und wolle die Ergebnisse demnächst veröffentlichen. Doch laut Neumann gibt es am Bauort kein Fernwärmenetz.

Ein Sprecher von Stack Infrastructure zeigt sich Blick gegenüber guten Mutes: "In Oslo setzen wir erfolgreich ein Wärmewiederverwertungsprogramm um, das bis zu 5000 lokale Haushalte beheizt. Wir sind optimistisch, was die Möglichkeit in Schaffhausen angeht – aber wir brauchen einen Partner, mit dem wir zusammenarbeiten können."

Der Betrieb von Serverräumen und Rechenzentren ist sehr stromintensiv. Eine Studie zeigt jedoch, dass sich rund 45 Prozent des Verbrauchs mit geeigneten Massnahmen einsparen liessen, wie Sie hier lesen können.

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