James Dyson in der Kritik

Sag zum Abschied leise Servus: Sony und Dyson verlassen England

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von Elektrojournal

Dyson und Sony haben ihren Abschied von England verkündet. Sony verlegt seinen Europa-Hauptsitz nach Amsterdam, der britische Hersteller Dyson zieht den gesamten Hauptsitz nach Singapur. Britische Politiker werfen Dyson-Gründer James Dyson Heuchelei vor.

Der Brexit wirft auch in der Elektrobranche seine Schatten voraus. Nachdem Panasonic seinen Europa-Hauptsitz bereits im Vorjahr in die Niederlande übersiedelte, folgen nun auch Sony und Dyson. Letzterem wird "unverschämte Scheinheiligkeit" vorgeworfen.

Besonders lustig ist's ja im Fall von Dyson wirklich. Das eigentlich britische Unternehmen verlegt seinen Hauptsitz nämlich nach Singapur. Mit dem bevorstehenden Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union habe das aber nichts zu tun, versicherte das Unternehmen am Dienstag, sondern wegen der hohen Nachfrage in Asien. Dyson-Gründer James Dyson ist zwar ein glühender Brexit-Befürworter, aber offenbar kein Feind seines Geschäfts beziehungsweise Geldes.

Von britischen Politikern kam deswegen auch gleich heftige Kritik an dem Umzug. So sprach der Labour-Abgeordnete Wes Streeting von "Heuchelei". James Dyson habe kein Gefühl der Verantwortung gegenüber seinen Arbeitern oder seinem Land. Der konservative Abgeordnete Sam Gyimah warf Dyson vor, all jene Menschen "verraten" zu haben, "die ihm als britischem Unternehmer, der sich für den No-Deal-Brexit eingesetzt hat, geglaubt haben".

Scharf äusserte sich auch die Kampagne "People's Vote", die sich für ein zweites Brexit-Referendum stark macht. "Die unverschämte Scheinheiligkeit der führenden Brexit-Befürworter ist grenzenlos: Heute wurde bekannt, dass einer der grössten Unterstützer des Brexit, James Dyson, sein Hauptquartier aus dem Vereinigten Königreich abzieht."

Dyson hatte sich vor dem EU-Austrittsreferendum im Juni 2016 als einer von wenigen Wirtschaftsbossen klar für den Brexit ausgesprochen. Er kritisierte vor allem die seiner Ansicht nach überbordenden EU-Regulierungen. Schon Ende 2017 rief er die Regierung in London auf, die EU ohne Vereinbarung mit Brüssel zu verlassen. Nach dem Brexit solle die Wirtschaft mit niedrigeren Unternehmenssteuern und laxeren Arbeitsgesetzen gestützt werden, meinte er damals in einem BBC-Interview.

Nur juristische Übersiedlung bei Sony

Der Verwaltungssitz von Sony Europe wird bis Ende März von London nach Amsterdam verlagert, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Ziel sei es, "umständliche Zollprozeduren zu vermeiden", sollte Grossbritannien ohne ein Abkommen zu den künftigen Beziehungen aus der EU austreten.

Bereits im Vorjahr hat Sony eine neue Firma in den Niederlanden registrieren lassen und will seinen europäischen Sitz nun dort integrieren. Dabei handelt es sich um einen rechtlichen Schritt, um die europäische Vertretung von Sony "in der EU" zu belassen. Das in Grossbritannien für Sony arbeitende Personal und das tägliche Geschäft sollen nicht verlagert werden.

Dieser Artikel erschien zuerst am 23. Januar auf elektrojournal.at.

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