GAV fürs Elektrogewerbe

Was die Unia vom VSEI verlangt

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Die Unia hat vor dem Sitz des Verbands Schweizerischer Elektro-Installationsfirmen für bessere Arbeits- und Lohnbedingungen demonstriert. Sascha Hardegger, Kommunikations- und Kampagnenleiter der Unia, spricht im Interview über die Ziele der Gewerkschaft.

Sascha Hardegger, Leiter Abteilung Kommunikation und Kampagnen, Unia. (Source: Unia)
Sascha Hardegger, Leiter Abteilung Kommunikation und Kampagnen, Unia. (Source: Unia)

Die Unia fordert im Rahmen der diesjährigen Erneuerung des Gesamtarbeitsvertrages (GAV) eine substantielle Verbesserung der Arbeits- und Lohnbedingungen von Elektrikern. Dafür demonstrierte sie am 19. Mai mit nach eigenen Angaben mehr als 400 Elektrikern vor dem Sitz des Verbands Schweizerischer Elektro-Installationsfirmen VSEI. Die Redaktion hat Sascha Hardegger, Leiter Abteilung Kommunikation und Kampagnen bei der Unia, nach den Zielen der Gewerkschaft gefragt.

Warum kam es zur Demonstration vor dem VSEI-Sitz?

Die Elektriker wollen erhebliche Verbesserungen in ihrem neuen GAV. Dieser wird aktuell verhandelt. Zugleich stehen mit der fortschreitenden Digitalisierung grosse Herausforderungen bevor, welche die Branche stark betreffen wird. Der VSEI kam mit "weltfremden" Abbauprojekten wie Lohnkürzungen und einer Änderung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 44 Stunden an den Verhandlungstisch. Und dies angesichts der Tatsache, dass immer weniger junge Menschen bereit sind, zu den bestehenden Arbeitsbedingungen diesen Beruf weiter auszuüben. Diese Forderungen haben nichts mit der aktuellen Realität der Arbeitnehmenden und den Unternehmen zu tun und nichts mit den vor uns liegenden Herausforderungen. Als Folge der starken Mobilisierung vom vergangenen Samstag zog der VSEI die Forderung nach einer Erhöhung der Arbeitszeit zurück. Dies ist für uns ein erstes, ermutigendes Zeichen.

Wie zuversichtlich sind Sie, dass die Verhandlungen zum neuen GAV fristgerecht abgeschlossen werden?

Es ist schwierig, dies zum jetzigen Zeitpunkt zu sagen. Dies hängt wesentlich davon ab, wie die Verhandlungen ausgehen. Klar ist: Mit dem Status quo geben sich die Elektriker nicht zufrieden. Sie sind entschlossen, ihren Forderungen auch Gehör zu verschaffen.

Wie zuversichtlich sind Sie, dass der neue GAV eine substantielle Verbesserung der Arbeits- und Lohnbedingungen bietet?

Wir sind überzeugt: Die aktuelle Situation muss sich ändern. Die Unzufriedenheit wächst. Die nationale Mobilisierung, die rund 400 Personen in Zürich zusammenbrachte, war in der Branche beispiellos. Ein weiteres Zeichen: Die Elektriker reichten eine Petition mit fast 4500 Unterschriften ein, um Verbesserungen zu fordern.

Wie hoch soll der Arbeitslohn im GAV mindestens sein?

Eine absolute Zahl zu geben, würde nicht viel Sinn machen. Wir stellen jedoch fest, dass die Gehälter im Strombereich deutlich unter denen anderer Baugewerbe liegen und verbessert werden müssen. Dies ebenfalls, um die Attraktivität der Branche zu erhalten. Besonders für die zahlreichen jungen Berufsleute, die bereits nach wenigen Jahren ihren Job wieder verlassen. Wir fordern deshalb eine Erhöhung der Reallöhne um 150 Franken und der Mindestlöhne um 200 Franken pro Monat.

Welche Massnahmen muss der VSEI bezüglich des Digitalisierungsprozesses treffen?

Die derzeit laufende Digitalisierung aller Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft wird der Elektroindustrie viel Arbeit bringen. Dies ist eine Chance, die es zu nutzen gilt. Es ist aber auch ein Risiko, wenn die Arbeitgeber diesen starken Trend nicht antizipieren. Mit der Digitalisierung einher geht die laufende technische Entwicklung. Und dies bedingt, dass sich die Mitarbeitenden laufend weiterbilden. Und genau deshalb fordern wir, die aktuellen Weiterbildungstage pro Jahr von aktuell drei auf fünf Tage zu erhöhen. Dies ist denn auch ein absolutes Minimum, um die Beschäftigungsfähigkeit von Elektrikern während ihrer gesamten Laufbahn zu erhalten.

Was raten Sie dem VSEI, um die Attraktivität des Berufprofils Elektriker bei Jungen zu fördern?

Die Attraktivität einer Branche ist eng mit den Arbeitsbedingungen und Vorteilen der Arbeit verbunden. Die Löhne spielen dabei zweifellos eine grosse Rolle, weshalb wir Mindestlöhne und einen 13. Monatslohn fordern. Die derzeitigen Gehälter entsprechen nicht den Anforderungen an Ausbildung und Verfügbarkeit. Auch der Stromsektor hinkt bei den Vergütungen weit hinterher. Beispielsweise auch, was die Entschädigung für Mittagessen betrifft. Aktuell werden 12 Franken vergütet, wir fordern 20 Franken. Durch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen kann die Branche hoffen, dass ihnen die jungen Berufsleute erhalten bleiben und so ihren Nachwuchs sichern. Aber wir dürfen auch die älteren Arbeitnehmer nicht vergessen, wo wir die Einführung eines Vorruhestandes mit 62 Jahren fordern.

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