Neuer Inhaber im Interview

Was Thomas Nauer mit Solis plant

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Thomas Nauer ist seit vier Jahren CEO von Solis. Zu Jahresbeginn hat er auch die Aktienmehrheit von seinem Vater übernommen. Der neue Inhaber des Schweizer Traditionsunternehmens sagt im Interview, wie er Solis ausrichten will und was dies für den Handel bedeutet.

Thomas Nauer, CEO von Solis (Quelle: Netzmedien)
Thomas Nauer, CEO von Solis (Quelle: Netzmedien)

Sie sind seit Jahresanfang neuer Inhaber der Solis-Gruppe. Wie wollen Sie Solis ausrichten?

Thomas Nauer: Ich will mich zuerst bei meinen Eltern für ihr Vertrauen in mich bedanken. Damit eine saubere CEO-Übergabe stattfinden konnte, vermittelte meine Mutter zwischen mir und meinem Vater, da wir nur das Beste für die Firma wollen, aber nicht unbedingt immer gleicher Meinung sind. Seit den vier Jahren als CEO gibt mir mein Vater nun freie Hand und hinterfragt die Firmenstrategie nur im Verwaltungsrat. Ich will Solis nicht weiter umkrempeln, sondern den eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolgen. Wir haben in den letzten Jahren schon viel erreicht.

Was haben Sie verändert?

Wir haben ein neues Management-Team mit Gregor Bosshard als CFO, Rosanna Burlet als HR-Verantwortliche und Martin Hurter für die Produktentwicklung/Einkauf und Enrico Bellinetto als CTO. Seither ändern wir vieles, das man nicht auf den ersten Blick sieht. Etwa mit einem neuen ERP-System, das 2018 startet. Oder mit zehn neuen Mitarbeitern im Bereich Forschung und Entwicklung für unser Produktionswerk in Mendrisio und anderen Standorten. Ausserdem verlegten wir den Kundendienst ins Tessin. So bekommen die Entwickler direkte Rückmeldung über die Qualität unserer Produkte. Zudem gründeten wir viele Niederlassungen.

Wie wirkte sich die Investition in Forschung und Entwicklung aus?

Wir konnten seither viele Neuheiten lancieren wie etwa einen unbeschichteten Teppanyaki-Grill, auf dem man direkt schneiden kann. Solche Projekte dauern oft etwas länger, aber nur so entstehen einzigartige Produkte.

Wie wollen Sie das Solis-Sortiment ausrichten?

High-End ist unsere Nische. Wir bieten in der Schweiz Produkte im Mittel- bis High-End-Bereich an. Allerdings kostet unser günstigster Wasserkocher 69 Franken, da sind andere schon im High-End-Bereich.

In welchen Ländern sind die neuen Niederlassungen?

2016 bauten wir eine Tochter in Japan auf, davor eine in den Niederlanden, eine in Singapur und eine in China. Sie übernehmen den Vertrieb und das Marketing in der Region und melden ihre Bedürfnisse ans Produktionswerk im Tessin oder nach Glattbrugg.

Hat der neue Fokus Richtung Fernost damit zu tun, dass Sie vor Ihrer Zeit bei Solis in China bei Nestlé gearbeitet haben?

Das trifft sicher auf China zu, ja. Das Land ist aber auch deshalb interessant, weil unsere Lieferanten dort sind und der Absatz gross ist. In Japan waren wir seit 1976 mit einem Distributor vertreten, bis wir letztes Jahr den Vertrieb selbst in die Hand genommen haben.

Wieso gründeten Sie nach Deutschland auch eine Niederlassung in den Niederlanden?

Der Benelux-Markt ist wichtig für uns. Es gibt Überschneidungen, aber "Business is local". Die Kunden erwarten, dass sie in ihrer Sprache betreut werden. Belgien ist mit der Schweiz vergleichbar: Es dauert seine Zeit, bis man das Vertrauen der Kunden gewinnt, aber wenn man es hat, wird es eine langfristige Zusammenarbeit.

Was ist mit Märkten wie Italien oder Frankreich?

Wir stehen gerade mit einem italienischen Importeur in Verhandlungen. In Frankreich haben wir einen Partner, der ausgewählte Produkte von uns unter einer eigenen Marke vertreibt. Unser Ziel sind eigene Niederlassungen, die wir Schritt für Schritt aufbauen, damit wir uns nicht verzetteln. Geplant ist, dass jedes Jahr ein bis zwei neue Länder dazukommen.

Wie profitiert Solis als Schweizer Hersteller von der Swissness-Regel, die besagt, dass 60 Prozent der Wertschöpfungskette eines Produkts in der Schweiz stattfinden müssen?

Das wird uns einen grossen Schub geben. Wir sind glaubwürdig mit unseren Swiss-Made-Produkten in Mendrisio und können die Regel ohne Probleme einhalten. Wir können als einziger Schweizer Hausgerätehersteller mit Spritzgussmaschinen Haartrockner produzieren.

Wie stark traf Sie als Schweizer Hersteller die Euro-Thematik?

Das tat uns sehr weh. Als unsere Marge erodierte, mussten wir die Preise im Euro-Raum anheben. Aber weil das auch andere Schweizer Hersteller taten, gewöhnten sich unsere Kunden schnell daran. Ausserdem wurde der US-Dollar etwas teurer, was das Ganze ausglich. Heute haben wir kein Problem mehr mit der Währungslage.

Welche Bedeutung hat der Schweizer Markt für Solis?

Eine sehr grosse Bedeutung, die Schweiz ist unser Heimmarkt. Wir haben zum Teil sehr partnerschaftliche Beziehungen zu unseren Schweizer Kunden. Wir sind froh um ihre Feedbacks und konnten so auch schon viele spezielle Produkte entwickeln. Der Schweizer Markt macht rund 40 Prozent unseres Gesamtumsatzes aus.

Soll dieser Anteil so bleiben?

Der Auslandsanteil wird durch unsere neuen Niederlassungen sicher stärker zunehmen. Wir sind mit unserer Positionierung im High-End-Bereich in einer Nische, die nicht gross ist in der Schweiz. Wollten wir hierzulande wachsen, müssten wir in andere Kategorien gehen, und das ist nicht geplant.

Planen Sie keine neuen Produktkategorien?

Wir haben sechs strategische Produktfelder in den Bereichen Küche und Beauty. Der Bereich Klima rundet diese Felder in der Schweiz ab. In diesen Feldern bringen wir jährlich neue Produkte auf den Markt, auch zur FEA Expo. Neue Felder kommen nicht dazu. Wenn wir eine neue Niederlassung gründen, müssen wir erklären, wofür Solis steht. Wenn wir zu breit aufgestellt wären, wüssten wir das selbst nicht mehr.

Sie sprachen die FEA Expo an. Welche Bedeutung haben Fachmessen für Solis?

Messen verlieren an Bedeutung. Ausnahmen sind die FEA Expo und die IFA. Die FEA Expo ist die wichtigste Messe für uns in der Schweiz und ich bin froh um ihren Verkäufertag. Unsere Strategie ist, dass wir die Verkäufer im Geschäft besser unterstützen wollen.

Wie wollen Sie die Verkäufer unterstützen?

Wir stellten unseren Vertrieb um und arbeiten neuerdings auch mit Merchandisern, welche die Verkäufer schulen. Die Verkäufer müssen dem Kunden den Vorteil eines Produkts erklären können. Das Personal auf der Fläche soll geschult sein. Dafür besuchen wir alle Fachhändler, denn der direkte Draht ist uns wichtig. Das kommt sehr gut an. Eigene Verkaufsinseln sind hingegen nicht geplant.

Welche Bedeutung hat der Fachhandel für Solis?

Eine sehr grosse. Ich finde es bedauernswert, dass es immer weniger Fachhändler gibt. Aber wer sich differenziert, einen eigenen Onlineshop bietet, arbeitet oft erfolgreich. Ein Onlineshop ist wichtig, weil viele Jugendliche den stationären Laden gar nicht mehr kennen. Für den Onlineshop braucht es aber aktuellen Content.

Sie bieten selbst Produkte im Onlineshop. Konkurrieren Sie damit mit Ihren Kunden?

Nein, wir wollen keinen Umsatz generieren, uns geht es vor allem um den Zubehörverkauf. Das ist auch eine Erleichterung für die Händler. Wir haben einen der ältesten Onlineshops der Schweiz, wie mein Vater immer sagte. Wir wollen viel in den Content des Onlineshops investieren, damit wir in Kontakt mit den Endkunden kommen.

Was sind die Technologietrends bei Elektrokleingeräten für 2017?

Die Vernetzung ist ein grosses Thema, sie muss aber sinnvoll sein und einen Mehrwert bringen. Solis brachte etwa einen Heizer, den man per App steuern kann. Wir sind an verschiedenen Projekten dran, um die Technologie anwenden zu können.

Welche Geschäftsentwicklung erwarten Sie im Schweizer Elektrokleingeräte-Markt für 2017?

Ich erwarte im Highend-Bereich eine positive Entwicklung. Die Leute wollen Qualität. Das Thema kochen zuhause mit Freunden wird ein immer grösseres Thema. Man macht Dinge bewusster, isst bewusster Fast Food. Damit werden auch die Anforderungen an die Produkte grösser. Wir sehen das auch daran, dass wir immer mehr Glacémaschinen verkaufen.

Wie lautet Ihr Rat an den Fachhandel?

Er muss sich differenzieren. Seine Chance ist die Flexibilität. Er kann schnell auf Trends reagieren, was die Grossen nur bedingt können. Es braucht eine gute Sortimentskombination aus Gadgets und High-End-Produkten. Ausserdem muss das Einkaufen in seinem Laden ein Erlebnis sein.

Mit welchen Inhalten wollen Sie den Onlineshop bespielen

Wir produzieren Videos, die das Produkt erklären. Das sind Anwendungsszenarien oder Rezepte für ein Produkt. Fachhändler unterstützen wir gerne mit Text-, Bild- und Videomaterial. In den Niederlanden bieten wir ausserdem bald eine Live-Beratung an. Zu einem späteren Zeitpunkt soll es das auch in der Schweiz geben.

Persönlich

Thomas Nauer (38) ist seit vier Jahren CEO im Familienunternehmen Solis. Zuvor war Nauer für Nestlé in Peking und Shanghai tätig. Er verfügt über Abschlüsse in Business Studies und International Management. Nauer ist auch Delegierter und Mitglied der Finanzkommission von Unicef Schweiz. Er ist verheiratet und hat eine dreijährige Tochter. In seiner Freizeit kocht Nauer gerne, spielt Squash oder geht Fischen.

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