Interview

"Wir haben den schnellsten Onlineshop der Schweiz"

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Dipl. Ing. Fust feiert sein 50-Jahr-Jubiläum. Das ­Unter­nehmen hat eine bewegte Geschichte. Firmen­leiter Thomas Giger erzählt im Interview, wie es mit Dipl. Ing. Fust ­weitergeht.

Thomas Giger, Dipl. Ing. Fust
Thomas Giger, Dipl. Ing. Fust

Dipl. Ing. Fust feiert seinen Fünfzigsten. Welche Aktivitäten sind zu diesem Anlass geplant?

Thomas Giger: Von September bis Ende Oktober lief unser grosses Millionen-Spiel, wo wir an unsere Kunden jeden Tag verschiedenste Produkte aus unserem Sortiment verlosten, darunter Küchen, Waschtürme, TV-Geräte und als Hauptpreis ein Auto. Ausserdem profitieren unsere Kunden schon das ganze Jahr von sehr attraktiven Jubiläumsangeboten. Walter Fust finanzierte ein schönes Buch zur bewegten Geschichte der Dipl. Ing. Fust. Dieses ist im NZZ-Libro Verlag erschienen. Ende August feierten wir den runden Geburtstag an einem Fest mit unseren Mitarbeitern und ihren Familien. 

Warum wird Dipl. Ing. Fust auch seinen 100. feiern können?

Weil es immer Kunden geben wird, die Wert auf eine kompetente Beratung und einen schnellen Top-Service legen. Und weil Fust laufend in die Weiterentwicklung des Unternehmens investiert.

Was entwickelt Dipl. Ing. Fust derzeit?

Aktuell bauen wir die ganze EDV-Infrastruktur neu auf, um unsere Kunden mit durchgängigen Prozessen noch schneller und effizienter bedienen zu können. Unsere bestehende EDV-Infrastruktur ist mittlerweile 30 Jahre alt. Da sind wir froh über das neue System. Ab nächstem Frühling soll alles perfekt funktionieren. Dann können etwa unsere Monteure mit dem Tablet oder Smartphone zum Kunden und müssen nicht mehr alles von Hand aufschreiben. Um mit dem Wachstum auch logistisch mithalten zu können, werden wir in den nächsten Wochen zudem den ersten Spatenstich machen, um unser Logistikzentrum in Oberbüren auszubauen. Das Lager wird verdoppelt, gleichzeitig werden die drei heute bestehenden Aussen­lager integriert.

Seit knapp zehn Jahren gehört Dipl. Ing. Fust zu Coop. Wie gross ist die Konkurrenz zu Microspot, Interdiscount und Coop City?

Wir sind sehr glücklich, zur Coop-Gruppe gehören zu dürfen. Wir geniessen weiterhin grosse unternehmerische Freiheit und können uns entsprechend auch gut entwickeln. Konkurrenz belebt den Markt, egal ob diese gruppenintern oder extern besteht. Letztlich müssen wir uns gegenüber dem Kunden beweisen. Und der Kunde kommt wegen unserer langjährigen Erfahrung und unseres Services zu uns. Der Kunde kommt zu uns, weil er eine Heimlieferung wünscht. Wir bieten viel mehr Dienstleistungen als etwa andere Händler.

Wie wollen Sie Ihren Kunden einen guten Service ­garantieren?

Wir investieren viel in die Ausbildung unserer Mitarbeiter. Um unsere rund 1000 Verkäufer dezentral ausbilden zu können, nutzen wir intensiv E-Learning-Methoden. Wir testen die Verkaufsberatung unserer Verkäufer auch seit Jahren mit Mystery-Shoppings. Dabei stellen wir immer wieder fest, dass es bei den Filialen gut läuft, die auch gut beim Mystery-Shopping abschneiden.

Was bedeutet es für die B2B-Service-Tochter Service 7000, wenn Microspot in das B2B-Geschäft einsteigt?

Die Gesellschaft Service 7000 gehört zu 51 Prozent zu Dipl. Ing. Fust. Sie betreut als Kunden Liegenschaftsverwaltungen und Hauswarte, wenn es um den Service von Haus­geräten in Mietwohnungen geht. Was Fust für die End­konsumenten ist, betreibt Service 7000 für Liegenschaftsverwaltungen. Dieses Geschäftsfeld ist nicht im Fokus von Microspot. Fust konzentriert sich auf B2C und nicht auf B2B, und das wird auch künftig so sein.

Welchen Einfluss hat Walter Fust noch auf die Ausrichtung von Dipl. Ing. Fust?

Fust gehört seit Ende 2007 zu 100 Prozent der Coop-Gruppe. Trotzdem ist natürlich die ausgeprägte unternehmerische Kultur des Gründers Walter Fust in unserer Firma präsent. Coop legte auch nach der Übernahme von Fust immer grossen Wert darauf, dass dies so bleibt. Walter Fust war natürlich, genauso wie eine Delegation der Coop-Geschäftsleitung, am Firmenjubiläumsfest dabei, und er verfolgt mit grossem Interesse die Entwicklung der Firma, die seinen Namen trägt. 

Welche Ausrichtung ist mit den vor zwei Jahren übernommenen Unternehmen Schubiger Haushalt und Nettoshop ­geplant?

Die Firma RS-Vertriebs AG mit den Marken «Schubiger» und «Netto-Shop» werden eigenständig weiterbetrieben und entwickeln sich erfolgreich in ihren Segmenten.

Dipl. Ing. Fust wächst stark dank Nettoshop. Aber wie ­wollen Sie dem Rückgang im CE-Markt entgegenwirken?

Die Gruppe Dipl. Ing. Fust AG steigerte den Umsatz 2015 um 2,4 Prozent. Ein Teil dieses Wachstums ist auf Nettoshop zurückzuführen. Aber Fust konnte auch allein, ohne Nettoshop, zulegen, obwohl wir drei Filialen geschlossen haben. Wir sind sowohl bei Fust wie bei Nettoshop auch 2016 mit Wachstum unterwegs und gewinnen überall Marktanteile. Bei Fernsehern machen wir aber aufgrund des stark rückläufigen Marktes nicht mehr Umsatz. Wir freuen uns aber, dass unsere Kunden unsere Kompetenz und Leidenschaft im Verkauf und im Service schätzen.

Sind weitere Filialschliessungen geplant?

Bis Ende des Jahres sind keine Schliessungen vorgesehen. Aber nächstes Jahr werden wir wieder drei sehr kleine Filialen schliessen. Dafür werden manche Filialen durch einen Umbau vergrössert, weshalb sich die Verkaufsfläche insgesamt nicht stark reduziert.

Pure Player haben laut Umfragen in den letzten vier Jahren stark an Bekanntheit und Beliebtheit gewonnen – auf ­Kosten von Dipl. Ing. Fust. Wie lautet Ihr Rezept dagegen?

Unsere Bekanntheit liegt seit Jahren im Bereich zwischen 95 und 98 Prozent. Wir investieren dafür grosse Summen in die Werbung und in die Ausbildung unserer Mitarbeiter. Wir sind wahrscheinlich die einzige Schweizer Fachgeschäftskette für Elektrogeräte, die noch eine Wochenzeitung publiziert. Die Zufriedenheit und Begeisterung unserer Kunden ist unser oberstes Ziel. Deshalb haben wir in den letzten Jahren auch nur marginal an der Verkaufsfront gespart.

Wie stark wurde an der Servicefront gespart beziehungsweise reduzierte sich die Anzahl der Mitarbeiter?

Aufgrund der drei Filialschliessungen reduzierte sich die Zahl der Mitarbeiter leicht, da wir nicht alle in anderen Filialen weiterbeschäftigen konnten. Im Servicebereich konnten wir aber aufgrund der steigenden Umsätze die Mitarbeiterzahl sogar leicht erhöhen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung des ­Fust-Onlineshops?

Wir lancierten vor rund zwei Jahren unseren heutigen ­Onlineshop und haben ihn seither laufend weiterent­wickelt. Wir sind mit der Entwicklung und dem Wachstum sehr zufrieden. Seit einem Jahr haben wir den schnellsten Onlineshop der Schweiz. Die 6000 meist­verkauften Produkte stehen in unseren 150 Filialen innerhalb von Minuten nach der Bestellung zum Abholen ­bereit.

Wie lautet Ihr Cross-Channel-Konzept?

Mit unserem Cross-Channel-Konzept gehen wir im Mitbewerbervergleich am weitesten. Wir sind die Einzigen im Heim-Elektronik-Umfeld, die das «instant pick-up» anbieten. Das ist schneller als «Same Day Delivery». «Instore picking» bedeutet, dass der Kunde im Webshop die Ware aus jeder Filiale seiner Wahl und nicht nur aus dem Zen­trallager bestellen kann. Damit betreiben wir heute den schnellsten Onlineshop der Schweiz.

Wie gross soll das Sortiment ihres Onlineshops werden?

Insgesamt bieten wir 50 000 Artikel online an. Zufrieden bin ich dann, wenn es rund 100 000 Artikel sind. Wir wollen die Suche nach dem richtigen Produkt nicht an den Kunden delegieren. Der Kunde will Beratung, deshalb sind 100 000 Artikel genug. Wir brauchen nicht den ganzen Marktanteil, sondern wollen uns auf die Beratung und den Service konzentrieren. Der Kunde muss zufrieden sein, dann kommt er auch wieder. Deshalb bieten wir ein 30-tägiges Umtauschrecht auch bei gebrauchten Produkten an.

Wenn man Fust-Filialen besucht, sieht man häufig unauf­geräumte Rümpelkammern. Welches Ladenbaukonzept ­verfolgen Sie?

Solche Fust-Filialen finden Sie heute fast keine mehr. Wir haben vor knapp fünf Jahren ein umfassendes Sanierungsprogramm für unsere Verkaufsstellen gestartet. Unterdessen ist rund die Hälfte der Verkaufsfläche umgebaut und erscheint in einem neuen, freundlichen Auftritt. Die Kundenresonanz ist sehr positiv und entsprechend entwickeln sich auch die Umsätze in unseren Verkaufsstellen.

Worauf achten Sie bei der Umgestaltung der ­Verkaufsstellen?

Warme Farbtöne, Übersichtlichkeit und ein breites Sortiment stehen im Zentrum. Wichtig ist, dass sich unsere Kunden wohlfühlen und von unseren Verkaufsmitarbeitern optimal mit Live-Vorführungen und Produktvergleichen beraten werden können. In 40 Verkaufsstellen betreiben wir ausserdem ein Küchen- und Bad-Studio, wo wir auch jeweils einen Bauleiter beschäftigen. So kann der Kunde bei uns ganze Umbauten von Eigenheimen in Auftrag geben. Wir erledigen für den Kunden alles aus einer Hand. Hier ist auch das Thema Smarthome von gros­ser Bedeutung. Dabei arbeiten wir auch mit lokalen Handwerkern zusammen.

Wie können Elektroinstallateure mit Dipl. Ing. Fust ­zusammenarbeiten?

Unsere lokalen Bauleiter arbeiten in den Regionen, in denen sie tätig sind, mit den dort ansässigen Elektroinstallateuren zusammen, wenn es um die Realisierung von Eigenheim-Umbauten geht. Sie arbeiten auf den Baustellen unserer Kunden im Auftrag von Fust.

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