One-to-One

"Während andere Personal abbauten, haben wir aufgestockt"

Uhr

Thomas Marder hat vor einem Jahr die Führung der Schulthess Maschinen übernommen. Er kommt von einem IT-Start-up. Der CEO erklärt, was er mit dem Traditionsunternehmen aus Wolfhausen plant.

Sie sind seit September letzten Jahres CEO der Schulthess Maschinen. Wie sieht Ihr bisheriges Fazit aus?

Thomas Marder: Ich bin sehr gut bei Schulthess aufgenommen worden und erlebe eine offene, innovative Unternehmenskultur. Zudem ist Schulthess eine hervorragend positionierte Firma mit einer starken, bekannten Marke. Wir sind Marktleader im gewerblichen Bereich und können das Know-how auch im Haushaltsbereich hervorragend nutzen. Viel Rückenwind gab uns im letzten Jahr die zum 170-Jahr-Jubiläum eingeführte neue Spirit-Gerätegeneration. Damit konnte die Firma beweisen, dass sie in Sachen Know-how, Innovationsgeist und Begeisterungsfähigkeit die Nase vorn hat.

Wieso glauben Sie, dass das so ist?

Wir haben viele langjährige, begeisterte und fähige Mitarbeiter, die im Team und abteilungsübergreifend erfolgreich zusammenarbeiten. Alle mit dem Ziel, die Marke zu stärken, weiter auszubauen und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Liegt der Schwerpunkt von Schulthess weiterhin in der Schweiz?

Unser Hauptumsatzanteil wird in der Schweiz generiert. Wir haben in der Vergangenheit über lange Zeit stabile Kundenbeziehungen aufgebaut. Von diesem grossen ­Netzwerk, gepaart mit unserem Servicenetzwerk mit über 100 Mitarbeitern, profitieren wir heute. Beides bringt ­Stabilität ins Unternehmen. Zudem sind wir stolz sagen zu können, dass wir ausschliesslich am Schweizer Standort produzieren.

Wann wäre die Produktion in der Schweiz nicht mehr möglich?

Ein aktuelles Thema betrifft sicherlich die Entwicklung des Schweizer Frankens. Aber Währungsschwankungen gab es schon immer. Die Frage ist einfach, wie viel Zeit man uns für Währungsanpassungen lässt, damit wir sie absorbieren und weiter am Standort Schweiz produzieren können. Die Anpassung im vergangenen Jahr musste jedoch in sehr kurzer Frist realisiert werden und dies traf auch uns. Dazu kommt, dass die Vorschriften in der Schweiz für produzierende Unternehmen sehr streng sind, was oft substanzielle Investitionen nach sich zieht. Dazu erwarte ich, dass der Gesetzgeber den Erlass und die Umsetzung von Vorschriften mit Augenmass und gesundem Menschenverstand vornimmt. Zudem wünsche ich mir eine verstärkte Innovationsförderung in der Industrie. Schliesslich steuert aber auch der Konsument mit, welches Produkt er möchte. Wird auf Qualität gesetzt oder reicht einfach nur günstig?

Wie ist die Entwicklung in der Schweiz? Zeichnet sich eine Billigmentalität ab?

Wir stehen durch die Währungsthemen viel stärker unter Preisdruck. Das fordert uns. Wir sind durch die neue Spirit-Gerätegeneration aber sehr gut ausgelastet. Während andere Firmen Personal abbauen, haben wir aufgestockt. Wir sahen nach dem SNB-Entscheid zudem von Massnahmen wie Arbeitszeitverlängerungen oder Lohnsenkungen ab. Unsere Mitarbeitenden haben ein sehr grosses Vertrauen in die Firma, deshalb stufen wir die Arbeitsplatzsicherheit hoch ein. Dafür erwarten wir aber natürlich gute Arbeitsleistungen, denn als einer der kleineren Hersteller in der Branche können wir nur durch hervorragende Leistungen, exzellente Produkte und besten Kundenservice bestehen.

Können Sie konkrete Umsatzzahlen nennen?

Nein, die geben wir nicht bekannt.

Was ist in der Pipeline von Schulthess?

Letztes Jahr lancierten wir die Spirit-Gerätelinie für ­Einfamilienhäuser. Im September dieses Jahres bringen wir sie nun für Mehrfamilienhäuser auf den Markt. Wir werden uns in Zukunft noch intensiver mit Themen wie einfache, ­intuitive Bedienung, kurze Waschzeiten und beste Waschresultate sowie niedrigem Strom- und Wasserverbrauch beschäftigen.

Wie kamen die neuen Spirit-Waschmaschinen und -Wäschetrockner bei Ihren Fachhandelspartnern an?

Sehr gut, da sind wir unter den Besten in der Schweiz. Wir veranstalteten mehrere Events mit einigen hundert geladenen Gästen sowie Fachschulungen. In der Folge mussten wir die Produktionskapazität um 10 Prozent aufstocken und konnten Marktanteile gewinnen.

Sie führten zuletzt ein IT-Start-up-Unternehmen. Was nehmen Sie aus dieser Zeit für Schulthess mit?

Mit meinem IT-Hintergrund kann ich bei Themen wie Smarthome einen wichtigen Beitrag leisten. Man darf gespannt sein, was Schulthess dazu präsentieren wird. Ich kann aber noch nichts verraten.

Mit Ihnen und Martin Keller sind zwei Fünftel der Geschäftsleitung von Schulthess neu. Gibt es eine strate­gische Neuausrichtung im 171-jährigen Unternehmen?

Nein, es findet keine Neuausrichtung statt. Die in der Wärme- und Waschtechnik tätige schwedische Industriegruppe Nibe kaufte 2011 die Schulthess-Gruppe. Dadurch können wir unsere Waschtechnik weiter verstärken und ausbauen. Mit den neuen Führungskräften werden wir den Erfolgspfad der Schulthess-Waschtechnik weitergehen.

Wie will Schulthess von Nibe profitieren?

Nibe ist eine stabile, stark wachsende, erfolgreiche und börsenkotierte Firma. Das gibt uns Finanzkraft für Investitionen. Ausserdem hat Nibe ein Topmanagement mit international erfahrenen Führungskräften, die hervorragende Ansprechpartner für mich sind. Und trotzdem sind wir hier im Land nicht fremdbestimmt. Das sind gute Voraussetzungen für die unternehmerische Weiterentwicklung der Schulthess-Waschtechnik.

Welche Entwicklung erwarten Sie im Schweizer Markt für Waschmaschinen und Trockner?

Aktuell sieht es nach einer Seitwärtsbewegung des Immobilienmarktes im Vergleich zum letzten Jahr aus. Der Bau-Index war im zweiten Quartal besser, was auch wir spürten. Voraussichtlich wird das aktuelle Geschäftsjahr so solide wie das vergangene sein. Für 2017 lässt sich aufgrund der Volatilität des Marktes noch nicht viel vorhersagen.

Welche Bedeutung hat der Fachhandel für Schulthess im Vergleich zum Direktvertrieb?

Wir haben je nach Zielmarkt unterschiedliche Vertriebskanäle. Der Handel ist im Haushaltsbereich ein wichtiger Kanal, in dem das B2C-Geschäft für uns betrieben und durch die Fachhändler ein enger Kundenkontakt gepflegt wird. Dabei ist Schulthess gross genug, um an der Verkaufsfront professionell aufzutreten, aber auch klein genug, um individuell auf die Fachhändler eingehen zu können. Andere Zielmärkte, wie etwa die Immobilienverwaltungen, werden durch uns im Sinne des B2B-Geschäftes im Direktvertrieb bearbeitet.

Wie unterstützt Schulthess seine Fachhandelspartner?

Wir unterstützen sie mit unserem Aussendienst vor Ort und mit Schulungen bei uns im Hause, bieten Materialien für die Verkaufsläden und den Onlineauftritt. Gemeinsam mit dem Fachhandel bieten wir den Kunden ein Produkt mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis, kompetenter Beratung und einem einwandfreien Service. Ausserdem bieten wir eine Ersatzteilgarantie über zehn Jahre, produzieren just-in-time und haben kurze Lieferwege. Das sind Vorteile, mit denen der Fachhandel mit uns als Partner langfristig bestehen kann.

Was raten Sie dem Fachhandel?

Der stationäre Handel muss über eine gute, ansprechende Warenpräsentation verfügen und dem Kunden gegenüber freundlich, zuvorkommend, aber auch bestimmt auftreten. Man muss auch mal Nein sagen können.

Zur Person

Seit Herbst 2015 ist Thomas Marder CEO der Schulthess Maschinen mit Sitz in Wolfhausen (ZH). Der 53-Jährige war nach seinem Studium als Dipl.-Ing. FH und betriebswirtschaftlichen Weiterbildungen an der ETH Zürich, der University of California in Berkeley und der Durham University Business School die letzten 20 Jahre in führenden Positionen in der Industrie tätig. Er hat Firmen im Maschinenbau, in der Medizinaltechnik und im Automotiv-Bereich durch Wachstums- und Turnaround-Situationen geführt. Ende 2012 investierte er in ein IT-Start-up, führte das Unternehmen drei Jahre lang und verkaufte es erfolgreich an Swisscom.

Webcode
9281