Besuch im Handel

Mystery-Shopping: "3000 Franken für eine Waschmaschine ist Wahnsinn"

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Bruno T. hat sich auf die Suche nach einer Waschmaschine für seine Wohnung gemacht. Was raten Verkäufer dem ­ahnungslosen Mystery-Shopper? Bei Waschmaschinen entscheidet der Preis.

Bruno T. hat genug vom Kleinkrieg in der Waschküche. Seit er getrennt von seiner Frau Astrid in einem Mehrfamilienhaus wohnt, streitet er ständig mit dem Vermieter und anderen Mietern über die Waschzeiten. Manchmal ist es ihm erst möglich, nach 22 Uhr Wäsche zu waschen, was Mieter und Vermieter beanstanden. Daher will Bruno eine eigene Waschmaschine. Dann wäre er endlich unabhängig. Ausserdem kämen seine Kinder vielleicht öfter und länger zu Besuch, wenn Papa ihnen die Kleider wäscht.

Bruno weiss aber fast gar nichts über Waschmaschinen. Er nimmt an, dass sie ziemlich teuer sind. Bisher kümmerte sich seine Ehefrau Astrid um die Wäsche. Deshalb sollte ihm der Handel auf der Suche nach einer geeigneten Waschmaschine behilflich sein. Bruno ging in Begleitung von "Elektro Heute" auf Mystery-Shopping-Tour, die ihn zu Media Markt, Obi, Interdiscount, Melectronics und Fust führte.

Media Markt

Die Media-Markt-Filiale war gut besucht. Aber es befanden sich keine Verkäufer in der Weissgeräte-Abteilung. Bruno suchte sich deshalb einen Verkäufer in der TV-Abteilung, der für Bruno einen zuständigen Kollegen suchte. Die kurze Wartezeit vertrieb sich Bruno mit der Besichtigung der gut 16 Waschmaschinen zu Preisen von 350 bis 1300 Franken. Als der Verkäufer kam, wollte Bruno wissen, ob die günstigste Maschine der Marke Koenic empfehlenswert sei oder er doch eher zum teuersten Modell von Samsung rate? Der Verkäufer antwortete: "Die Koenic ist okay, das ist unsere Eigenmarke, kommt aber von Bosch/Siemens. Die machen gute Geräte." Bruno hakte nach, ob sich denn die teurere langfristig nicht eher lohne? Dem konnte der Verkäufer nicht zustimmen. Sie sei nur etwas besser verarbeitet, etwas sparsamer und biete den besseren Bildschirm, sagte er. Eine Smartphone-Bedienung sei auch dabei, mehr aber auch nicht. Stattdessen zeigte er Bruno nochmals das Eigenmarkenprodukt im Detail. Bruno bedankte sich nach gut fünf Minuten Beratung und suchte die nächste Station auf.

Obi

"Ob so eine günstige Waschmaschine wirklich gut sein kann?", fragte sich Bruno. Er ging zu Obi, wo er gleich beim Eingang etwa fünf Waschmaschinen von Bosch mit passendem Trockner sah. Im Baumarkt fand er keine weiteren Geräte, was ihm auch eine Verkäuferin am Infodesk bestätigte. Online gebe es mehr. Sie rief einen Verkäufer, der Obis kleine Auswahl vorführte. Bruno sagte, dass er sich überhaupt nicht auskenne, weshalb ihn der Verkäufer fragte, wie und wie oft er wasche. Anschliessend erklärte er das Wichtigste in Kürze über Waschmaschinen. Er sprach über die verschiedenen Waschmaschinentypen, die Mengenautomatik, die gängigen Waschprogramme und Trommelgrössen. Hochwertigere Modelle wie die 8er-Serie von Bosch böten zusätzliche Spezialprogramme wie individuelle Waschgänge für etwa 80 der gängigsten Fleckenarten. Er führte Bruno vor, wie sich die Maschine bedienen lässt und verriet Tipps zur Handhabung. Nach rund 15 Minuten nahm er das Preisschild zur Hand und las nochmals die wichtigsten Produktdetails vor. Das wäre nicht nötig gewesen, der Verkäufer konnte auch ohne Spicken versiert Auskunft geben. Er bemerkte: "Auch die 6er-Serie von Bosch bietet viele praktische Möglichkeiten, aber bei den 8ern kann man von Perfektion sprechen." Bruno war nicht uninteressiert, zumal der Preis mit etwas mehr als 800 Franken immer noch weit unter seinen Vorstellungen lag. Auch die Qualität schien zu stimmen, der Verkäufer verwies auf die 10-Jahres-Garantie und lobte den Support von Bosch. Bruno bedankte sich für die ausführliche Beratung, worauf ihm der Verkäufer riet, sich online über die Qualität von Bosch zu vergewissern.

Interdiscount

Das tat Bruno aber nicht. Er ging zu Interdiscount, wo er nur zwei Waschmaschinenattrappen sah. Darauf angesprochen sagte eine Verkäuferin: "Das ist alles, was ich hier habe, weil es nicht genug Platz dafür gibt. Online kann ich ihnen tonnenweise Waschmaschinen bestellen." Sie ging zu einem Stehpult mit PC mit Bruno, machte eine Bedarfsabklärung und zeigte ihm einen kurzen Überblick über die Waschmaschinen im Onlineshop. Sie bemerkte, dass es auch Kombigeräte gebe, sogenannte Waschtrockner. Von Samsung gebe es ein sehr gutes Gerät für 900 Franken, das auch ihre Mutter nutze. Dieses sei platzsparend und trotzdem gut. "Bei meiner Mutter nutzen vier Personen das Gerät, und sie sind durchaus zufrieden damit." Bruno wollte wiederum wissen, warum das Gerät denn so günstig sei, worauf die Verkäuferin antwortete: "Samsung macht Geräte mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Eine Waschmaschine für 3000 Franken ist Wahnsinn." Auch gut seien Geräte von Miele, Bosch oder Siemens. Die seien etwas energieeffizienter, aber das sei bei Waschmaschinen ja nicht so wichtig. Sie riet Bruno nach gut fünf Minuten Beratung, online Testberichte über das Gerät zu suchen und druckte ihm zum Schluss ein Datenblatt aus.

Melectronics

Bruno hatte noch nicht genug Informationen. Er ging zu Melectronics, wo ihn ein Verkäufer ansprach und zu vier ausgestellten Waschmaschinen inklusive Tumbler begleitete. Diese sogenannten "Türme" seien weitaus günstiger, wenn man beide gleichzeitig kaufe. Bruno könne so rund 400 Franken sparen. Er führte Bruno die Bedienung einer LG-Waschmaschine für rund 800 Franken vor und fragte ihn nach seinem Waschverhalten aus. Der Verkäufer bemerkte: "Der Service von LG ist riesig." Er wollte Bruno aber günstigere "Türme" am Computer zeigen und führte ihn zum Kassentresen. Für 1700 Franken bekomme er schon eine sehr gute Waschturmkombination von Samsung. Bruno fragte nach LG-Modellen, die es aber als "Turm" nicht gab. Deshalb las ihm der Verkäufer die Eigenschaften des Samsung-Modells vor und schwärmte von den verschiedenen Einstellmöglichkeiten wie dem Quick-Wash-Programm. Nach gut acht Minuten Beratungszeit riet er Bruno, online auf Melectronics weiterzustöbern und bei Fragen erneut vorbeizukommen.

Fust

Wieder hörte Bruno nicht auf den Rat des Verkäufers und schloss seine Tour bei Fust ab. Einen Verkäufer sah er nicht, aber ein gutes Dutzend Waschmaschinen zu deutlich höheren Preisen, als er zuvor gesehen hatte. Er ging zum Kassentresen und fand einen Verkäufer, den er zu Waschmaschinen befragte. Wiederum machte dieser eine Bedarfsabklärung und erklärte, worauf es bei Waschmaschinen ankommt: Schleudergang, Stromwert und Wasserverbrauch sowie Lager und Bottich. "Da sehen Sie den Preisunterschied", sagte er. Solche Maschinen kosteten schnell 3000 Franken, hielten dann aber auch über 15 Jahre. Er schwärmte von Edel- und Chromstahl und sagte: "Andere Waschmaschinen aus Kunststoff sind nach 3 Jahren kaputt, dann kostet die Reparatur 700 Franken. Einer unserer Favoriten ist der Ökocenter von V-Zug, der vielleicht 2000 Franken mehr als andere kostet, aber als 'Turm' kriegen Sie ihn schon für 5000 Franken." Anschliessend wetterte der Verkäufer über die Tiefpreismentalität und lobte die Schweizer Hausgerätehersteller. Das Verkaufsgespräch schloss er mit einer Übersicht über die Zahlungsmöglichkeiten bei Fust und erwähnte kurz die Bedienung sowie die Programmiermöglichkeiten der V-Zug-Maschine. Abschliessend gab er ihm ausserdem seine Visitenkarte mit.

Fazit

Bruno war ziemlich ratlos zum Abschluss seiner Mystery-Shopping-Tour. Jeder Verkäufer war überzeugt von seinem Produkt. Diese hätten aber unterschiedlicher nicht sein können. Von günstig bis exklusiv war alles dabei. Die Beratungsleistung unterschied sich ebenfalls stark, lobenswert erwähnt werden sollte der Obi-Verkäufer, der sich besonders viel Zeit für seine Beratung nahm und mit persönlichen Tipps und Tricks überzeugte. Jetzt wird sich Bruno aber tatsächlich erst einmal online schlauer zum Thema Waschmaschinen machen.

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