Mystery-Shopping

"Weber-Grills sind für Männer, Outdoorchef für Frauen"

Uhr | Aktualisiert
von Fabian Pöschl

Die Grillsaison hat begonnen. Bruno T. hat sich auf die Suche nach einem Grill gemacht. Der Handel sollte das für ihn passende Gerät finden. Ein schwieriges Unterfangen, wie sich herausstellen sollte.

(Quelle: Pixabay/ CC0 Public Domain)
(Quelle: Pixabay/ CC0 Public Domain)

Bruno T. will einen neuen Grill. Bald ist Sommer. Wenn dann Arbeitskollegen oder die Kinder zu Besuch kommen, will er ihnen Steaks vom Grill anbieten, Burger brutzeln. Auf seiner Terrasse hat er etwas Platz für einen Grill. Was für ein Modell es sein soll, weiss Bruno nicht. Er kennt sich mit Feuermachen aus, war als Kind in der Pfadi, hat aber bisher nur Erfahrung mit Holzkohlengrills. Einer seiner Kollegen hat einen Gasgrill. Was besser ist, sollte ihm der Handel erklären. Bruno ging in Begleitung von "Elektro Heute" auf Mystery-Shopping-Tour. Sie führte zu Coop City, zu Fachhändlern für Haushaltsgeräte, zu Fust, Coop Bau + Hobby, zu Interdiscount und zum Grill-Fachgeschäft.

Coop City

Im Coop City ging Bruno auf eine Verkäuferin zu, die gerade ein Verkaufsgespräch beendet hatte. Sie war offenbar kein Grillfan. Denn auf Brunos Frage nach Grillgeräten erkundigte sie sich erst bei einer Kollegin, wo diese zu finden seien. Keine drei Meter entfernt waren ein halbes Dutzend Grills ausgestellt. Die Verkäuferin fragte Bruno, wie oft er grilliere und wie viel Platz er zur Verfügung habe, und verwies dann auf das grösste Modell zum Aktionspreis von unter 400 Franken. "Der sieht ja aus wie eine Herdplatte", sagte sie überrascht. "Wenn Sie eine genaue Beschreibung des Geräts wollen, müssen Sie auf die Kollegin warten. Ich kann nur die Bedienungsanleitung vorlesen, was Ihnen aber nicht viel bringt." Dennoch begann sie, diese laut vorzulesen, bis die Kollegin kam. Die meinte zwar, sie wisse ebenfalls nur wenig Bescheid über Grills, wies aber darauf hin, dass es sich bei diesem Gerät um einen Elektrogrill handle.

Haushaltsfachgeschäft

Bruno wollte fachkundigere Verkäufer. Er ging ins Haushaltsfachgeschäft. Doch dort gab es nur Grillzubehör, wie er von einer Verkäuferin erfuhr.

Fust

Bruno ging weiter zu Fust. Dort sah er sich fast zehn Minuten um, ohne dass ihn ein Verkäufer ansprach, und begutachtete die grosse Auswahl an Grill-Modellen. Schliesslich ging er zu einem Verkäufer am Kassentresen und fragte, welches Gerät empfehlenswert sei. Diesmal traf Bruno auf einen Grillfan, der antwortete: "Wenn Sie etwas Rechtes wollen, müssen Sie einen Weber nehmen. Ich habe selbst einen, das sind qualitativ die Besten." Mithilfe des Fust-Onlineshops erklärte der Verkäufer Vorteile wie zwei Brenner und die leichten Materialien. Putzen müsse man das Gerät nur zu Beginn und am Ende der Grillsaison. "Andere Grills müssen Sie richtig pflegen, aber beim Weber kratze ich mit der Bürste nur schnell das Gröbste raus." Bruno wollte wissen, wieso Weber trotz des Aktionspreises von 600 Franken so viel teurer sei als andere Modelle, worauf der Verkäufer sagte: "Weber ist immer am teuersten. Die Grills von Koenig sind Gschmeus. Ich kann Ihnen keine Beratung zu einem 100-Franken-Grill anbieten." Er verwies auf die Marke Outdoorchef, mit der Bruno direkt oder indirekt grillieren könne. Damit liessen sich auch Pizzas oder Gemüse zubereiten. Aber das sei nichts für Einsteiger. "Der Weber ist der einfachste Grill, da können Sie keine Fehler machen. Weber ist der Grill für Männer, Outdoor ist für Frauen."

Coop Bau + Hobby

Ein Weber sollte es also sein. Oder doch lieber ein Gerät mit mehr Funktionen? Im Coop Bau + Hobby waren zahlreiche Grills ausgestellt. Einen Verkäufer fand Bruno aber erst nach etwa fünf Minuten. Der war aber nicht für Grills zuständig und rief nach einem Kollegen. Keine halbe Minute später stand der vor Bruno und bot ihm eine Beratung an. "Was wollen Sie für wie viele Leute grillieren, und wie viel Zeit haben Sie dafür?", wollte er wissen. Sollte das Grillfest auch einmal unter der Woche stattfinden, sei ein Gasgrill zwingend, weil dieser sehr viel schneller heiss sei. Er verwies auf einen Gasgrill von Koenig zum Aktionspreis von rund 600 Franken, öffnete die Grillhaube, erwähnte den emaillierten Rost und erklärte, wie sich durch Wenden des Rosts verschiedene Möglichkeiten beim Grillieren böten. Ausserdem zeigte er Bruno, wie sich das Gerät bedienen lasse. Dank eines Hitzetrenners sei das gezielte Ansteuern verschiedener Hitzestufen möglich. "Das ist Koenig aus Kanada, die sind ganz verrückt nach Barbecue. Da steckt Technologie dahinter ", meinte der Verkäufer. Andere Geräte etwa von Campingaz "aus Fernost" seien zwar auch für den Schweizer Markt zugelassen, aber nicht vergleichbar mit Koenig. Ausserdem biete Koenig mehr Flexibilität beim Zubehör. Bruno wollte sich schon für die Beratung bedanken, worauf der Verkäufer meinte: "Sie müssen sich bewusst sein, dass zum Grill für 600 Franken noch eine spezielle Burgerplatte für 70 Franken, eine Gasflasche mit Depot für 110 Franken und eine Bürste für 15 Franken dazukommt. Die Erstanschaffung kostet Sie also 800 Franken."

Interdiscount

Bruno bedankte sich nach rund zehn Minuten Beratung und war beeindruckt. Der Verkäufer zeigte alle notwendigen Bedienschritte auf. Bei Interdiscount hoffte er auf eine ähnlich gute Beratung. Ausgestellt waren Grills ab 50 Franken. Bruno ging zu einem Verkäufer am Kassentresen und fragte ihn, ob er ein solch günstiges Elektromodell empfehlen könne. "Ehrlich gesagt, bringt der nicht genug Power für einen Braten. Der reicht gerade mal für ein paar Würstchen." Bruno solle etwas Grösseres nehmen, damit habe er mehr Spass. "Kugelgrills mit Gas haben mehr Leistung – von null auf hundert. Mit Elektro müssen Sie aufheizen. Und im Garten gibt es vielleicht keine Steckdose." Der Verkäufer bot Bruno einen Prospekt an und verabschiedete sich nach rund zwei Minuten Beratung.

Haushaltsfachgeschäft Nummer 2

Im zweiten Haushaltsfachgeschäft war die Beratung noch kürzer. Ein Verkäufer meinte, sie hätten keine Grills, aber beim Kauf eines Bosch-Akkubohrers gebe es einen Grill kostenlos dazu. Das wäre aber wohl nicht das "rechte" Modell.

Grill-Fachgeschäft

Bruno versuchte es zuletzt im Grill-Fachgeschäft. Dort kam sofort ein Verkäufer auf ihn zu und fragte ihn, ob er helfen könne. Nach einem guten Grill gefragt, erkundigte sich der Verkäufer nach den Bedürfnissen und dem Budget. Ab 550 Franken aufwärts gebe es sehr gute Einsteigergrills. "Wir haben nur gute Grills, aber je mehr Sie bezahlen, desto mehr Speck am Knochen bekommen Sie." Darauf erklärte er Bruno den Unterschied zwischen direktem und indirektem Grillieren und zwischen Kugel- und herkömmlichem Grill, gab Grilliertipps und riet schliesslich zum herkömmlichen Gasmodell von Brada. Für Fleisch und Würste sei die klassische Grillform am besten geeignet. Nach zehn Minuten Beratung war Bruno ausführlich informiert über die Grillwelt.

Fazit

Bruno bedankte sich bei dem Fachhändler. Auch dieser bot eine äusserst zufriedenstellende Beratungsleistung, wie er schon im Coop Bau + Hobby und bei Fust erhalten hatte. Hier spürte Bruno die Begeisterung der Grillfans, und hier würde er wieder einkaufen. Nur schwören die Verkäufer auf ihre Marken, was die Wahl schwieriger macht. Zu Coop City würde Bruno nicht mehr gehen. Die Verkäuferinnen versuchten ihr Unwissen zwar sympatisch zu überspielen, doch wenn er keine Fachberatung erhält, kann er auch gleich im Internet einkaufen. 

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