Olaf Koning im Interview

"Die Schweiz kommt mir vor wie ein Paradies"

Uhr | Aktualisiert

Der neue Chef von Philips Personal Health in der Schweiz ist für das Unternehmen bereits auf mehreren Kontinenten tätig gewesen. Im Interview ­erklärt Olaf Koning, welche Pläne er mit Philips Personal Health in der Schweiz hat, und spricht über die neue Ausrichtung des Konzerns.

Olaf Koning, Chef von Philips Personal Health in der Schweiz. (Quelle: Philips)
Olaf Koning, Chef von Philips Personal Health in der Schweiz. (Quelle: Philips)

Sie sind seit 13 Jahren für Philips tätig, davon 3 Jahre in Singapur, 4 in Ägypten und nun in der Schweiz. Hatten Sie nie Heimweh?

Olaf Koning: Nein, meine Familie und ich brauchen Abwechslung und Abenteuer. Ich geniesse jeden Tag und bin dankbar dafür, was ich bisher erlebt habe. Ausserdem verstehe ich durch die Länderwechsel noch besser, was Glück und Zufriedenheit wirklich ausmachen.

Wie würden Sie Ihre Führungsqualitäten beschreiben?

Leidenschaftlich und fokussiert, aber auch kritisch. Wichtig ist mir ein realistisches Ziel vor Augen, was für alle Lebensbereiche gilt. Durch meine Auslandsaufenthalte lernte ich Unterschiede in den Kulturen kennen. Ich erlebte die extremen Kontraste von arm und reich. Die Schweiz kommt mir nach der Zeit in Ägypten vor wie ein Paradies.

Was ist speziell an der Schweiz?

Ich empfinde die Schweiz als sehr gut organisiertes Land. Die Schweizer nehmen sich viel Zeit, bevor sie eine Entscheidung treffen. Danach hat aber alles Hand und Fuss. Die Menschen handeln hier sehr überlegt und dürften sich sicher auch einmal eine Prise mehr an Impulsivität gönnen.

Was ist speziell am Schweizer Markt?

Schweizer wollen Qualität, Innovationen und einen Added Value, was für Philips mit so viel Produktdiversifikation genial ist. In den meisten Ländern verkaufen wir Mid-­End-Produkte. In der Schweiz können wir gern und oft auf High End Ranges zurückgreifen. Schweizer Konsumenten greifen oft und gern auf fortschrittliche Produkte zurück. Genau dort, worin wir stark sind mit innovativen Produkten.

Und wie sehen Ihre Pläne mit Philips Personal Health in der Schweiz aus?

Ich habe grosse Ziele. Wir sind zwar schon Marktführer in vielen Kategorien, es gibt aber noch Potenzial, etwa bei der Kategorie «Kitchen Appliances». Philips ist weltweit in dieser Kategorie führend. Wir wachsen in der Schweiz zwar schnell, müssen dieses Ziel aber erst noch erreichen.

Und Ihre weiteren Ziele?

Das zweite Ziel ist strategisch. Philips richtet seinen Fokus auf Gesundheit, das müssen wir verständlich machen und kommunizieren.

Was bedeuten Ihnen die Veränderungen im Konzern mit der Ausgliederung der Lichtsparte als neues Unternehmen?

Ich erachte die Neuausrichtung als grosse Chance, weil Gesundheit eine immer grössere Rolle in der Gesellschaft spielt. Philips ist schon stark in Schweizer Spitälern vertreten. Wir bieten alles für den Spitalbedarf mit MRIs, Ultraschall, Mammographie etc. Es braucht aber zunehmend auch Gesundheitsgeräte für zuhause, etwa um die Blutwerte oder den Puls zu überwachen. Deshalb wollen wir Synergien nutzen und noch mehr solcher Geräte auf den Markt bringen. Philips ist ein Konzern, der Produkte für Unternehmen und die Konsumenten herstellt, die das Leben verbessern. Philips’ Absicht: Das Leben von 3 Milliarden Menschen bis 2025 verbessert zu haben.

Spass gibt es mit Philips-Produkten keinen mehr?

Gerade das ist Spass, dass wir den Menschen eine verbesserte Lebensqualität bieten.

Wird der Bereich Personal Health bei Philips bleiben?

Ja, die Businessbereiche Health Systems und Personal Health machen das neue Philips aus. Wir wollen in der Health-Welt die ganze Breite vom B2B- zum B2C-Bereich abdecken. Daher auch die Bezeichnung "weg von Consumer Lifestyle hin zu Personal Health". Philips positioniert sich rund um die Gesundheit, egal ob jemand im Spital ist, eine chronische Krankheit hat oder einfach gesund und präventiv leben will. Wir bieten überall Lösungen und können die Synergien aus beiden Feldern nutzen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieser Transformationsprozess allen bekannt ist.

Welche Folgen hat die Digitalisierung im Gesundheitsbereich für Philips?

Die Interaktion mit dem Kunden nimmt zu. Unsere Rolle wird nicht mehr nur das Verkaufen, sondern auch das Informieren sein. Konsumenten interessieren sich vermehrt dafür, ihre Gesundheit eigenständig in die Hand zu nehmen. Das wollen sie auch immer häufiger digital. Philips arbeitet daher an einer cloudbasierten Lösung, die digitale Gesundheitsdevices vernetzt.

Braucht es den Fachhandel dann noch, wenn Sie mehr direkt mit dem Kunden kommunizieren?

Natürlich. Der Fachhandel ist der Kanal mit dem besten Draht zum Konsumenten. Seine Stärke ist die Beratung, die unsere neuen Produkte und Lösungen brauchen. Ladyshaver kennen die Leute, aber die IPL-Technologie des Philips-Lumea-Geräts etwa braucht Erklärung. So ein Gerät verkauft sich nicht nur über den Preis. Den Fachhandel braucht es daher jetzt und in Zukunft. Eines meiner Hauptziele ist es, dass wir Philips noch mehr um die Partner herum bauen. Wir müssen besser verstehen, was sie brauchen und wie sie funktionieren.

Wie wollen Sie das erreichen?

Etwa, indem wir gezielt Feedback abholen. Wir wollen unsere Partner wo immer möglich involvieren.

Philips Personal Health erzielte weltweit im vergangenen Jahr ein Plus von 6 Prozent. Wie läuft das Geschäft in der Schweiz?

Wir sind sehr erfolgreich. Philips gewann 2015 Marktanteile in den meisten Kategorien.

Welche Kategorie wächst denn besonders stark und was ist mit denjenigen, die stagnieren?

Wir haben viele Kategorien, da gibt es immer bessere und schlechtere. Sehr gut entwickelt hat sich die Marke Philips Sonicare, dafür war der Kaffeemaschinen-Markt unter Druck. Deshalb setzten wir uns im vergangenen Jahr mit dem Handel zusammen und fragten ihn, wie wir uns verbessern können.

Welche Vorschläge gab es?

Ein verbessertes Portfolio der Marke Saeco. Mehr Unterstützung in der Kommunikation und in der direkten Betreuung.

Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?

Wir verstärkten die Zusammenarbeit mit unseren Partnern und lancierten im vergangenen Sommer das Saeco Premium Partnership Program. Es beinhaltet eine Internetplattform, auf der Partner direkt mit uns in Kontakt treten können. Dort finden sie alle Informationen, News und Testberichte.

Wie kommt das Programm an?

Sehr gut. Das Feedback ist positiv, und im vierten Quartal legte der Marktanteil von Saeco beim Fachhandel wieder zu. Das Tool gewann sogar einen internen Preis von Philips Global. Wenn ich unsere Zusammenarbeit mit den Partnern betrachte, dann glaube, ich dass wir gemeinsam wachsen können. Wir bieten nun noch mehr Möglichkeiten, die Produkte besser zu präsentieren.

Welche Entwicklung erwarten Sie in der Schweiz in den Märkten, in denen Philips Personal Health aktiv ist?

Der Schweizer Kleingeräte-Markt ist relativ ­stabil. Besonders stark wächst der Bereich ­Kitchen Appliances. Das Potenzial in der Schweiz hängt auch fest von der Innovationstätigkeit ab, und diese liefern wir in allen Kate­gorien. Wenn du als Unternehmen erfolgreich bist, weisst du, dass du deinen Mehrwert richtig hinzugefügt hast.

Wie unterstützt Philips denn seine Partner ausserdem?

Philips schafft noch nie dagewesene innovative Kategorien, was äusserst wertvoll für den Handel ist. Neue Kategorien bedeuten Wachstum, was die Einführung von Philips Lumea vor rund sechs Jahren als schönes Beispiel verdeutlicht. Oder um ein weiteres zu nennen: der Philips Sonicare Airfloss für die Zahnzwischenraumreinigung. Auch ist unser Personal Health Team gerade um 15 Prozent gewachsen. Wir wollten mehr Leute, damit wir jetzt mit voller Kraft in unsere Kunden investieren können.

Persönlich

Olaf Koning (43) ist verheiratet und hat zwei Kinder (6 und 9 Jahre alt). Seit 13 Jahren ist der Niederländer bei Philips tätig, davon 3 Jahre in Singapur und 4 in Ägypten. Seine erste Arbeitserfahrung sammelte er nach dem Wirtschaftsstudium bei einer Nestlé-Tochter. In seiner Freizeit treibt Koning viel Sport. Er hört aber auch jede Art von Musik, bezeichnet sich als Audiophil und tanzt auch gerne. Koning geniesst aber vor allem die freien Stunden mit seiner Familie im Wald in der Nähe ihres Zuhauses.
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