Marktreport Kameras

Rückgang und kein Ende in Sicht

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von Yves Geng

Schlechte Neuigkeiten für den Foto- und Videokameramarkt: Auch im vergangenen Jahr hat
keine Kehrtwende eingesetzt, die Umsätze fallen weiter in den Keller. Trotzdem sind einige wenige Lichtblicke auszumachen.

Der Rückgang im Foto- und Videokameramarkt kennt kein Ende. Auch im vergangenen Jahr schrumpften die Umsätze im Schweizer Markt um 8,8 Prozent, wie GfK Switzerland meldet. Rund 387 Millionen Franken gingen über Schweizer Ladentheken für Foto- und Videokameras, Foto­linsen und Bilderrahmen.

Damit erreichte die Kamera im 175. Jahr ihres Bestehens ein Tief wie schon lange nicht mehr in der Schweiz. Geht die Entwicklung so weiter, dürften laut GfK im laufenden Jahr noch 768 000 Geräte verkauft werden, das bedeutete nochmals ein Rückgang um über 10 Prozent, und das sind so wenige wie seit 2004 nicht mehr. Damals erzielte der Markt aber immerhin noch einen Umsatz von 519 Millionen Franken. Dieses Jahr sollen es nur noch 347 Millionen Franken sein. Dies entspricht im Vergleich zu 2014 einem weiteren Rückgang um über 10 Prozent.

Die Ursachen für den Rückgang sind bekannt und kein reines Schweizer Problem. Auch global stürzen die Zahlen in den Keller. Für das erste Quartal 2015 meldet GfK etwa einen Rückgang von 9,9 Prozent im westeuropäischen Fotomarkt. Foto- und Videokameras werden durch das Smartphone ersetzt. Die Handyhersteller verbauen in jede Generation eine noch bessere Kamera. Kommt dazu, dass zunehmend Kameraaufsätze speziell für Handys im Markt erhältlich sind. Hersteller DxO kündigte etwa kürzlich sein Modell DxO One an. Der 108 Gramm schwere Kameraaufsatz heimste viele Vorschusslorbeeren ein, etwa durch sein asphärisches Objektiv mit f/1,8. So wird das Handy zum valablen Kameraersatz.

Vielfalt an Aufnahmegeräten nimmt zu

Unter der Smartphone-Konkurrenz leiden fast alle Kameratypen, insbesondere aber das untere Preissegment. Der Markt für Kompaktkameras schrumpfte innerhalb von zehn Jahren um mehr als das Dreifache von 316 Millionen im Jahr 2004 auf einen Umsatz von 93 Millionen Franken im vergangenen Jahr. Doch auch Spiegelreflexkameras verkaufen sich immer schlechter. Waren es 2012 noch verkaufte DSLRs im Wert von 139 Millionen Franken, sollen es dieses Jahr nur noch verkaufte Geräte im Wert von 77 Millionen Franken sein. Immerhin: GfK Switzerland erwartet für das nächste Jahr einen leichten Anstieg um gut 2 Millionen Franken.

Vergangenes Jahr war einzig der Umsatz mit Systemkameras positiv. Da ihr Wert im Schweizer Markt aber im vergangenen Jahr nur 35 Millionen Franken ausmachte, lässt sich der Rückgang im Gesamtmarkt damit keinesfalls kompensieren.

Der Rückgang im Markt hat Folgen für den gesamten Channel. Zuletzt kündigte ein Verwaltungsratsmitglied von Hersteller Casio gegenüber dem Wirtschaftsmagazin "Capital" an, sein Geschäft mit Digitalkameras zumindest in Europa vorübergehend aufzugeben: "Das Geschäft mit Digitalkameras lässt sich für uns in Europa derzeit nicht profitabel betreiben", sagte Hiroshi Nakamura von Casio. Auch mehrere alteingesessene Fotofachhändler mussten in den vergangenen Jahren schliessen.

Das bedeutet nicht, dass weniger fotografiert wird. Das Gegenteil scheint der Fall angesichts der Millionen Bilder auf Facebook und Co. Vielmehr gewinnt die Vielfalt an Aufnahmegeräten weiter an Breite, wie es der deutsche Photoindustrie-Verband ausdrückt. Dieser Trend werde sich dieses Jahr unter anderem mit Wearables oder auch rund um die Luftbildfotografie mit Multicoptern weiter fortsetzen. Auch Zubehör im Fotobereich könnte der Fotoindustrie zu Aufschwung verhelfen.

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