One-to-One

Mike Blackman über Zukunft und Vergangenheit der ISE

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von Coen Kaat

Vor 20 Jahren hat die erste Ausgabe der ISE in Genf stattgefunden. Eine Konstante begleitet die Messe seit ihren Anfängen: Managing Director Mike Blackman. Im Interview zieht er ein Fazit nach der ISE 2024, blickt voraus auf die ISE 2025 und anlässlich des Jubiläums auch zurück.

Mike Blackman, Managing Director, ISE. (Source: zVg)
Mike Blackman, Managing Director, ISE. (Source: zVg)

Wie zufrieden sind Sie mit der ISE 2024?

Mike Blackman: In der 20-jährigen Geschichte der Show war die ISE 2024 unsere erfolgreichste Ausgabe. Wir konnten 73 891 Besucherinnen und Besucher aus 162 Ländern in der Fira de Barcelona Gran Via begrüssen – ein Rekord seit der ersten Show in Genf im Jahr 2004 und ein Besucherzuwachs von 27 Prozent im Vergleich zur Ausgabe 2023. Aus­serdem hatten wir auch die höchste Anzahl an Ausstellern in unserer Geschichte – es gab für unsere Besucherinnen und Besucher also viel zu sehen und zu erleben.

Was lief gut?

Der durchschlagende Erfolg der ISE 2024 ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: auf die enormen Anstrengungen des Teams, das eine gut organisierte Messe auf die Beine gestellt hat, auf eine weitläufige Ausstellungsfläche voller spannender Features und innovativer Brands, auf ein inspirierendes Kongress- und Seminarprogramm und natürlich auf unsere Besucherinnen und Besucher, die die ISE jedes Jahr zu dem machen, was sie ist. Sie kommen zur ISE, um Neues und Innovatives zu entdecken, aber auch, um sich weiterzubilden, sich beruflich zu akkreditieren und Kontakte zu knüpfen. Unser Kongress- und Seminarprogramm erstellen wir jedes Jahr in enger Zusammenarbeit mit Avixa, Cedia und verschiedenen Partnern, um aufschlussreiche und inspirierende Inhalte für eine breite Palette von Märkten zu bieten. 

Und was könnte für die nächste Ausgabe verbessert ­werden?

Die ISE bietet ihren Besucherinnen und Besuchern wertvolle Einblicke und praktisches Wissen, das sich positiv auf die Nutzung und Umsetzung von AV-Technologie auswirken kann. Die Interaktion mit neuesten Spitzentechnologien hinterlässt immer ein Gefühl der Inspiration. Aber natürlich arbeiten wir stets daran, noch besser zu werden. Wir suchen nach Möglichkeiten, in neue Märkte zu expandieren, zu wachsen und uns selbst weiterzuentwickeln, um die Auswirkungen der technologischen Megatrends zu unterstützen und neue Besucherinnen und Besucher anzuziehen. Es ist so aufregend, dass unsere Branche nie stillsteht!

Wie waren die Reaktionen der Aussteller und Besucher?

Die ISE 2024 war ein echtes Zeugnis für die Innovationskraft der Pro-AV- und Systemintegrationsbranche. Aussteller aus der ganzen Welt präsentierten State-of-the-art-Lösungen, die von fortschrittlichen Display-Technologien und immersiven Audiosystemen bis hin zu intelligenter Automatisierung und kollaborativen Kommunikationstools reichten. Das vielfältige Angebot an Produkten und Dienstleistungen spiegelte das Engagement der Branche wider, Grenzen zu überschreiten und Nutzererlebnisse zu verbessern. In diesem Jahr hatten wir mit 1408 Ausstellern und 82’000 Quadratmeter Nettofläche unsere bisher grösste Ausstellungsfläche. Und die Resonanz auf unsere 20. Jubiläumsausgabe war fantastisch ... «Die ISE ist ein multikultureller Treffpunkt für AV-Systemintegratoren aus der ganzen Welt. Sie gibt uns wertvolle Informationen über Markttrends und wichtige Einblicke, die für die Entwicklung neuer Produkte und die Erweiterung unseres aktuellen Produktportfolios um weitere Funktionalitäten entscheidend sind», sagte Montse Romero, International Sales Manager bei Arthur Holm. «In der heutigen Welt der Online-Kommunikation ist es immer noch von grossem Wert, Produkte aus erster Hand zu erleben. Diese Hands-on-Zeit stellt ein klares Verständnis für die Fähigkeiten eines Produkts sicher, man versteht, was es bietet und wie es eine Vielzahl von Kundenbedürfnissen lösen kann. Ausserdem kommen wir hier auf der ISE wieder miteinander ins Gespräch, was oft zu interessanten Erkenntnissen führt», sagte Hans Vereecken, Vertriebsleiter EMEA bei Bose Professional.

Welche technologischen Trends konnten Sie auf dem Show Floor erkennen, die Pro-AV-Spezialisten unbedingt im Auge behalten sollten?

Es gab so viele spannende Innovationen. Die neuesten technologischen Fortschritte der Branche gehen eng einher mit den wachsenden Schwerpunkten wie immersive Erlebnisse, Konnektivität und Nachhaltigkeit. Die zunehmende Verbreitung von AR und VR hat eine Fülle von Lösungen hervorgebracht, die diese Elemente zur Verbesserung der audiovisuellen Interaktion integrieren, und die steigende Nachfrage nach einer nahtlosen Integration von AV-Systemen mit künstlicher Intelligenz spiegelte sich ganz eindeutig auf der diesjährigen Messe wider. Megatrends wie KI, Audio, Retail, Cybersicherheit und Nachhaltigkeit sind allesamt Themen, die im kommenden Februar auf der Messe zu sehen sein werden.

Was war Ihre Lieblingstechnologie unter den Neuheiten, die Sie an der ISE 2024 gesehen haben?

KI hat in der gesamten Branche einen erheblichen Einfluss, und das war ganz klar an der diesjährigen ISE in allen Technologiebereichen zu sehen. Es war spannend, zu erleben, wie KI in eine Reihe neuer Technologien integriert wird, um ­einzigartige Nutzererlebnisse bei Live-Events, Unified Communications, in Smarthomes, bei AV-Broadcast-Anwendungen und vielem mehr zu schaffen.

Die diesjährige ISE war zugleich eine Jubiläumsausgabe. Wie haben Sie 2024 das 20-jährige Bestehen der ISE gefeiert?

Diese ganz besondere Ausgabe der ISE zum 20. Jahrestag war unsere bisher grösste Veranstaltung. Die Ausstellungsfläche war 30 Prozent grösser als im Vorjahr, und wir haben mit einigen speziellen Features auf dem Show Floor und Veranstaltungen in Barcelona unseren Jahrestag gebührend gefeiert. Zum Beispiel mit dem Projection Mapping der Künstlerin Sofia Crespo am berühmten Casa Batlló, das mit diesem Event übrigens den 200. Jahrestag des Passeig de Gràcia, einer der wichtigsten Strassen Barcelonas, auf der sich das Casa Batlló befindet, gefeiert hat, und natürlich mit dem Llum BCN, einem Lichtkunstfestival, das das Viertel Poblenou und die Umgebung der Plaça de les Glòries zu einem Mittelpunkt der kulturellen Aktivitäten der Stadt macht. Um unseren Besucherinnen und Besuchern schon beim Betreten des Venues das Gefühl zu geben, eine aussergewöhnliche Technologiemesse zu besuchen, wurde der Haupteingang der Fira de Barcelona Gran Via mit der Einweihung des South Access Welcome Screen in ein dynamisches und interaktives Wunderwerk verwandelt. Der 193 Quadratmeter grosse Screen ist eine Premiere auf dem europäischen Messemarkt und das grösste transparente LED-Display, das an einem Ausstellungsort in Europa installiert wurde. Er dient als digitale Plattform, von der nicht nur die ISE, sondern auch die Fira und die Stadt Barcelona profitieren. Anlässlich unseres 20-­jährigen Jubiläums haben wir den gefeierten Digital Artist Jeroen van der Most beauftragt, ein Werk speziell für den South Access Welcome Screen zu erschaffen. Mit «Bee Barcelona» zeigte van der Most zwei Live-Aufführungen. Durch die Verschmelzung eines KI-Gehirns mit dem einer Biene verwandelte er die Stadt Barcelona in einen symbolischen Bienenstock und nahm das Publikum mit auf eine immersive Reise durch seine Gedanken.

Wenn Sie auf die vergangenen 20 ISE-Jahre zurückblicken, wie hat sich die Messe seit ihren Anfängen in Genf verändert? Worauf sind Sie besonders stolz?

Wir haben in den vergangenen 20 Jahren einen wirklich langen Weg zurückgelegt, und ich bin stolz auf alles, was wir im Laufe der Jahre erreicht haben. Am Anfang waren wir nur ein Team von drei Leuten, die alles unter sich ausmachten – Verkauf, Marketing, Logistik – und wenn man sich anschaut, wo wir heute stehen, ist das einfach unglaublich. Die ISE hat sich zu einem der wichtigsten Faktoren in der globalen AV-Branche entwickelt. Wir bringen Hersteller, Integratoren, Berater und Endverbraucher zusammen und ermöglichen so Kollaborationen und Geschäftsmöglichkeiten. Bei uns kann man sich über die neuesten Technologien, Markttrends und bewährte Verfahren der Branche informieren. Für unsere erste Messe im Jahr 2004 hatten wir uns zunächst für Genf entschieden, weil es ein neutraler Standort ist. Es gab jedoch einige Herausforderungen bei der Durchführung, sodass wir für unsere zweite Edition nach Amsterdam umzogen, wo wir wachsen konnten, bis wir schliesslich aus der RAI herauswuchsen und uns auf die Suche nach einem neuen Heim für die ISE machen mussten. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns für Barcelona als neuen Standort entschieden, was wahrscheinlich einer der wichtigsten Meilensteine in unserer Geschichte ist. Barcelona hat alles zu bieten: einen ausreichend grossen Veranstaltungsort mit Wachstumspotenzial, genügend Unterkünfte und gute Fluganbindungen. Und nicht zu vergessen die grossartige Kultur, einzigartige Kunst und unvergleichliche Gastfreundschaft. Wir haben uns in Barcelona sehr gut eingelebt. Die Stadt, die Region und das Land haben die ISE und alles, was sie mit sich bringt, mit offenen Armen empfangen, was zu einigen sehr bedeutsamen Beziehungen auf allen Ebenen der Wirtschaft, Indus­trie, der Regierung und mit vielen Verbänden, Instituten und Clustern geführt hat, die wesentlich zum Erfolg der Messe beitragen und die sich hoffentlich weiter entwickeln werden.

Gab es abgesehen von diesen Highlights auch Lowlights? Massnahmen oder Experimente, die Sie am liebsten unter den Teppich kehren würden?

Wie bei jeder Veranstaltung können globale Ereignisse einen grossen Einfluss auf den Erfolg einer Messe haben – vor allem, wenn die Anreise zu einer Herausforderung wird. Während der Pandemie 2021 konnten wir nicht das übliche ISE-Format anbieten, haben es aber dennoch geschafft, mit unseren regionalen Veranstaltungen sowohl in London als auch in Barcelona einen Vorgeschmack auf die ISE zu geben.

Wie weit sind Sie mit der Planung für die ISE 2025?

Wenn wir vom 4. bis 7. Februar 2025 in die Fira de Barcelona Gran Via zurückkehren, wird die ISE wieder eine aussergewöhnliche Veranstaltung sein. Ein Grund für den Umzug nach Barcelona war die Möglichkeit, die Messe zu vergrös­sern. Wir haben die Kapazität der Fira Gran Via aber noch nicht voll ausgeschöpft und freuen uns deshalb über Anfragen von neuen Unternehmen, die an der ISE 2025 interessiert sind. Wir sind immer bestrebt, unseren Ausstellern und Besucherinnen und Besuchern gleichermassen eine Plattform für die neuesten Technologien und Innovationen zu bieten und erfolgreiche Kontakte zu fördern.  Wir arbeiten natürlich auch wieder intensiv mit Avixa und Cedia zusammen, um neue Ideen und Inhalte zu entwickeln, die das Wachstum und die Entwicklung des Pro-AV- und des Systemintegrationsmarktes und derer unterstützen, die in unserer Branche tätig sind oder sein möchten.

Wie wird sich die nächste Ausgabe der Messe von den bisherigen unterscheiden?

Die bereits sehr starke Nachfrage nach Ausstellungsfläche hat uns dazu veranlasst, die Halle 8.1 zu öffnen und damit auch den North Access der Fira Gran Via. Ein grosser Vorteil und Zeitgewinn für alle, die es in die Hallen 4 bis 8 zieht. Ausserdem haben wir mit dem Innovation Park eine grossartige Initiative für Start-ups ins Leben gerufen, die ihre bahnbrechenden Geschäftsideen präsentieren und mit Branchenführern in Kontakt treten möchten. Der Innovation Park umfasst eine Ausstellerfläche im Congress Square, eine Investoren-Lounge sowie eine Pitching-Stage, die an allen vier Messetagen von den Start-up-Experten Plug & Play gemanagt wird. Bewerbungen sind übrigens noch möglich. Weitere Details zur ISE 2025 werden bald bekannt gegeben. Stay tuned!

Im Rahmen des MMTS-Branchenfrühstücks an der ISE 2024 sagten Sie, dass die ISE eine Verlängerung um einen weiteren Tag auf 5 Messetage prüfen werde, sollte die Branche dies wünschen. Wird sich an der Länge der Messe etwas ­ändern?

Wir arbeiten ständig eng mit dem Messebeirat zusammen und hören uns die Anforderungen und Erwartungen der Branche an. Wenn wir der Meinung sind, dass ein zusätzlicher Tag notwendig ist, werden wir dies prüfen.

Die Gran Via baut zurzeit eine zusätzliche Messehalle, von der auch die ISE ab 2027 Gebrauch machen wird. Kam die Initiative, eine weitere Halle zu bauen, von Ihnen, oder hatte die Gran Via selbst Expansionspläne?

Die Bauarbeiten für die neue Hall Zero sind in vollem Gange. Diese Pläne zur Erweiterung der Fira Gran Via gab es schon vor dem Umzug der ISE in die Stadt und es waren diese Erweiterungspläne, die uns zunächst angesprochen haben. Die zusätzliche Ausstellungshalle wird den Wachstumsplänen der ISE Rechnung tragen, sodass sowohl die Messe als auch der Veranstaltungsort in den kommenden Jahren zusammen wachsen können.

Können Sie kurz zusammenfassen, was dieser Ausbau für zukünftige Ausgaben der ISE bedeuten wird?

Die ISE wird nicht nur grösser, sondern kann auch ihre Rolle als Katalysator für Innovationen weiter ausbauen, indem sie Branchenführer, Fachleute und Enthusiasten zusammenbringt, um die neuesten Entwicklungen in der audiovisuellen Technologie zu präsentieren und zu erkunden. Die Messe ist seit jeher eine Plattform für Networking und Zusammenarbeit. Jahr für Jahr spiegelt sie nicht nur den aktuellen Stand der Branche wider, sondern spielt auch eine proaktive Rolle bei der Steuerung der zukünftigen Richtung, durch Vordenker, Produkteinführungen und strategische Diskussionen, die letztlich die Richtung der globalen AV-Landschaft bestimmen.


Persönlich
Mike Blackman begleitet die Integrated Systems ­Europe (ISE) seit ihrer ersten Ausgabe 2004 als Managing Director. Seitdem ist der jährlich stattfindende Anlass stark gewachsen und hat sich zur Leitmesse in den Bereichen Pro-AV und ­Digital ­Signage gemausert. In der Zeit ist die ISE zunächst von Genf nach Amsterdam und 2021 nach Barcelona umgezogen. Vor seiner Zeit bei der ISE führte Blackman über zehn Jahre lang sein eigenes Beratungs­unternehmen namens Blackman Consulting. Zu seinen Kunden zählten unter anderem Microsoft, BMW, Harley-Davidson sowie Bertelsmann und ­Burda.

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