Zoll fängt jährlich tausende Pakete ab

Handel mit gefälschten Markenartikeln boomt

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von René Jaun und jor

Fast 8000 gefälschte Markenartikel hat der Schweizer Zoll 2022 aufgespürt – Tendenz steigend. Die Fakes verursachen nicht nur einen wirtschaftlichen Schaden, sondern können mitunter auch gefährlich sein.

(Source: Kristian Egelund / Unsplash.com)
(Source: Kristian Egelund / Unsplash.com)

Ob Kleider, Handtaschen, Schuhe, Werkzeuge, Ersatzteile oder Gadgets – überall werden Produkte kopiert und gefälscht. Und die Anzahl der Fake-Markenartikel, die in die Schweiz gelangen, steigt ständig an. Das berichtet "SRF Kassensturz" und verweist auf Zahlen des hiesigen Zolls. Dieser beschlagnahmte im Jahr 2022 fast 8000 Pakete mit Fake-Markenartikeln. 2019 waren es noch unter 3000. Und längst nicht alle Fälschungen werden dort abgefangen, zumal man nur Stichproben überprüft, wie Tanja Brunner, Leiterin des Zürcher Zolls, gegenüber "Kassensturz" erklärt.

Die steigende Anzahl derartiger Produkte hängt laut dem Konsumentenmagazin mit der Zunahme an Onlineeinkäufen zusammen. Als Beispiel nennt "Kassensturz" die Auktionsplattform Ebay, auf der Betrüger chinesische Fake-Artikel des Schweizer Unternehmens Felco anbieten. Gegenüber dem "Kassensturz" sagt Felco-CEO Nabil Francis, der durch Artikelfälschungen entstehende finanzielle Schaden für sein Unternehmen gehe in die Millionen und fügt hinzu: "Die Fälschungen schädigen aber auch unser Image und noch wichtiger: Hier werden Menschen betrogen. Sie glauben, dass sie ein Original gekauft haben, in Wirklichkeit arbeiten sie aber mit einer plumpen Fälschung von schlechter Qualität."

Das Institut für geistiges Eigentum (IPI) beziffert den Schaden für die gesamte Schweizer Wirtschaft. Im Jahr 2023 seien schätzungsweise 11'000 Arbeitsplätze kopierter Markenware aus dem Ausland zum Opfer gefallen, heisst es im Bericht. Zudem seien Steuerausfälle von 188 Millionen Franken entstanden.

Hohe Strafen für Händler

Wer einen gefälschten Markenartikel nutzt, der hat es oft mit billigen Kopien zu tun. Das kann, etwa im Falle eines qualitativ minderwertigen Velohelms, lebensgefährlich sein. "Kassensturz" lässt aber auch einen Insider zu Wort kommen, der aussagt, dass manche Fake-Markenturnschuhe aus China genauso gut seien wie die Originale. In den Fabriken der Fälscher arbeiteten viele Menschen, die früher bei den Originalherstellern tätig waren und ihr dort erlangtes Wissen weiter nutzen.

Dass sich der Handel mit Produktfälschungen nicht lohnt, dafür versuchen die Behörden zu sorgen. Findet der Zoll ein verdächtiges Paket, werden die Originalhersteller zur Prüfung herbeigezogen. Die wiederum können dann den Besteller der Fakes zur Kasse bitten. Wer selber mit Fake-Markenartikeln handelt, dem drohen laut "Kassensturz" eine Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe in Millionenhöhe.

Übrigens boomt auch der illegale Onlinehandel mit Medikamenten. Um ihre Onlineshops zu betreiben, hacken die Kriminellen Händler manchmal auch bestehende, seriöse Websites. Wie und warum sie dies tun, erfahren Sie hier.

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