Editorial

Der Mensch, das Gewohnheitstier

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Maximilian Schenner, Redaktion CEtoday (Source: zVg)
Maximilian Schenner, Redaktion CEtoday (Source: zVg)

Niemand mag Veränderung. Der Winter ist zu kalt, der Sommer zu heiss, die neue Jeans zu blau und das neue Smartphone zu gross, zu flach oder schlichtweg zu «smart». Auch wenn es um Elektrogeräte geht, sind wir Gewohnheitstiere. So schmeckt der Kaffee aus der alten Maschine immer um Welten besser, der neue Staubsauger saugt schlechter Staub als der alte, und der neue Pürierstab püriert sowieso überhaupt nicht nach unseren Vorstellungen. Ein Umzug, oftmals an viel neue Elektronik gekoppelt, ist damit oft eine besondere Herausforderung für unsere Automatismen.

Auch ich musste vor Kurzem schmerzlich erfahren, dass wir uns so gar nicht von alten Gewohnheiten trennen können. Vor wenigen Wochen zog ich nämlich aus meiner Altbau-WG in eine Wohnung aus den 1980er-Jahren. Abgesehen von der Deckenhöhe war der wohl grösste Unterschied, dass die vermeintlich ältere Wohnung einen modernen Herd mit Cerankochfeld inklusive Touch-Bedienung besitzt, die neue jedoch einen klassischen Elektroherd mit Eisenplatten sowie Drehknöpfen an der Vorderseite. Beim Aufwischen nach dem ersten Kochen in der neuen WG ging ich also davon aus, dass die Platte ausgeschaltet war, da sie eben nicht rot leuchtete. Es dauerte nicht lang, bis ich meinen Fehler bemerkt hatte. Was wenig später nämlich sehr wohl rot leuchtete, waren meine verbrannten Finger. Der Herd hat blöderweise noch nicht die Eigenschaft, heisse Platten rot aufleuchten zu lassen, wie ich es aus meinem vorigen Domizil gewohnt war. Beim ersten Kochen in der neuen WG waren verbrannte Finger damit vorprogrammiert.

Der Vorteil: die Angewohnheit, den Herd noch VOR dem Nudelnabgiessen auszuschalten, hatte sich durch diese Erfahrung in mein Gedächtnis eingebrannt, wie die verkokelten Pasta­reste in meine rechte Hand. Manchmal braucht es eben ein wenig Input von aussen, um alte Gewohnheiten abzulegen.

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