Dark Patterns

Neue Plattform soll manipulative Dimension von Apps eliminieren

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von Yannick Chavanne und Übersetzung: Eric Belot, kfi

Dark Patterns - also bestimmte UX-Designs und Interface-Elemente - manipulieren Appnutzerinnen und -nutzer. Forschende haben ein Tool entwickelt, das Dark Patterns aus mobilen Apps entfernen soll. Das dabei angewendete Konzept, den Code von Apps zu modifizieren, wirft jedoch rechtliche und Cybersicherheitsfragen auf.

Die von der Oxford University entwickelte Plattform zur Beseitigung von Dark Patterns ist rechtlich umstritten. (Source: varijanta / Fotolia.com)
Die von der Oxford University entwickelte Plattform zur Beseitigung von Dark Patterns ist rechtlich umstritten. (Source: varijanta / Fotolia.com)

DarkIst es möglich, die dunkle Seite von Mobil-Apps zu bekämpfen? Sogenannte Dark Patterns, UX-Designs und Interface-Elemente, dienen nämlich nur zum Zweck der Manipulation der Nutzerinnen und Nutzer. An deren Beseitigung arbeiten Forschende der Universität Oxford. Sie präsentierten nun den Prototyp des GreaseDroid-Tools. Diese Plattform soll es erlauben, die unerwünschten Dark Patterns in einer Anwendung auszuwählen und an deren Stelle eine personalisierte Version zu installieren, die gewissermassen für den guten Zweck gehackt wurde.

Diverse Arten von Dark Patterns

Der Begriff "Dark Pattern" bezeichnet den Missbrauch digitaler Nudge-Techniken und wurde 2010 vom UX-Designer Harry Brignull geprägt. Er hat diesen Designtechniken eine Website gewidmet. Auf dieser listet er eine Reihe von Dark Patterns auf, die sowohl die Benutzererfahrungen beim Surfen im Web als auch die Nutzung mobiler Anwendungen betreffen. Dazu gehören Fangfragen in Formularen oder das automatische Hinzufügen von Produkten zu einem Online-Warenkorb. Dark Patterns können auch unnötig komplizierte Prozesse zum Abmelden oder Anpassen der Datenschutzeinstellungen beinhalten. Weitere Beispiele sind endlose Feeds oder unaufhörliche Benachrichtigungen, Designs, die speziell darauf ausgelegt sind, die Aufmerksamkeit des Benutzers respektive der Benutzerin auf sich zu ziehen.

Benachrichtigungen in der Twitter-App vollständig eliminieren

Der Forscher Konrad Kollnig und sein Team haben deshalb GreaseDroid entwickelt. Dabei handelt es sich um eine Plattform, auf der Nutzerinnen und Nutzer die Anwendungen finden können, die sie verändern wollen. Das Tool ist vorerst nur für Android-Apps gedacht. Die Plattform schlägt eine Reihe von Patches vor. Zu den Patches, die nach Belieben ausgewählt werden können, gehören beispielsweise "Statusaktualisierungen entfernen", "Benachrichtigungsbadges deaktivieren" oder "Anzahl der ungelesenen Benachrichtigungen entfernen". Die Forschenden führen das Beispiel Twitter an und weisen darauf hin, dass sich Benachrichtigungen über die App nicht vollständig deaktivieren lassen.

Dark Patterns können Elemente der Benutzeroberfläche betreffen. Sie können aber auch Aspekte betreffen, die komplizierter zu ändern sind und die Erstellung von Patches für den Ablauf von Funktionen und Aktionen erfordern.

Cyber-Risiken und rechtliche Fragen

Die Idee ist, GreaseDroid zu einer Plattform für Dark-Pattern-Patches zu machen, die von der Community von Entwicklern und Entwicklerinnen erstellt werden. Um Missbrauch durch Hacker vorzubeugen und Patches zu vermeiden, die einen bösartigen Code verstecken, planen die Forschenden, auf Kontrollen durch Experten statt durch ein automatisiertes System zu setzen.

Ein weiteres wichtiges Hindernis für die Einführung dieses Tools ist die Frage, ob es legal ist. Die Verteilung von gepatchten Anwendungen und deren Dekompilierung sind verboten. Doch der dezentrale Ansatz von GreaseDroid könnte helfen, rechtliche Zweifel zu beheben, erklären die Forschenden: "GreaseDroid trennt die Verteilung von Patches von der Korrektur der Anwendungen. Patches werden bei der Installation und auf dem Gerät des Benutzers angewendet. Es besteht keine Notwendigkeit, gepatchte Anwendungen zu verteilen." Ausserdem ist die Patch-Implementierung in GreaseDroid nicht auf die Dekompilierung des Programmcodes angewiesen, sondern auf dessen Umsetzung.

Gegenüber IEEE Spectrum räumt der Forscher Konrad Kollnig ein, dass die Rechtmässigkeit solcher Modifikationen nicht ganz klar ist. Es könnte auch schwierig sein, den Ansatz auf iPhone-Anwendungen auszuweiten, da Benutzerinnen und Benutzer diese nur über den streng regulierten Apple App Store installieren können. Ein zusätzliches Problem ist, dass der Prozess des Entfernens der Dark Patterns bei jedem App-Update wiederholt werden müsste.

Per Augmented Reality kann man neu zurück in die Vergangenheit: Mit der "Erleb-AR"-App der Berner Fachhochschule können Nutzerinnen und Nutzer Schweizer Kulturerbe interaktiv bestaunen. Mehr Details dazu können Sie hier nachlesen.

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