Mystery-Shopping

Digitec-Mitarbeiter: "Sie brauchen kein Zubehör, da wir keines im Shop anbieten"

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Astrid T. hat sich online auf die Suche nach einer VR-Brille für ihren Sohn gemacht. Obwohl sie 14 Tage wartete, erhielt sie lediglich von zwei Onlineanbietern eine Rückmeldung. Diese waren sich zudem nicht einig, ob Oculus oder HTC die bessere Wahl für den begeisterten Gamer ist.

(Source: Minh Pham / Unsplash)
(Source: Minh Pham / Unsplash)

Astrids Sohn ist ein begeisterter Gamer. Vergangenes Jahr hat ihm die Mystery-Shopperin darum einen Gaming-Monitor zu Weihnachten geschenkt. Dieses Jahr muss ein Stück neue Hardware her. Astrid möchte ihm eine VR-Brille schenken. Da sich die Mystery-Shopperin nicht mit Gaming, geschweige denn mit Oculus und Co. auskennt, begann ihre Mystery-Shopping-Tour bei Google, um herauszufinden, welche Modelle es momentan im Angebot gibt und wo man diese kaufen kann. Digitec Galaxus, Microspot, Interdiscount, Media Markt, Fust und Brack.ch poppten als erste Anbieter auf, als die Mystery-Shopperin den Begriff "VR-Brille" ins Suchfeld eintippte.

Astrid wurde aber nicht recht schlau aus all den Angaben, die sie bei den Händlern zu den Geräten fand. Deshalb recherchierte sie weiter. Schnell fand sie heraus, dass es vier unterschiedliche Typen von VR-Brillen gibt: solche für den PC, für die Konsole, fürs Smartphone oder Standalone-Brillen. Da Astrids Sohn vor allem am PC zockt, kam für sie nur eine Brille für den PC in Frage. Da die Testberichte, die Astrid im Netz fand, vor allem der HTC Vive Pro und der Oculus Rift S – beides Geräte, die mit dem PC verwendet werden – ein gutes Zeugnis ausstellten, entschied sie sich dazu, eines der beiden Geräte zu kaufen.

Von den Onlinehändlern wollte sie nun wissen, welche der beiden VR-Brillen sich besser für actiongeladene Games und Shooter eignet und ob sie noch Zubehör braucht. Eigentlich wäre die Mystery-Shopperin gerne mit ihrem Sohn in ein Geschäft gegangen, damit er einige VR-Brillen ausprobieren und vergleichen kann. Aufgrund der zur Zeit des Mystery-Shoppings steigenden Coronafälle hielt sie das aber nicht für klug. Deshalb fragte sie bei den Onlinehändlern auch nach, ob sie beide VR-Brillen einmal zum Ausprobieren bestellen könnte.

Astrid richtete sich mit ihrem Anliegen an Brack.ch, Digitec Galaxus, Microspot, Fust, Melectronics und Interdiscount. Media Markt musste sie von der Liste streichen, da der Händler zwar bei ihrer Google-Suche als einer der Ersten auftauchte, aber die HTC Vive Pro und Oculus Rift S nicht im Onlinesortiment hatte. Antwort auf ihre Fragen erhielt die Mystery-Shopperin nur von Digitec Galaxus und Brack.ch. Eine so schlechte Quote hatte sie bisher noch nie – und das, obwohl sie 14 Tage lang gewartet hatte. Ausserdem fiel Astrid auf, dass sich die VR-Brillen – obwohl es bei allen Händlern genau die gleichen Modelle waren – im Preis teils stark unterschieden. So kostete beispielsweise die HTC Vive Pro (als Full Kit) bei Brack.ch 1119 Franken. Die Oculus Rift S bot Brack.ch für 539 Franken an. Bei Fust und Digitec Galaxus kostete erstere Brille ebenfalls 1119 Franken. Die Oculus Rift S bot Digitec Galaxus mit 499 Franken etwas günstiger an. Am teuersten waren beide VR-Brillen bei Interdiscount. Die HTC Vive Pro (als Full Kit) kostete hier 1511.60 Franken und die Oculus Rift S 716.25 Franken. Astrid fragte darum bei Interdiscount nach, worin der Preisunterschied zu den anderen Händlern bestehe, erhielt aber wie bereits erwähnt keine Antwort.

Digitec Galaxus

Von Digitec Galaxus erhielt Astrid nach nur 3 Stunden und 30 Minuten eine Antwort. "Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen mitteilen, dass die Oculus Rift S höchstwahrscheinlich besser für die Anforderungen Ihres Sohnes geeignet ist", schrieb der Onlinehändler. Laut Digitec Galaxus ist die Oculus Rift S leichter und liegt besser an als das Modell von HTC. Für die Oculus brauche Astrid keine zusätzlichen Komponenten, "da wir auch keine zusätzlichen Teile in unserem Shop anbieten". Zudem erklärte Digitec Galaxus der Mystery-Shopperin, dass sie die Brillen nicht zum Testen bestellen könne "da wir diese nicht weiterverkaufen können".

Brack.ch

Bei Brack.ch war man anderer Meinung als bei Digitec Galaxus. Der Onlinehändler riet Astrid nämlich zur HTC Vive Pro. Hier erhielt die Mystery-Shopperin nach sechs Tagen Antwort. Diese war jedoch sehr ausführlich. Folgende Vorteile zählte ihr Brack.ch bei der Brille von HTC auf:

  • Höhere Auflösung (schöneres Bild und mehr Details)

  • 10 Hertz höhere Bildwiederholrate (flüssigeres Spiel­erlebnis)

  • Bessere Raumoptimierung und Präzision dank zwei zusätzlicher Raumtracker (verbessertes Spielgefühl)

  • Bessere Performance bei Spielen durch stärkeren Prozessor

  • Integriertes Headset für einen noch besseren und auf das Spiel optimierten Surroundsound

Als einzigen Nachteil gegenüber der Oculus Rift S nannte der Onlinehändler den Preis. "Fakt ist, dass die HTC Vive Pro in fast allen technischen Anforderungen der Oculus Rift S überlegen ist", stand in der E-Mail. "Wenn Sie ein Top-VR-Headset suchen, ohne Abstriche machen zu müssen, ist das HTC Vive Pro die beste Wahl", schrieb Brack.ch weiter. Falls Astrid bei besagter Brille das Full Kit kaufe, brauche sie kein Zubehör. "Bei der Rift S ist noch ein zusätzlicher Kopfhörer erforderlich." Astrids Frage, ob es möglich wäre, die Brillen zum Ausprobieren zu bestellen, beantwortet Brack.ch nicht. Die Mystery-Shopperin fragte darum nochmal nach. Dieses Mal antwortete ihr Brack.ch innerhalb eines Tages. Grundsätzlich gebe es keine Testartikel. Astrid könnte die Brillen zwar innerhalb von 14 Tagen retournieren, müsse dann aber mit einem Abzug von etwa 20 Prozent rechnen. "Ausgenommen wären zum Beispiel bereits ‹geprüfte Retouren›, die eben schon mal im Einsatz waren", schrieb Brack.ch. "Diese könnten Sie ohne Abzug retournieren." Der Onlinehändler schickte Astrid auch gleich einen Link zu zwei solcher geprüfter Modelle der Vive Pro von HTC.

Fazit

Astrid war sehr überrascht, dass ihr innerhalb der 14-tägigen Frist lediglich zwei Onlinehändler antworteten. Der Mystery-Shopperin war bewusst, dass durch die Coronapandemie und den zur Zeit des Mystery-Shoppings stattfindenden Singles’ Day viele Anfragen eingehen würden, aber mit so langen Wartezeiten hatte sie nicht gerechnet. Von den beiden Händlern, die ihr antworteten (Digitec Galaxus und Brack.ch), fühlte sie sich von Brack.ch besser beraten, auch wenn sie sechs Tage auf eine Rückmeldung warten musste. Der Onlinehändler nahm sich Zeit, die Vor- und Nachteile beider Brillen aufzulisten. Bei Digitec Galaxus wurde Astrid das Gefühl nicht los, dass ihr der Kundenberater oder die Kundenberaterin die Oculus Rift S empfahl, weil ihm oder ihr diese persönlich gefällt. Da ihr Digitec Galaxus keine zusätzlichen Kopfhörer empfahl, Brack.ch jedoch schon, recherchierte Astrid nochmals ein bisschen und fand heraus, dass die Oculus Rift S zwar über integrierte Lautsprecher verfügt, diese aber von vielen Konsumentinnen und Konsumenten wie auch von Tech-Journalisten als "schlecht" oder "sehr schlecht" betitelt und daher zu Kopfhörern geraten wurde.

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