Kampf gegen Corona

Contact Tracing: Google und Apple betreten den Ring, die ETH freut's

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von Oliver Schneider und Rodolphe Koller

Apple und Google haben eine gemeinsame API angekündigt, die die Nutzung von Bluetooth für Contact-Tracing-Apps erleichtern soll. Das Konzept basiert auf Projekten an der ETH und am MIT. Obwohl viele Länder daran interessiert sind, die Pandemie einzudämmen, ist Contact Tracing heftig umstritten.

(Source: Timon Studler on Unsplash)
(Source: Timon Studler on Unsplash)

In einer gemeinsamen Pressemitteilung haben Apple und Google angekündigt, noch im Mai eine API zur Verfügung zu stellen, die die Nutzung von Bluetooth für Contact-Tracing-Apps erleichtern soll. In einem zweiten Schritt wollen die beiden weltweit grössten Hersteller von mobilen Betriebssystemen dann die Tracking-Funktionalität direkt in ihre jeweiligen Betriebssysteme integrieren.

Das Projekt von Apple und Google steht in einer Reihe mit laufenden Arbeiten an ähnlichen Anwendungen, wie sie etwa am Massachusetts Institute of Technology und an den Eidgenössischen Technischen Hochschulen der Schweiz stattfinden. Es könnte die Einführung der ersten Apps beschleunigen.

Zur Erinnerung: Das "DP3T"-Projekt der ETH schlägt einen teilweise dezentralisierten Mechanismus vor, der auf einer mobilen App basiert, um Personen zu warnen, die mit einer infizierten Person in Kontakt gekommen sind. Dabei soll die Anonymität aller Personen gewahrt bleiben. Das System verwendet Bluetooth-Technologie, um Benutzer in der Nähe zu identifizieren, ohne dass eine Geolokalisierung erforderlich ist.

Lesen Sie hier den Artikel über das PEPP-PT-Konzept, das der Entwicklung des ETH-Projekts zugrunde liegt.

Die Einführung einer mobilen App zur Kontaktverfolgung ist für viele Regierungen bei ihren Bemühungen, die Pandemie zu bewältigen, von Interesse. Dies gilt insbesondere im Zusammenhang mit einer möglichen Eindämmung der Ausbreitung. So hat die Europäische Union ihre Mitgliedstaaten dazu aufgerufen, einen koordinierten Ansatz und interoperable Lösungen in diesem Bereich zu entwickeln.

Kein Allheilmittel

Die Idee der Rückverfolgung von Kontakten stösst jedoch nicht überall auf Zustimmung. Es gibt eine wachsende Reihe von Argumenten für und gegen den Mechanismus. Es wird viel über das Thema diskutiert; sowohl über die technischen Aspekte des Mechanismus (Anonymität, Schwachstellen) als auch über seine sozialen Auswirkungen (Segregation, normative Effekte) oder seine politischen Dimensionen (Überwachung, Zukunftsfähigkeit des Systems, Freiwilligkeit).

In diesem Zusammenhang wird die Tatsache, dass Apple und Google sich der Bewegung anschliessen und planen, die Rückverfolgung in ihre Betriebssysteme zu integrieren, von einigen als schlechte Nachricht angesehen.

Singapur, das mit seiner "TraceTogether"-App ein Vorreiter auf dem Gebiet war, musste kürzlich Massnahmen zur Eindämmung ergreifen, da sich die digitale Kontaktverfolgung als unzureichend erwies. In einem Blog-Beitrag, der vor einigen Tagen veröffentlicht wurde, äusserte Jason Bay, Direktor von Singapurs Digital Government Services, seine Zweifel wie folgt:

"Wenn Sie mich fragen, ob ein Bluetooth-Kontaktverfolgungssystem, das irgendwo auf der Welt eingesetzt wird oder sich in der Entwicklung befindet, bereit ist, die manuelle Kontaktverfolgung zu ersetzen, werde ich Ihnen vorbehaltlos sagen, dass dies nicht der Fall ist. Nicht jetzt und, selbst mit den Vorteilen der künstlichen Intelligenz, des maschinellen Lernens und - Gott bewahre - der Blockchain (Buzzword hier einfügen), nicht in absehbarer Zeit".

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