Logistik am Limit

Die Post klärt Paketobergrenze ab

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Da die Post wegen dem Lockdown riesige Mengen an Paketen verarbeiten muss, stösst sie an ihre Grenzen. Nun klärt sie eine tägliche Obergrenze für Pakete ab. Betroffen sind vorerst die 100 grössten Kunden der Post. Das Okay des Bundes steht noch aus.

(Source: Marcel Bieri)
(Source: Marcel Bieri)

Aufgrund der aktuellen Situation sieht sich die Post nicht mehr in der Lage, die Menge an Paketen zu bewältigen. Wie die Neue Zürcher Zeitung schreibt, hat die Post diverse Massnahmen getroffen, um die Kapazitäten zu erweitern. Doch obwohl nun auch am Samstag gearbeitet wird und die Pakete teils manuell sortiert werden, steigt die Menge an versendeten Paketen weiter an. Am Donnerstag hat die Post nun ihre hundert grössten Paketkunden informiert, dass sie zu einer Notfallmassnahme greifen wird. Das heisst, dass jeder der Betroffenen ein individuelles Mengenkontingent für Standardpakete pro Arbeitstag erhalten wird. Die Obergrenze, so die NZZ, bemisst sich am Zuwachs der wöchentlichen Paketmenge, seit die ausserordentliche Lage ausgerufen wurde. Diese soll im Vergleich zu heute auf die Hälfte beschränkt werden. Hat beispielsweise ein Unternehmen vor der Pandemie wöchentlich 8000 Pakete versendet und danach 10'000, würde das Kontingent 9000 Pakete betragen.

Laut der Postsprecherin Léa Wertheimer ist diese Massnahme dringend notwendig. Zum einen, um die Mitarbeiter vor einer Ansteckung zu schützen, zum anderen, um die Paketversorgung in der Schweiz aufrechtzuerhalten. Sonst riskiere die Schweiz einen Kollaps. Die Situation liesse sich nicht durch mehr Mitarbeiter bewältigen, da sonst die Vorgaben des Social Distancing nicht eingehalten werden können. Eigentlich wollte die Post gemäss NZZ die Kontingente bereits am Donnerstag ab sofort einführen. Der Widerstand der betroffenen Unternehmen sei jedoch so gross gewesen, dass die Post nun erneut das Gespräch suchen möchte. Auch die Zustimmung des Bundes steht noch aus.

Keine Chance, den Rückstand aufzuholen

Auf Anfrage der NZZ äussern sich Vertreter des Onlinehandels alarmiert. "Die schlimmsten Befürchtungen sind eingetroffen, der Paketzustellung droht ohne Massnahmen der Kollaps", sagt Patrick Kessler, Geschäftsführer des Verbands des Schweizerischen Versandhandels. Man wolle aber versuchen, mit der Post Lösungen für den gesamten Handel zu finden. Diverse Händler hätten in den letzten Wochen ihre Kapazitäten aufgestockt, um die steigende Onlinenachfrage zu bewältigen. Falls die Post nun Kontingente erlässt, müssten voraussichtlich wieder Personen entlassen werden, welche vor Kurzem erst eingestellt wurden. Bereits heute kämpfen gemäss NZZ viele Onlinehändler mit massiven Lieferengpässen. Falls die Liefermengen durch die Post beschränkt werden, verschärfe sich die Situation.

Daniel Rei, Sprecher des Onlineshops Brack.ch zeigt sich besorgt: "Kommt die Kontingentierung, haben wir keine Chance mehr, den Rückstand auf unser Lieferversprechen aufzuholen". Aufträge und Waren würden sich noch schneller Stauen, der Warenfluss werde zusätzlich negativ belastet. Bei Digitec Galaxus sieht die Lage ähnlich aus. Es stehe ausser Zweifel, dass die geplante Einschränkung Einfluss auf die Logistik haben wird. Es drohen weitere Lieferverzögerungen.

Genehmigung von Uvek steht noch aus

Händler fordern nun, dass der Bundesrat die Absperrungen von nicht lebensnotwendigen Sortimentsbereichen in Lebensmittelgeschäften aufhebt. So könne das System entlastet werden. Zusätzlich müsse der Bund die Vorschriften lockern, um eine kontrollierte Abholung durch Kunden in den Läden zu ermöglichen. Denn vor allem Utensilien aus dem Garten- und Bau-und-Hobby-Segment würden das Postsystem stark belasten. Die Händler würden es auch begrüssen, wenn es Kurieren und Zustelldiensten erlaubt wäre, an Sonn- und Feiertagen liefern zu dürfen. Dies zumindest bis die Ladenschliessungen gelockert würden.

Ob die Post die Obergrenzen einführen darf, steht noch offen. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga muss dies als Postministerin entscheiden. Laut Annetta Bundi, Sprecherin des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation, liege aber noch keine Genehmigung vor. Die Post habe jedoch für am Freitag einen Antrag ans Uvek in Aussicht gestellt. Das Uvek hat der Post bereits Anfang Woche genehmigt, von den ordentlichen Vorgaben abzuweichen. Das heisst, die Post darf für die Zustellung von Briefen und Paketen mehr Zeit in Anspruch nehmen.

In einem Webinar der Universität St. Gallen gaben einige grosse Händler Einblick in ihre momentane Situation und sagten, was es braucht, damit der Handel die Auswirkungen der Krise übersteht. Lesen Sie hier mehr dazu.

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