Ausbau vs. Moratorium

Diese 5G-Initiative dürfte dem Swisscom-Chef gar nicht gefallen

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Die Schweiz soll Telkos beim 5G-Ausbau unterstützen, verlangt Swisscom-Chef Urs Schaeppi. Aus Neuenburg kommen derweil Forderungen nach einem landesweiten 5G-Moratorium. Es ist nicht die erste kantonale Initiative, die in diese Richtung zielt.

(Source: NatalyaBurova / iStock.com)
(Source: NatalyaBurova / iStock.com)

Die Schweizer Politik soll in Sachen 5G Farbe bekennen. Dies forderte Urs Schaeppi, CEO von Swisscom, am Mittwoch am Rande des WEF in Davos. Ansonsten, fügte der Telko-Chef an, laufe die Eidgenossenschaft Gefahr, technologisch den Anschluss zu verlieren, schreibt der "Blick" unter Berufung auf ein Agentur-Interview.

Konkret verlangt Schaeppi, die kantonalen 5G-Moratorien schnellstmöglich aufzuheben. Von den Behörden wünsche er sich "eine konkrete Definition von Messverfahren, die 5G in vollem Umfang ermöglicht". Schliesslich müsste man die Grenzwerte zur Strahlenbelastung so anpassen, dass das Potenzial von 5G nicht ausgebremst werde - "selbstverständlich unter Einhaltung des Vorsorgeprinzips", schreibt der "Blick" weiter. Derzeit werde die Diskussion um 5G emotional geführt, beklagt Schaeppi. Fakten spielten dabei oft keine Rolle. Dabei hätten zahlreiche Studien die Unbedenklichkeit der Technologie belegt. "Aber Angst machen mit Halbwahrheit ist einfach, Aufklären mit Fakten ist schwierig", so Schaeppi zur Agentur.

Kanton Neuenburg: keine Hochfrequenz-Sender ohne Studie

Nicht für, sondern gegen 5G sprach sich gleichentags der Grosse Rat des Kantons Neuenburg aus. Mit 58 zu 39 Stimmen verabschiedete er eine kantonale Initiative zuhanden der Bundesversammlung. Diese fordert ein landesweites Moratorium sogenannter 5G-Milimeter-Sendeanlagen, schreibt "RTS".

Dabei handelt es sich um 5G-Antennen, die auf Frequenzbändern über 30 Gigahertz senden. Derzeit werden diese Frequenzen in der Schweiz noch nicht genutzt – hierzulande senden 5G-Anlagen gemäss dem Bericht auf Frequenzen bis 3,8 Gigahertz. Die Initiative beabsichtige, eine noch nicht in Betrieb genommene Technologie zu verlangsamen.

Die Initiative fordert, erst die Ergebnisse einer nationalen Studie abzuwarten, bevor die Bevölkerung der Strahlung ausgesetzt werde, heisst es weiter. Ratsmitglied Brigitte Neuhaus (Die Grüne) verweist, ähnlich wie Urs Schaeppi, auf die Wissenschaft: Diese habe zahlreiche Aufrufe zur Vorsicht im Hinblick auf nichtionisierende Strahlung veröffentlicht, deren Auswirkungen auf die Gesundheit noch unklar seien.

Neuenburg ist nicht der erste Kanton, der dem 5G-Ausbau einen Riegel schiebt. Im vergangenen April hatte der Kanton Genf bereits ein Moratorium beschlossen, wie Sie hier lesen können. Im vergangenen Mai zeigte Swisscom-Chef Urs Schaeppi zwar Verständnis für die Bedenken der 5G-Gegner. In Moratorien sah er jedoch einen Verstoss gegen das Gesetz, wie Sie hier lesen können.

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