Black Friday

Fluch für die Händler, Segen für die Kunden

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Nach dem Singles' Day beginnt schon bald die nächste Rabattschlacht. Am 29. November findet der Black Friday statt. Retailer und Konsumenten bereiten sich unterschiedlich darauf vor.

(Black Friday im Manor, 2016. Source: Manor)
(Black Friday im Manor, 2016. Source: Manor)

Schweizer Händler wie auch Konsumenten bereiten sich unterschiedlich auf den Black Friday vor. Zur "NZZ am Sonntag" sagt Florian Teuteberg, Chef des Onlinewarenhauses Digitec Galaxus, dass die Rabatttage für die Mitarbeiter eine grosse Herausforderung seien. In der Logistik werde an den Shopping-Events von 5 Uhr morgens bis Mitternacht gearbeitet. Manche Software-Logistiker würden Nachtschichten einlegen. Digitec Galaxus verzichte darauf, anders als einige Konkurrenten, die Rabatttage auf eine ganze Woche auszudehnen. Die Logistikanlagen würden am Black Friday und am Cyber Monday teilweise das Sechsfache verarbeiten, so Teuteberg. Wenn das so weiterginge, müsse man eine Ausdehnung aber überdenken, um die Spitzen ein wenig zu entlasten.

Als die Rabatt-Tage 2014 in der Schweiz aufkamen, war es ein Detailhandels-Phänomen. Damals mussten sich Schweizer Onlineshops an der ausländischen Konkurrenz orientieren, da laut Studien jeder zweite Detailhändler einen direkten Konkurrenten im Ausland hat. Heute hingegen machen auch Coiffeure, Hotels oder Restaurants mit. Und auch High-End-Anbieter wie Globus mischen mit. Der Ausstieg ist laut Patrick Marti, Chef von Media Markt Schweiz, kaum möglich und sehr riskant.

Hoher Umsatz, tiefe Marge

Auch Teuteberg vertritt eine ähnliche Meinung: “Man hat nicht viele Alternativen. Man macht einfach mit, der Traffic ist immens. Es wäre fahrlässig, dies an uns vorbeiziehen zu lassen“. Für die Elektronikbranche gibt es detaillierte Zahlen von GfK. Die Umsätze für Multimedia-Artikel haben sich in den letzten vier Jahren verdoppelt. Das liegt laut Patrick Marti daran, dass die Schweiz eine Elektronik-Tiefpreisinsel ist. Es gäbe vier bis fünf fast gleich grosse Konkurrenten. Die Händler wollen sich gegenseitig unterbieten. Das bleibt aber nicht unbedingt ohne Folgen: Aufgrund der grossen Preisabschläge bleibt für die Händler nicht viel übrig, die Rabatte fressen gemäss NZZ am Sonntag die Marge auf.

Durch die ganzen Rabatte hat sich das Weihnachtsgeschäft vorverschoben: Die Detailhandelsumsätze nahmen im Dezember stark ab, während sie im November laut Mitteilung stiegen. Eine österreichische Umfrage bei Retailern im deutschsprachigen Raum ergab, dass 43 Prozent glauben, dass die Rabatttage dem Handel mehr schaden als nützen.

Auch die Schweizerische Post muss sich anpassen. Am Black Friday letztes Jahr verarbeitete sie 6,8 Millionen Pakete – so viel wie nie zuvor. Die Post schreibt, dass sie vom Black Friday bis Weihnachten das Personal in den Paketzentren um ein Drittel aufstocken muss. In diesem Jahr erwartet sie einen weiteren Rekord. Laut Post wurden Vorkehrungen getroffen. Man sei gespannt auf die Entwicklung in diesem Jahr.

Schnäppchenjäger oder kaufsüchtig?

Die Konsumenten hingegen wissen inzwischen, dass sie mit grösseren Anschaffungen bis im November warten sollten. Die Einsparungen bei Sofas oder Fernsehern sind laut NZZ am Sonntag teilweise massiv. Im Vergleich zu einem normalen Tag verlangen 10 bis 15 Mal so viele Kunden eine Erhöhung ihrer Kreditlimite, so ein Sprecher der Kreditkartenfirma Viseca. Das belastet das Budget teilweise mehr, als es sollte. “Menschen, die ihr Budget nicht so gut im Griff haben, laufen Gefahr, sich an solchen Tagen zu verschulden“, sagt Marco Roncoroni von der Berner Schuldenberatung. Starke Rabatte könnten eine Kaufsucht beschleunigen. Diese sei ähnlich wie die Glücksspielsucht.

Laut blackfridaydeals.ch sind die Schweizer gegenüber dem Shopping-Event aber sowieso skeptisch. Lesen Sie hier mehr.

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