Unterschätzter Energieverbrauch

Wie Video-Streaming die Umwelt verpestet

Uhr

Der Datenverkehr im Internet ist in den vergangenen Jahren explodiert, die Verbreitung von Smartphones und smarten Geräten nimmt ständig zu. Diese Entwicklungen sorgen auch für einen wachsenden Ressourcenverbrauch, wobei die Energienutzung digitaler Technologien viel stärker ausfällt als oft angenommen.

(Source: veeterzy / unsplash.com)
(Source: veeterzy / unsplash.com)

Das Thema Umweltschutz ist in den vergangenen Wochen und Monaten zum Dauerbrenner geworden. In der Klimadiskussion stehen die Luftfahrt oder der Strassenverkehr üblicherweise in keinem guten Licht da. Eine Studie der französischen Denkfabrik "The Shift Project" zeigt jedoch, dass auch die ICT-Branche über einen markanten ökologischen Fussabdruck verfügt. Wie die "NZZ" schreibt, ist die Informations- und Kommunikationstechnologie für rund 3,7 Prozent der ausgestossenen Schadstoffe verantwortlich. Zum Vergleich: der Anteil der zivilen Luftfahrt stehe bei 2, derjenige aller Personenfahrzeuge und Motorräder bei 8 Prozent.

Der Energieverbrauch der ICT-Branche werde gerne unterschätzt, schreibt die NZZ. Der Grund dafür liege in der unsichtbaren Infrastruktur hinter digitalen Technologien. Der Trend zum Cloud Computing sorge dafür, dass die physische Realität moderner Technologien nur noch schwer wahrnehmbar sei. Der Anstieg des jährlichen Datenvolumens um beinahe einen Drittel ist für Konsumenten genauso wenig sichtbar.

Bei Schweizer KMUs herrscht beim Thema Energieeffizienz Luft nach oben. Der Befund geht aus einer Befragung von Asut und Energie-Schweiz hervor, zu der Sie hier mehr erfahren.

Vier Gründe für den steigenden digitalen Energieverbrauch

Digitale Technologien verbrauchen Jahr für Jahr mehr Ressourcen - und erzeugen damit laufend mehr Emissionen. Im Schnitt steige der Energieverbrauch um 9 Prozent pro Jahr. Im Zusammenhang mit den steigendem Ressourcenverbrauch gebe es vier zentrale Trends zu nennen:

  • Die Anzahl Smartphones steigt um über einen Zehntel pro Jahr. Die Produktion der Handys verbraucht dabei seltene Edelmetalle und deren Features benötigen stetig mehr Strom.

  • Vernetzte Geräte für den Haushalts- und Freizeitbereich - beispielsweise Fitness-Armbänder oder Überwachungssysteme - verbreiten sich immer mehr.

  • Das industrielle Internet der Dinge (IIoT) gewinnt an Popularität.

  • Der Datenverkehr explodiert, was primär auf die Angebote von Tech-Giganten zurückzuführen sei.

Smartphones und Computer gewinnen zwar zunehmend an Power, was an sich die benötigte Zeit für das Erledigen einer Aufgabe verringern sollte. Gleichzeitig nehme jedoch die Nutzung der Geräte zu, was den Gewinn wieder aufhebe. Wie die NZZ schreibt, sei beispielsweise die Akkukapazität von Handys in den letzten fünf Jahren um 50 Prozent gewachsen. Die Häufigkeit des Ladens sei durch den häufigeren Gebrauch aber konstant geblieben.

Streaming als Ressourcenschleuder

Als starken Treiber für den steigenden Stromverbrauch nennt die NZZ das Streaming. Dienste wie Youtube oder Netflix seien für 80 Prozent der Zunahme des Datenverkehrs im Netz zuständig - und verbrauchen eine Menge Ressourcen. Streaming benötige 1500 Mal mehr Energie als der normale Betrieb eines Smartphones. Der Konsum eines zehnminütigen Videos via Cloud benötige gleich viel Power wie fünf Minuten Hochbetrieb eines elektrischen 2000-Watt-Ofens.

Eine wichtige Rolle beim Thema digitaler Energieverbrauch spielt also der Konsument. Der ICT-Branche die ganzen Emissionen in die Schuhe zu schieben, sei nicht ganz richtig. Schliesslich stellen die Unternehmen die ressourcenlastigen Dienste häufig nur zur Verfügung - die effekte Nutzung geschehe durch die Privatverbraucher.

Webcode
DPF8_136529