Gefälschte Debitorenrechnungen verkauft

Update: Falsche Rechnungen an Digitec und Fust im Fall Advanon

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Unter den Debitoren, deren Rechnungen ein Unternehmen auf der Factoring-Plattform Advanon fälschte, sind Digitec und Fust. Der mutmassliche Betrüger hatte Rechnungen an die beiden Händler übertrieben und damit Investoren getäuscht. Ihnen droht vermutlich ein Totalausfall.

(Source: Feng Yu / Fotolia.com)
(Source: Feng Yu / Fotolia.com)

Update, 16.8.2018: Unter den Debitoren, deren Rechnungen ein Elektro-Handelsunternehmen auf der Factoring-Plattform Advanon gefälscht hat, sind unter anderem Digitec und Fust. Wie die "Handelszeitung" berichtet, habe die Firma Rechnungsbeträge an die beiden Händler übertrieben und diese dadurch als ihre Grosskunden dargestellt. "Statt Beträgen von hunderttausenden Franken waren es in Tat und Wahrheit Rechnungen von wenigen Tausend gewesen", schreibt die Handelszeitung.

Da das beschuldigte Unternehmen sich dabei dem Modell des "stillen Factorings" bediente, sei die Fälschung lange nicht aufgeflogen. Advanon habe sie erst bemerkt, als die Rückzahlungen der Debitoren ausblieben und man bei ihnen nachforschte. Die Fust-Mutter Coop prüfe das weitere Vorgehen. Digitec habe sich dazu nicht äussern wollen.

Die fast 80 betroffenen Anlegern, die in die falschen Rechnungen auf der Plattform von Advanon investiert hatten, müssen sich auf einen Totalausfall einstellen, wie es weiter heisst. Die Investitionen beliefen sich im Schnitt auf mehrere 10'000 Franken.

Originalmeldung, 14.8.2018: Das Zürcher Fintech-Start-up Advanon hat über einen Betrugsfall in Millionenhöhe informiert. Wie die Firma in einer Mitteilung schreibt, habe ein nicht genanntes Schweizer Handelsunternehmen für Elektroartikel auf der Advanon-Handelsplattform Debitorenrechnungen im Wert von rund 2,4 Millionen Franken verkauft. "Diese waren nach jetzigem Kenntnisstand weitestgehend gefälscht, ebenso wie allem Anschein nach die Bankauskünfte und zahlreiche Emails im Namen von renommierten Debitoren über angeblich erbrachte Leistungen und Güter.", schreibt Advanon. 78 Investoren seien betroffen.

"Bei dem Betrugsfall war viel kriminelle Energie und Arglist im Spiel - vom Aufbau der Kundenbeziehung bis zur Akribie, mit der all die Dokumente gefälscht wurden", schreibt Advanon-CEO Phil Lojacono in der Mitteilung. "Sobald wir gemerkt hatten, dass etwas nicht stimmt, haben wir umgehend Beweise gesammelt und diese an die Staatsanwaltschaft übergeben." Zudem seien die betroffenen Anleger sowie die Finanzmarktaufsicht Finma informiert worden.

 

Unbezahlte Rechnungen weisen auf Betrug hin

Wie Advanon auf Anfrage sagte, habe das Unternehmen Anfang vergangener Woche den Betrug bemerkt. Unbezahlte Rechnungen von namhaften Debitoren und falsche Rechnungsbeträge hätten Hinweise auf betrügerische Aktivitäten gegeben. Advanon habe anschliessend Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Zürich eingereicht. Den Namen des Handelsunternehmens wolle Advanon bis zum Beginn des Verfahrens nicht bekannt geben.

"Wir bedauern, dass wir unsere involvierten Investoren nicht vor dieser Straftat schützen konnten, obwohl wir unseren Sorgfaltspflichten bei der Vermittlung der Geschäfte jederzeit nachgekommen sind", schreibt Lojacono weiter. Advanon werde sich "mit allen Mitteln dafür einsetzen, dass die Geschädigten zu ihrem Recht kommen".

 

Empfehlung vom Finanzdienstleister

Das Handelsunternehmen, das den Betrug durchführte, sei auf Empfehlung eines Finanzdienstleisters mit Advanon in Kontakt gekommen, heisst es weiter. Dieser Dienstleister habe schriftlich bestätigt, dass es nie zu Zahlungsverzögerungen oder anderen Schwierigkeiten mit dem Kunden gekommen sei.

Ob und inwieweit das Unternehmen auch in den Betrugsfall involviert war, sei noch offen. "Derzeit sammeln wir weitere Beweise", schreibt CEO und Gründer Lojacono. Mehrere Anwälte und das gesamte Management arbeiteten an dem Fall. Als erste Reaktion auf den Betrugsfall wolle Advanon in Zukunft nur noch institutionelle Investoren auf der Rechnungs-Handelsplattform zulassen.

Das angeklagte Handelsunternehmen nutzte laut Mitteilung das sogenannte "Silent Factoring" für seine betrügerischen Aktivitäten. Bei dieser Factoring-Variante würden die Schuldner nicht über den Rechnungskauf informiert, was ein höheres Risiko für die Investoren berge. "Wir haben gemerkt, dass dies nicht allen Investoren bewusst ist", schreibt Lojacono. "Deshalb werden wir unseren Investoren in Zukunft nur noch ein diversifiziertes Portfolio anbieten, in dem die Risiken breiter auf mehrere Rechnungen verteilt sind."

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