Was IT-Security-Experten den Schlaf raubt

Alle reden in der Schweiz von Cybersecurity – nur investieren will keiner

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von Coen Kaat

Cyberkriminelle springen auf Container-Hype auf, Crypto Miner drängen in die Schweiz und Schweizer Firmen reden über IT-Security, tun aber nicht viel. Die Redaktion hat die Neuigkeiten zu Cybercrime und Cybersecurity der Woche zusammengefasst.

(Source: Ciolanescu / Shutterstock.com / Netzmedien)
(Source: Ciolanescu / Shutterstock.com / Netzmedien)

Alle reden in der Schweiz von Cybersecurity – nur investieren will keiner

Dass Cybersecurity-Vorfälle gravierende negative Konsequenzen haben, bestreitet heute niemand mehr. Naja, quasi niemand mehr, wie der Risk:Value-Report von NTT Security zeigt. Ganze 4 Prozent der befragten Schweizer Führungskräfte waren noch immer anderer Meinung.

Wer das Risiko Cybercrime erkennt, fürchtet laut der Studie vor allem dreierlei: das Vertrauen seiner Kunden zu verlieren (52 Prozent der Befragten), einen Reputationsschaden (ebenfalls 52 Prozent) oder direkte finanzielle Einbussen (45 Prozent). Im Schnitt sollen durch einen Sicherheitsvorfall Kosten von über 1,1 Millionen Franken entstehen – rund 7 Prozent des durchschnittlichen Umsatzes.

Aber die Zahlen trügen. Ein echtes Risikobewusstsein scheint zu fehlen, wie die Studie ferner zeigt. Gerade mal 15 Prozent des Budgets fliesst in der Schweiz in die Informationssicherheit. Unternehmen stecken ihr Geld lieber in Betrieb, Marketing, Vertrieb, Rechnungswesen, Entwicklung und Personalwesen.

Fast ein Viertel der Befragten (23 Prozent) gaben sogar an, sie würden lieber ein Lösegeld zahlen, wenn eine Ransomware ihre Daten verschlüsselt, als stärker in IT-Security zu investieren. Das sei die kostengünstigere Alternative. In diesem Punkt liegt die Schweiz jedoch vor dem globalen Durchschnitt von 33 Prozent.

Die Konsequenz? Die Studie zeigt, dass gerade mal 40 Prozent der befragten Entscheidungsträger das Gefühl haben, alle unternehmenskritischen Daten seien komplett sicher. Dass nur ebenso viele der Befragten einen Plan zur Hand hat, wie im Ernstfall zu reagieren ist, dürfte wohl kein Zufall sein. Dieser Wert liegt in der aktuellen Studie bei 42 Prozent der Schweizer Firmen.

Interessanterweise lag der Anteil auch schon im Vorjahr bei 42 Prozent. Obwohl damals 21 Prozent angaben, bereits einen Incident-Response-Plan zu implementieren und weitere 21 Prozent planten, in naher Zukunft entsprechende Massnahmen umzusetzen.

"Das Ergebnis zeigt leider, dass es vielfach bei reinen Absichtserklärungen geblieben ist und der Ernst der Lage immer noch unzureichend erkannt wird, auch wenn zahlreiche Sicherheitsvorfälle der letzten Zeit eigentlich gezeigt haben, dass an einem gelebten Incident-Response-Plan kein Weg mehr vorbeiführt", sagt Kai Grunwitz, Senior Vice President EMEA bei NTT Security.

Den vollständigen Report von NTT Security können Interessierte auf der Website des Unternehmens anfordern.

Cyberkriminelle springen auf Container-Hype auf

Sogenannte Container gehören aktuell zu den grössten Trends in der IT. Die Technologie soll etwa die Bereitstellung von Anwendungen vereinfachen und beschleunigen. Zu diesem Zweck werden mehrere Instanzen eines Betriebssystems isoliert voneinander betrieben. In den letzten Jahren trug vor allem die Open-Source-Software Docker zur Bekanntheit von Containern bei.

Nun sind auch Cyberkriminelle auf den Zug aufgesprungen. Unbekannte luden diverse Docker-Images in das offizielle Repository der gleichnamigen Container-Verwaltungssoftware, wie Heise berichtet. Die Images, um die es hier geht, waren mit versteckten Backdoors versehen.

Auf diese Weise übernahmen die Angreifer die Kontrolle über die Container. Einmal im System drin, installierten sie Crypto Miner, um heimlich nach der Kryptowährung Monero zu schürfen und Geld für die Angreifer zu generieren.

Das Docker-Team entfernte bereits 17 derartige Images – alle wurden von einem Nutzer namens Docker123321 hochgeladen. Die Images waren ganze 10 Monate online. In der Zeit wurden sie 5 Millionen mal heruntergeladen. Heise rechnet daher damit, dass die Kriminellen folglich rund 58000 Euro ergaunerten. Da der Wechselkurs stetig fällt seit Januar, verliere die Beute aber jeden Tag an Wert.

Crypto Miner drängen in die Schweiz

Der israelische Sicherheitsanbieter Check Point hat die jüngste Ausgabe seiner Top-Malware-Liste für die Schweiz veröffentlicht. Die Liste wird jeden Monat aktualisiert. An der Top 3 änderte sich nichts. Die Liste wird weiterhin vom Crypto Miner Coinhive angeführt. Derartige Schädlinge zapfen die Rechenleistung ihrer Opfer an, um nach Kryptowährungen zu schürfen und die Angreifer zu bereichern.

Crypto Miner prägen die Liste schon seit Monaten. Im Mai ist nun ein weiterer Miner dazugekommen: XMRig. Der vierte Miner in der Top-9-Liste. XMRig ist gemäss Check Point um eine open-source CPU-Mining-Software. Diese schürfe spezifisch nach der Kryptowährung Monero.

Im Gegensatz zu Bitcoin setzt Monero stark auf Privatsphäre. Die Kryptowährung bietet etwa die Möglichkeit, Geld anonym zu senden. Der Name der Währung kommt aus der kreierten Sprache Esperanto und bedeutet Währung oder Münze.

Die Top Malware in der Schweiz im Mai:

  1. Coinhive (Crypto Miner)

  2. Roughted ((Malvertising)

  3. Cryptoloot (Crypto Miner)

  4. Emotet (Trojaner)

  5. Jsecoin (Crypto Miner)

  6. Necurs (Botnet)

  7. XMRig (Crypto Minter)

  8. Dorkbot (IRC-Wurm)

  9. Scar (Trojaner)

Und das Wort der Woche: Nematode

Wer Feuer mit Feuer bekämpfen will, greift auf Nematoden zurück. Dabei handelt es sich um Viren oder Computer, die in Rechner eindringen. Allerdings nicht um diesen zu infizieren, sondern um andere Schadprogramme zu beseitigen.

Mehr Begriffe wie dieser sind unter www.it-markt.ch/SecurityABC zu finden.Das kleine IT-Security-ABC der Redaktion soll einen schnellen Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit verschaffen über die gängigsten Begriffe in den Bereichen Cybercrime und IT-Security.

Wer mehr zum Thema Cybercrime und IT-Sicherheit lesen will, kann dies im IT-Security-Blog von IT-Markt auf www.it-markt.ch/security tun. Der Blog wird laufend aktualisiert.

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