Mit Youtube-Videos zum Millionär
Streaming-Portale wie Youtube haben in wenigen Jahren das Web verändert. Die Stars der Plattformen scharen ein Millionenpublikum um sich. Auch in der Schweiz gibt es hauptberufliche "Youtuber".
"Sag mal, weisst du, wie ich mit Photoshop zwei Bilder zusammenfüge?" – "Keine Ahnung. Schau doch bei Youtube nach!" Was heute als selbstverständlich gilt, war vor zehn Jahren noch undenkbar. Am 15. Februar 2005 legten die drei Youtube-Gründer Chad Hurley, Steve Chen und Jawed Karimden den Grundstein für das, was Youtube heute ist.
Treu dem Unternehmensmotto "Broadcast Yourself" ist Youtube eine öffentlich zugängliche, kostenlose Videoplattform, auf der Nutzer Videos anschauen, bewerten, und hochladen. Videos eines Nutzers landen in sogenannten Kanälen. Diesen können Nutzer mit eigenem Youtube-Konto folgen. Dabei spricht man von Abonnenten. Sobald der Kanalbetreiber ein neues Video hochlädt, sieht der Abonnent das Video auf seiner Übersichtsseite.
Ob Unterhaltung oder Information, Youtube ist eine Plattform, um sich der Öffentlichkeit mitzuteilen. Rund 400 Stunden Videomaterial werden pro Minute hochgeladen!
"Me at the Zoo"
Verwackelte Bilder, Elefanten und ein junger Mann in einer Regenjacke. So lässt sich das erste Youtube-Video mit dem Titel "Me at the Zoo" zusammenfassen, hochgeladen von Youtube-Gründer Karimden. Wahrscheinlich ahnte er nicht, welch grossen Stein er damit ins Rollen brachte.
Eine Vorahnung hatte Google. Der Suchmaschinendienst kaufte die Plattform 2006 für über eine Milliarde US-Dollar. Bis zur Übernahme durch Google war das Videoportal eine nicht kommerziell orientierte Website. Erst seit 2007 ist es erfolgreichen Produzenten von Videos möglich, via Youtube-Partnerprogramm Geld zu verdienen. Voraussetzungen sind das regelmässige Hochladen von eigenen Videos und durchschnittliche Zuschauerzahlen in den "Tausenden", wie Youtube schreibt. Die Berufsgattung "Youtuber" war geboren.
Mit der Monetarisierung kam auch die Professionalisierung. Youtuber, die zuvor aus Spass Videos hochluden, beschäftigten sich nun hauptberuflich damit. 2008 startete das Partnerprogramm in Deutschland, seither können deutsche Youtuber via Googles Onlinedienst Adsense Werbung vor ihre Videos platzieren. Von dem Werbeumsatz behält Youtube etwas weniger als die Hälfte. Schweizer Youtuber haben seit 2013 ebenfalls die Möglichkeit, Youtube-Partner zu werden.
Eine weitere Möglichkeit, mit Youtube Geld zu verdienen, ist die Zusammenarbeit mit einem sogenannten Multi-Channel-Network (MCN). Sie bieten Unterstützung etwa mit professionellem Aufnahme-Equipment, eigenen Aufnahmestudios und Lizenzierungen geschützter Inhalte (zum Beispiel Musik). Im Gegenzug müssen die Youtuber einen Teil ihrer Werbeeinnahmen abtreten.
Vom Computer-Nerd zum Self-made-Millionär
Wie viel Geld lässt sich mit Youtube verdienen? Genaue Angaben machen Youtube oder die MCNs nicht. Trotzdem sickern immer wieder Zahlen durch. So schreibt etwa die Seite "Socialblade" über das Einkommen des Schweden Felix Arvid Ulf Kjellberg, besser bekannt unter dem Pseudonym "Pewdiepie". Er betreibt den aktuell grössten Youtube-Kanal und ist der Topverdiener unter den viralen Stars. Sein Kanal zählt rund 38 Millionen Abonnenten und hat über 9 Milliarden Aufrufe. Das entspricht der Reichweite des deutschen TV-Senders ZDF.
Geht man nur von direkter Werbung aus, verdiente der Youtube-Star gemäss "Socialblade" eine gute Million US-Dollar im vergangenen Jahr. Rechnet man jedoch alle Arten von Einnahmequellen ein, dürfte sich sein Jahreslohn auf rund 16,8 Millionen Dollar belaufen. Geld verdient er auch mit separaten Werbekampagnen, Product Placements in Videos und Merchandising. Fast jeder erfolgreiche Youtuber betreibt einen Shop, mit T-Shirts, Kaffeetassen oder anderen Fan-Artikeln.
Die Lage in der Schweiz
Wie sieht die Schweizer Youtube-Szene aus? Andreas Briese, Youtube Partner Manager Region DACH, sagte gegenüber der Zeitschrift "Bilanz": "Die Schweizer Youtube-Szene wächst schneller als die deutsche zu Beginn." Samuel Leiser, Sprecher bei Google Schweiz, ergänzt, dass die Schweiz durch den späteren Start des Partnerprogramms noch dabei ist, aufzuholen. Zudem seien gerade Deutschschweizer Youtuber nicht gleich als solche zu erkennen, da viele in ihren Videos auf Englisch, Deutsch oder Französisch sprächen.
So auch die Bernerin Julia Graf, die auf ihrem Kanal Schmink- und Beauty-Tipps auf Englisch verteilt. Sie betreibt den grössten Deutschschweizer Youtube-Kanal mit rund 775 000 Abonnenten und finanziert damit ihren Lebensunterhalt. Der Schweizer Kanal mit den meisten Abonnenten kommt aus dem Wallis. Der Youtuber Benoît mit seinem Kanal Diabl0x9 besitzt 1,9 Millionen Abonnenten und erreicht somit mehr Menschen als der "Blick". Benoîts Kanal widmet sich ganz dem Bereich Gaming.
Die Konkurrenz schläft nicht
Ausser Youtube gibt es weitere Streaming- und Videoplattformen. Etwa den auf Videospiele fokussierten Live-Streaming-Dienst Twitch. Der Dienst funktioniert wie Youtube über ein freiwilliges Abo-Modell, nur kostet ein solches pro Monat rund 5 US-Dollar. Die Einnahmen teilen sich die Live-Streamer mit Twitch. Sämtliche Inhalte lassen sich auch kostenlos nutzen. Zusätzlich kann der Streamer Werbung während der Live-Übertragung schalten. Dazu gibt es viele, die auf Spenden setzen. Im Gegenzug kann der Spender meist eine Nachricht verfassen, die während des Streams eingeblendet wird. Vergangenen September übernahm Amazon Twitch.tv für 970 Millionen US-Dollar. Youtube selbst startete Ende August ebenfalls einen Live-Streaming-Dienst namens Youtube Gaming.
Eine Plattform, die oft vergessen geht, jedoch noch älter ist als Youtube ist Vimeo. Sie wurde im Jahr 2004 gegründet und verschrieb sich dem Bereich Film. Zahlreiche Independent- und Kickstarter-Filme feiern ihre Premiere auf Vimeo. Die Plattform zählte im Jahr 2013 rund 100 Millionen einzelne Besucher im Monat und rund 22 Millionen registrierte Nutzer. Zum Vergleich: Youtube hat laut den externen Webanalysten Alexa und Similarweb rund 15 Milliarden Besucher im Monat (Juni 2015) und ist damit die am dritthäufigsten besuchte Website der Welt.
Eine weitere Alternative ist die französische Videoplattform Dailymotion. Wie Youtube wurde auch Dailymotion im Jahr 2005 gegründet. Vor über zwei Jahren übernahm der Telko Orange die Plattform komplett für insgesamt 120 Millionen Euro. Dailymotion baut auf Partner wie CNN, Süddeutsche Zeitung, Universal oder Deutsche Welle. Folglich konzentriert sich Dailymotion vermehrt auf die Nachrichtenberichterstattung.
Ein deutsches Produkt, das ebenfalls zu den grösseren Videoplattformen gehört, ist Myvideo. Das im April 2006 gegründete Unternehmen ist mittlerweile eine hundertprozentige Prosiebensat.1-Tochter. 2011 startete die Plattform das Webprojekt Myvideo TV, bei dem Myvideo-Inhalte mit Inhalten der Prosiebensat.1-Gruppe kombiniert werden. Gemäss dem Analystenhaus Statista verzeichnete Myvideo zehn Millionen Besucher im Jahr 2013.
Das grösste Videoportal ausser Youtube ist hierzulande fast unbekannt. Die chinesische Seite Tudou, zu Deutsch Kartoffel, feiert in China grosse Erfolge. Was daran liegen mag, dass Youtube in China gesperrt ist. Laut Wikipedia hat Youtube zwar pro Tag mehr Videoaufrufe, da die durchschnittliche Länge der Videos auf Tudou aber grösser ist, streamt "die Kartoffel" mit 15 Millionen Minuten pro Tag deutlich länger als Youtube (3 Millionen Minuten).
Die Bedeutung von Youtube, Tudou und Co. dürfte in nächster Zeit weiter zunehmen. Dafür wird das klassische Fernsehen an Relevanz verlieren. Die Stars von morgen grüssen immer weniger aus der Flimmerkiste, sondern aus dem Web.

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