Leipzig 2015

Euronics: Vom POS zum POE

Uhr | Aktualisiert
von Fabian Pöschl

Euronics Deutschland hat in Leipzig gute Laune versprüht. Gefeiert wurde der 25. Geburtstag von Euronics International – aber auch das vergangene Geschäftsjahr. An der begleitenden Ausstellung zeigten viele der 200 Hersteller die Zukunftsthemen.

"Stars" unter sich: Euronics Deutschland hat am 23. und 24. März zum Kongress nach Leipzig geladen. Unter dem Motto "Sieg der Sterne" feierte die Verbundgruppe den 25. Geburtstag von Euronics International. Dazu plant Euronics eine gross angelegte Marketingkampagne mit dem Titel "Unsere ganze Grösse ganz für Sie", bei dem der Servicegedanke der mehr als 11 000 Euronics-Standorte in 31 Ländern unterstrichen werden soll, zu denen neu auch Kasachstan gehört. Geplant sind Off- und Onlinekampagnen, etwa in Form von POS-Headlines oder eines Facebookspiels. Euronics-Deutschland-Vorstandssprecher Benedikt Kober nannte weitere Gründe zum Feiern: den 111. XXL-­Store und zehn Jahre Media@home mit mittlerweile 100 Filialen.

Ebenfalls positiv: Euronics International wie Euronics Deutschland erzielten im Geschäftsjahr 2013/2014 einen stabilen Umsatz von 17,6 respektive 3,3 Milliarden Euro. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres nahm der Umsatz von Euronics Deutschland zudem um 4,5 Prozent zu. Kober erklärt sich das Wachstum mit der Marketingkampagne zur Fussball-WM. So habe Euronics den anhaltenden Preisverfall im CE-Markt überkompensieren können. Der Umsatz im Bereich Consumer Electronics inklusive Foto nahm bei Euronics Deutschland im vergangenen Geschäftsjahr um 4 Prozent ab.

Zwar schrumpfte die Euronics-Mitgliedschaft. Laut Finanzvorstand Michael Niederführ sind dafür aber hauptsächlich Geschäftsschliessungen schuld, bei denen sich kein Nachfolger gefunden habe.

Individueller Onlineauftritt

Neu bei Euronics Deutschland ist ein Cross-Channel-Retail-Konzept (CCR), um On- und Offlinehandel zu vernetzen. Damit könnten Mitglieder ihre Onlineshops in Zukunft selbst pflegen. Vorstandssprecher Kober sagt: "Wir vertrauen auf das lokale Prinzip und überlassen es unseren Händlern, welche Schwerpunkte sie setzen. Unsere Mitglieder möchten bestimmen können, was unter ihrem Namen auf der Plattform angeboten wird." So sei etwa geplant, dass Audio- oder Vernetzungsspezialisten ihre individuelle Ausrichtung online fortführen und dabei auch ihre Beratungs- und Servicekompetenz abbilden. Weiter habe Euronics Deutschland einen Datenpool für eine automatische Rückvergütung aufgebaut. Fachhändler werden laut Finanzvorstand Niederführ dafür geschult.

Warum der stationäre Handel im Zeitalter der Digitalisierung wichtig bleibt, erklärte Norbert Wittmann, Vorstandsvorsitzender des Marktforschungsunternehmens Gruppe Nymphenburg. "Jeder Laden strahlt eine Emotionalität aus. Es geht darum, die Beziehung mit den Kunden zu vertiefen", erkärte Wittmann und verwies auf das Apple-Modell mit seiner Genius-Bar. Entscheidend sei dabei die Qualität des POS. Der Kunde solle nahtlos vom On- zum Offlinehandel abgeholt werden. Dabei solle der POS zum POE werden, wobei der letzte Buchstabe für Emotionalität stehe.

Euronics-Deutschland-Marketingchef Jochen Mauch zeigte sich zufrieden über das verlängerte Sponsoring mit Mercedes in der DTM. Neu sponsert Euronics auch ein Team aus Computerspielern, das die Deutsche Bundesliga im Spiel League of Legends anführt. Damit will Euronics laut Mauch die Welt der Jungen erreichen, die wenig mit klassischer Werbung in Kontakt kämen.

Trendthemen und Kerngeschäfte

Wie üblich fand zum Kongress auch eine begleitende Ausstellung mit über 200 Herstellern statt. Auf über 20 000 Quadratmetern präsentierten sie den Euronics-Mitgliedern ihre Neuheiten. Dazu gehörte auch die High-­End-Company, Tochterunternehmen von Euronics Schweiz. "Damit gehören wir auch zur Euronics-Familie", erklärte CEO Jasmin Weilenmann. Sie sieht die High-End-Company mit ihrem Fachhandelsvertriebskonzept als Exot unter den Ausstellern. An diesem Konzept will sie festhalten. "Wir versuchen, die Marke zu schützen, um Händler vor Preisdiskussionen zu bewahren", erklärt Weilenmann.

Zu den Zukunftsthemen zählte Euronics-Deutschland-Vorstandssprecher Benedikt Kober etwa das Internet of Things, weshalb Euronics auch der Allseen Alliance beigetreten sei. "Es geht um Sicherheit, Energieeinsparung und Komfort", erklärte er. Diese Vorteile sollen dem Kunden erläutert werden, damit er Schwellenängste abbauen könne, aber auch verstehe, dass innovative Produkte mit grossem Mehrwert ihren Preis hätten. Zum Vernetzungstrend gehören auch Smart Wearables, die Kober in mehrfacher Ausführung an seinen Armen trug. Weitere Wachstumsmärkte sieht er in den Bereichen 3-D-Druck, Connected Audio, elektronisches Spielzeug wie etwa Drohnen oder TV-Möbel. Im Weiteren will Euronics Deutschland einen "Baukasten" für Digital Signage lancieren. Aber auch das Kerngeschäft TV will Euronics stärken und "im wachsenden Telko-Bereich weiter Gas geben", versprach Kober.

Georg Walkenbach, Vorsitzender des deutschen Zentralverbands der Eletrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) und Geschäftsführer bei Beurer, sprach über die neuen Warengruppen bei Elektrokleingeräten. So habe der Markt in Deutschland massives Wachstum bei Window Cleanern oder IPL-Haarentfernern erlebt. "Innovationen treiben das Geschäft an", bemerkte Walkenbach. "Die Vernetzung bringt bei Kleingeräten einen enormen Zusatznutzen", fügte er hinzu. Doch auch das Thema Food Preparation oder Floor Care sei wieder im Trend, auch bei jüngeren Kunden. Bei Letzterem habe das neue Energielabel trotz steigenden Preisen für einen wachsenden Markt gesorgt. Walkenbach erwartet auch für das laufenden Jahr ein erfolgreiches Hausgeräte-Geschäft. Ebenso Kober für Euronics Deutschland im laufenden Jahr.

Den ersten Kongresstag beendete Euronics mit einem Konzert der deutschen Hip-Hop-Band "Die Fantastischen Vier", die erst im vergangenen Jahr ihren 25. Geburtstag feierte. "Fanta-4"-Manager Andreas "Bär" Läsker verkündete eine Kooperation mit Euronics. Derzeit überlege sich die Band gemeinsam mit Euronics, welche Möglichkeiten aus der Kooperation entstehen könnten.

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