Sennheiser Schweiz feiert

"Wir sind an einem starken Fachhandel interessiert"

Uhr | Aktualisiert

Sennheiser hat letzten Donnerstag die Gründung von Sennheiser Schweiz im Zürcher Club Kaufleuten gefeiert. CEtoday war dabei und interviewte die beiden Geschäftsleiter von Sennheiser Schweiz, Marc Staubli und Björn Grefer, sowie Daniel Sennheiser, Geschäftsführer Strategie und Finance von Sennheiser Electronic.

Die Gründung von Sennheiser Schweiz ist nun ein halbes Jahr her. Wo steht das Unternehmen heute?

Marc Staubli: Wir sind gleich unterwegs wie bisher. Alle unserer Mitarbeiter sind weiterhin dabei. Der Wechsel hat unsere Mitarbeiter zusätzlich motiviert. Es gab wie einen Schub vorwärts. Sennheiser war immer schon Bleuels Hauptlieferant. Durch die Gründung von Sennheiser Schweiz ist aber eine zusätzliche Nähe entstanden. Wir sind nun Teil der Familie und haben einen direkteren Zugang zu vielen Stellen. Das hat sich sehr positiv auf das Unternehmen ausgewirkt. Die zusätzliche Nähe zu Sennheiser kommt bei den Mitarbeitern sehr gut an.

Es gab also keine personellen Veränderungen wie Abgänge?

Björn Grefer: Nein, glücklicherweise nicht. Ich glaube den Mitarbeitern sind die Chancen bewusst, die durch die Aufnahme in den Konzernverbund entstanden sind. Es herrschte von Anfang an eine sehr positive Stimmung. Natürlich gab es auch Unsicherheiten. Ich muss unseren Mitarbeitern ein grosses Kompliment machen. Der Wechsel von einem eigentümergeführten Unternehmen zur Tochtergesellschaft eines multinationalen Unternehmens setzt in Bezug auf die Prozesse und Strukturen natürlich einige Veränderungsbereitschaft voraus.

Was ändert sich für die Händler?

Marc Staubli: Wir sind mit unserer Produktausrichtung an einem starken Fachhandel interessiert, der eine kompetente Beratung und Aftersale-Dienstleistungen anbietet. Es braucht weiterhin einen starken Handel, denn es wird sich nicht alles über das Internet abspielen. Wir werden Massnahmen einleiten, um den Handel zusätzlich zu stärken. In Ausbildungsprogrammen von Sennheiser soll dem Handel Zugang zu Portalen verschafft und spezielles Know-How vermittelt werden. Das Sennheiser-Portfolio ist ja sehr gross. Deshalb lautet die Sennheiser-Devise "das richtige Produkt am richtigen Platz". Diese Strategie werden wir ab 2013 auch bei Sennheiser Schweiz umsetzen. Ziel ist, dass der Händler sagen kann: "In meinem Verkaufssegment ist das genau das richtige Portfolio. Diese Produkte kann ich kompetent verkaufen."

Haben Sie vor, Ihren Händlerpool auszuweiten?

Daniel Sennheiser: Wir müssen vor allem darauf achten, dass wir einen qualifizierten Handel haben. Wir brauchen Leute, die unser Produkt und unsere Kunden verstehen und die auch einen gewissen Service bieten. Es geht uns nicht um die Ausweitung des Händlerpools, sondern um eine Qualifizierung. Das bedeutet vielleicht, dass Junge dazu kommen und Alte nicht mehr dabei sind, das sie die Qualifizierung nicht mitmachen wollen. Unser Ziel ist, dass der Kunde kompetente Beratung erhält und das richtige Produkt kauft.

Haben Sie neue Produkte in der Pipeline? Gibt es Märkte, die sie künftig erobern wollen?

Daniel Sennheiser: Wir sind bereits mit einem sehr breiten Portfolio unterwegs. Daher geht es uns nicht darum, neue Felder zu erschliessen. Wir definieren uns als eine Firma, die sich in der Audio-Industrie bewegt. Wir wollen Innovationen und exzellente Produkte entwickeln. Mit diesem Anspruch können wir natürlich in neue Nischen vordringen. Wir interessieren uns besonders für Nischen und nicht für Mainstream, denn mit Nischen kann man sich profilieren. Im Kopfhörerbereich haben wir gerade im High-End eine sehr starke Positionierung. Wir haben unser Portfolio mit den HD 800, HD 700 und den IE800 komplettiert. Im CE-Bereich haben wir im Bereich Life Style wieder vermehrt Fuss gefasst. Mit Momentum haben wir einen Kopfhörer, der gut aussieht, aber auch dem Sennheiser-Qualitätsanspruch genügt.

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen im CE-Bereich?

Daniel Sennheiser: Der CE-Markt ist gegenwärtig extrem dynamisch. Vor fünf, sechs Jahren gab es nur ein paar Hersteller. Kopfhörer trug man entweder zuhause oder als in-Ears-Variante. Heute läuft jeder mit einem Full-Size-Kopfhörer herum. Kopfhörer sind zu einem Lifestyle-Produkt geworden. Oft werden sie sogar ausschliesslich als Modeaccessoire getragen. Ein Hersteller wie Sennheiser, der vor allem auf Qualität und Leistung setzt, tut sich mit einer solchen Entwicklung zunächst etwas schwer. Modeerscheinungen kommen und gehen. Daher sind wir überzeugt, dass Kunden am Ende mehr von Produkten haben, die unseren Anforderungen standhalten und nicht blosse Accessoires sind. Sennheiser brachte übrigens 1968 den ersten Consumer-Kopfhörer auf den Markt. Wir sind auch heute noch Marktführer in Europa und wollen es auch bleiben.

Wie erlebte Sennheiser die Wirtschaftskrise von 2008?

Daniel Sennheiser: Wir verzeichneten 2009 einen Umsatzeinbruch von 3 Prozent. Seither konnten wir aber sehr gut aufholen und haben nun mehrere Jahre hintereinander unseren Umsatz um mehr als 10 Prozent steigern können. An Wachstum mangelt es uns nicht. Als Familienunternehmen steht Wachstum bei uns ohnehin nicht so stark im Vordergrund. Wir können ohne weiteres auch mal zwei oder drei Jahre ohne Wachstum leben. Wir machen unseren Leuten diesbezüglich auch keinen Druck. Grösse ist eigentlich kein Wert für uns. Der Kunde muss zufrieden sein.

Marc Staubli: In der Schweiz haben wir die Krise zwar zu spüren bekommen, konnten aber auch hier die letzten Jahre schön und gesund wachsen. Das scheint mir wichtig, denn die Strukturen müssen ja mitwachsen. In der Schweiz hatten wir 2012 das erfolgreichste Jahr überhaupt und sind auch jetzt wieder im Januar sehr gut gestartet. Wir blicken einer sehr positiven Zukunft entgegen und zwar nicht nur im Consumer-Markt sondern auch im Pro-Bereich, im Bereich der Integrated Systems und auch im Telekombereich. Dank diesem sehr breiten Portfolio sind wir auch potentiellen Krisen nicht allzu stark ausgesetzt.

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