"Wir müssen das Unternehmen wieder auf Kurs bringen"
Martin Lage, so heisst der neue starke Mann bei Sony Schweiz und Österreich. Lage ist seit 1996 im Unternehmen und kennt Sony sehr gut. Bisher hielt sich der neue Country Head aber eher im Hintergrund. "Wer ist dieser Unbekannte?" wollte CEtoday wissen und traf Martin Lage an der IFA in Berlin zum Gespräch.

Wie sind Sie in Ihrer neuen Funktion gestartet?
Martin Lage: Die ersten 100 Tage in meiner neuen Funktion als Country Head Schweiz & Österreich liegen nun hinter mir und ich bin gut gestartet. Meine neue Funktion macht mir Spass. Nach 16 Jahren Sony-Erfahrung kenne ich das Unternehmen sehr gut. Zuletzt war ich als Finance und Operations Director für Sony tätig, verfüge aber auch über einige Jahre Marketing- und Sales-Erfahrung. Am Anfang meiner Sony-Tätigkeit war ich bei Sony Overseas SA in verschiedenen Rollen für die osteuropäischen Märkte tätig. Mein neuer Job ist bestimmt sehr herausfordernd. Sony geht durch eine interessante, abwechslungsreiche und turbulente Phase. Ich freue mich auf die verschiedenen Herausforderungen, die vor mir liegen und das motiviert mich, meine Energie gewinnbringend für das Unternehmen einzusetzen.
Was werden Sie anders machen als Ihr Vorgänger Claudio Ammann?
Ich will keine Vergleiche anstellen. Klar ist, dass wir heute auf seiner sehr erfolgreichen Amtszeit aufbauen können. Ich werde meine Aufgaben auf meine Weise erfüllen und es ist mir vor allem wichtig, Nähe aufzubauen: zum Markt, zum Handel und vor allem auch zu meinen Mitarbeitern. Ich bin sehr oft im Markt und suche das Gespräch mit unseren Handelspartnern. So erfährt man auch gelegentlich, wo der Schuh drückt.
Und wo drückt der Schuh?
Grundsätzlich ist Sony in der Schweiz mit den gleichen Erfolgen und Herausforderungen konfrontiert wie in anderen europäischen Ländern. Unsere Produkte erfreuen sich dank Testsieger-Resultaten und sonstiger Prämierungen grosser Beliebtheit. Trotzdem müssen wir das Unternehmen beispielsweise im TV-Segment, das für die Industrie generell eine Herausforderung darstellt, wieder auf Kurs bringen. Dieses Ziel wurde auch durch unseren Präsidenten Kazuo Hirai anlässlich der Pressekonferenz auf der IFA nochmals eindringlich bestätigt. Hier bauen wir auf die Unterstützung durch unsere Partner, Mitarbeiter und ebenso auf die gute Nachfrage nach unseren Geräten durch die Konsumenten.
Wie wollen Sie den Turnaround schaffen?
Der Blick nach vorne ist der einzige Weg. Wie wir uns heute aufstellen, entscheidet über unseren Erfolg. Es gibt für mich drei Prioritäten: Customer first, profitables Wachstum und Leadership.
Wie ist das zu verstehen?
Unter Customer first verstehen wir, dass wir unsere Prozesse noch besser auf Kunden und Handel ausrichten wollen. Wir hinterfragen den Status quo: In welchen Bereichen lassen sich welche Prozesse entschlacken beziehungsweise beschleunigen? Denn es ist klar, dass Profitabilität an oberster Stelle steht, und die Erreichung dieser geht nur mit klarem Fokus. In diesem Zusammenhang überprüfen wir laufend unsere Sortiments-, Handels- und Servicestruktur. Unter Leadership verstehe ich, dass wir zum Beispiel nach organisatorischen Anpassungen sogar besser funktionieren müssen als vorher. Das ist eine Führungsaufgabe. Dazu gehört auch, dass wir die Teams für die Betreuung unserer Handelskunden gezielt fördern und in neuen Funktionen einsetzen.
Wie etwa den bisherigen Channelverantwortlichen Michael Keel, den neuen Verkaufsdirektor?
Ja, zum Beispiel.
Wie ist eigentlich Ihr Sales-Team nun aufgestellt? Man hört in der Branche vom Abgang einiger Account Manager und Aussendienstmitarbeiter. Ist Sony in der Schweiz überhaupt noch in der Lage, schlagkräftig zu agieren?
Aber natürlich! Wir haben unsere Teams so aufgestellt, dass wir den Markt schlank, aber effizient bewirtschaften können. Michael Keel leitet den Verkauf und ist gleichzeitig für den Fachhandel zuständig. Für den Bereich National Accounts zeichnet weiterhin Georges Christen verantwortlich, der in seiner Funktion an Michael Keel berichtet. Zudem steht für die Marktbearbeitung ein Team mit bewährten und bekannten Leuten zur Verfügung. Und auch ich bin an der Front anzutreffen.
Sie haben also genug Leute, um den Handel zu betreuen?
Ja, wir haben vor allem die richtigen Leute!
Sie haben ein ambitiöses Programm zu absolvieren, jetten zwischen Wien und Zürich hin und her, sind oft draussen an der Front und wollen gleichzeitig mehr Nähe zu Ihren Mitarbeitern schaffen. Wie kriegen Sie das alles unter einen Hut?
Ich bin ein sehr strukturierter Mensch und gehe nach einer klaren Priorisierung an meine Aufgaben heran. Dabei hilft mir, dass ich durch meine vorherige Funktion als Finanzchef die Zahlen des Unternehmens sehr genau kenne.
Management by Excel?
Nein, das nicht. Aber klar, die Zahlen müssen stimmen. Wenn man allerdings total ins Controlling eintaucht, kann es passieren, dass man anfängt, sich hinter Excel-Listen zu verstecken. Aber ich arbeite ja sehr gerne nahe an den Leuten, intern wie extern.
Lassen Sie uns über das Sony-Sortiment sprechen. Der neue Sony-CEO Kazuo Hirai will den Fokus auf Mobile, Gaming und Imaging legen. Wie sehen Sie diese Strategie?
Diese Strategie werden wir natürlich auch in der Schweiz umsetzen. Sony legt nach wie vor auch grössten Wert auf ein schlagkräftiges TV-Sortiment, und ich sehe den Fokus auf Mobile, Gaming und Imaging als richtig an. In diesen Bereichen herrscht eine hohe Dynamik. Die Konsumenten wollen verschiedenste Inhalte wie Spiele, Musik, Filme oder Fotos auf den verschiedensten Devices nutzen. Ob unterwegs, im Büro, zu Hause, auf dem Notebook, auf dem Tablet, auf dem Smartphone oder auf dem Fernseher. Sony kann alle diese Nutzungsszenarien bieten und gleichzeitig auch noch den Content liefern. Sony lebt die Konvergenz durch das komplette Sortiment.
Wie setzen Sie die neue Strategie konkret um?
Mit dem richtigen Fokus. Ein strafferes Sortiment und neue Produkte wie das brandaktuelle Xperia Tablet S, optisch und kommunikativ darauf abgestimmte Xperia-Smartphones oder neue, innovative Vaio-PCs mit Touchscreen-Unterstützung von Windows 8 untermauern unsere mobile Strategie. Dass auch der Bereich TV für uns sehr wichtig ist, zeigt der an der IFA erstmals im grossen Stil präsentierte 4K-Fernseher von Sony. Was unsere Sortimentsstrategie bei TVs angelangt, so werden wir im unteren Einstiegssegment, wo profitables Wachstum schwierig ist, nicht mehr dabei sein. Wir zielen darauf ab, top of mind im Premiumsegment zu sein. Dort können wir für den Handel und für uns eine gesunde Wertschöpfung generieren.
Sie haben vom Content gesprochen und meinen damit das Sony Entertainment Network. Die Idee dahinter ist ja hübsch. Aber die beiden wichtigsten Features Musik-Streaming und Video-Streaming funktionieren in der Schweiz nicht. Ärgert Sie das nicht?
Natürlich ist das nicht optimal. Allerdings sind die Dienste Music und Video Unlimited, die Sie ansprechen, nur zwei Bausteine des ganzen Sony Entertainment Networks. Auch über Drittanbieter lassen sich Musiktitel auf Sony-Geräte streamen oder Video-on-Demand-Dienste abrufen. Über die Einführung von Music Unlimited und Video Unlimited in der Schweiz werden wir zu gegebenen Zeitpunkt informieren.
Welche Sony-Produkte nutzen Sie selbst?
Das ist eine ganze Reihe. Alles ausser Medizinalkameras (lacht). Ich bin schon seit dem Kindesalter ein Fan von Unterhaltungselektronik und interessiere mich seit ich denken kann für Technologie. Es ist für mich ein Glücksfall, dass ich dieser Leidenschaft bei Sony frönen kann. Da ich als Hobby sehr gerne fotografiere, habe ich natürlich für jede Gelegenheit die passende Kamera: eine Alpha 77, eine RX 100 und eine Nex 7. Mein Fernseher zu Hause ist ein 60-Zoll-Bravia, selbstverständlich mit dem dazu passenden Home-Cinema-System. Ich nutze das Tablet S und freue mich auf dessen Nachfolgemodell, das hier an der IFA vorgestellt wurde, natürlich habe ich auch ein Xperia-Smartphone. Ich bin ein Fan der Konvergenz und ich probiere unsere Produkte gerne aus. Schliesslich will ich auch darüber Bescheid wissen.
Wie steht es um Ihre Work-Life-Balance?
Ich spreche lieber von Life-Balance. Denn "Work" und "Life" sind für mich keine Gegenpole. Die Arbeit ist ein Teil des Lebens. Die Frage ist: Geht es für einen auf. Es gibt im Leben unterschiedliche Belastungsphasen. Ich will jetzt in meiner neuen Position das Maximum geben. Sony schenkt mir viel Vertrauen und das ist ein gutes Gefühl, das mir auch die nötige Energie dafür gibt. Ich fühle mich wohl.

Katzenhaare und ein Abschied

Update: BACS veröffentlicht Tipps für Jugendliche, um Deepfakes zu erkennen

Das Google Pixel 9 Pro vereint KI und hochwertige Fotografie unter einer Haube

Jenga ist nur etwas für kleine Kinder? Mitnichten!

Suchmaschinen weiterhin beliebter als ChatGPT

ETH und EPFL gründen KI-Institut

Beko Europe kündigt neue Organisation für die Schweiz an

Microsoft stellt Produktion von AR-Headsets ein

CEtoday und Elektro Heute sind Geschichte
