Umsätze im Handel

Kunden wollen für Beamer und TVs immer weniger bezahlen

Uhr | Aktualisiert
von Jasmine Hartmann und George Sarpong

Beamer und TVs werden immer günstiger - die Kunden haben sich bereits daran gewöhnt. Das wirkt sich auf die Umsätze im Handel aus. Eine Marktbetrachtung.

Am Beamer-Markt läuft es gut: Nachdem 2010 52000 Projektoren ausgeliefert worden waren, gingen im vergangenen Jahr 59000 Geräte an Endkunden. Für dieses Jahr rechnet GfK Schweiz mit 62000 Projektoren und nächstes Jahr mit 65000 ausgelieferten Geräten. Doch auch hier zeigt sich die Preiserosion. Nach 63 Millionen Franken im Jahr 2010 sank der Umsatz im vergangenen Jahr auf 62 Millionen Franken. Dieses Jahr, so die Schätzung der Marktforscher, werde der Umsatz trotz höherer Stückzahlen auf 59 Millionen Franken und nächstes Jahr auf 55 Millionen Franken sinken.

"Die Endkunden haben sich an die stetig sinkenden Preise gewöhnt", weiss Michael Senn, Geschäftsleiter des Projektoren-Distributors Pixel Systems: "Die Verbraucher verlangen heute hochauflösende Geräte, sprich mit Full-HD-Auflösung, zu erschwinglichen Preisen." Dells Senior Regional Manager Channel, Stephan Muehlemann, weist auch auf die Konkurrenz im Consumer-Bereich hin: Grossfernseher mit modernster Technik und grosser Leuchtkraft, die immer günstiger werden. "Das Wachstum fokussiert sich zunehmend auf den Businessbereich", fasst Muehlemann die diesjährige Entwicklung am Markt aus seiner Sicht zusammen. Deshalb sehen die Hersteller dieses Jahr mit gemischten Gefühlen.

Abwärtstrend befürchtet

Mit einem Abwärtstrend rechnet etwa Canon. Arno Zindel, Channel Director, Partner Channel & Distribution bei Canon Schweiz, erwartet für den B2B-Massenmarkt für dieses Jahr eine Preis- und Margenerosion. Hinzu komme konjunkturbedingt ein leichter Dämpfer bei der Nachfrage. Hingegen dürften Händler den Schätzungen Zindels zufolge gut damit beraten sein, sich dieses Jahr wieder auf den Consumer-Markt zu konzentrieren. "Im Home-Cinema-Bereich rechnen wir im Sommer dank der Euro 2012 und den Olympischen  Spielen punktuell mit Nachfragesteigerungen", so Zindel. Leider würden sich die beiden sportlichen Highlights nicht nachhaltig auf die Nachfrage auswirken, dämpft er aber die Hoffnung auf anhaltend gute Geschäfte.

Die Meinungen gehen aber auseinander. Giordano Sticchi, Leiter der Schweizer Niederlassung von Epson etwa widerspricht: "Der Projektionsmarkt befindet sich nach wie vor im Aufwind." Sein Unternehmen verzeichne hierzulande den Trend, dass besonders Schulen wieder verstärkt mit Projektoren arbeiten würden, um den Unterricht möglichst multimedial zu gestalten. Auch würden Unternehmen mehr Beamer als Bestandteil von Telekonferenzsystemen implementieren. "Ein Segment mit weiterhin gutem Wachstumspotenzial", sagt Sticchi und weiter: "Das Wachstum fokussiert sich zunehmend auf den Businessbereich, im Homebereich wird sich das Wachstum hingegen eher verlangsamen."

Fussball-EM und olympische Spiele

Der TV-Branche aber prophezeien Marktforscher dank Fussball-EM und olympischen Spielen ein gutes Verkaufsjahr. Die grossen TV-Hersteller haben alle Probleme mit ihren TV-Verkäufen - ausser Samsung. Sony, Panasonic und Sharp schreiben Milliardenverluste und hoffen deshalb laut einem Bericht von inside-digital.de auf die Fussball-Europameisterschaft und die olympischen Sommerspiele. Für diese Sportevents, so die Hoffnung der TV-Hersteller, investieren viele Haushalte in ein neues Fernsehgerät.

Rainer Hecker, Aufsichtsrat der deutschen Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik erwartet ebenfalls ein steigende Verkäufe. Inside-digital.de zitiert ihn wie folgt: "Sportliche Topereignisse geben den Verkäufen von Unterhaltungselektronik, insbesondere von TV-Geräten, immer merkliche Impulse." Vor allem High Definition und ein grosser Bildschirm sollen die Kunden zum Kauf reizen. So wird das Angebot an HD-Sendern immer grösser und die öffentlich-rechtlichen Sender senden ihre Liveübertragungen der Spiele natürlich auch in HD-Qualität.

Grosse TVs bevorzugt

Nahezu alle neu gekauften TV-Geräte sind HD-fähig und meist wird ein Fernseher mit Bildschirmdiagonale ab 37 Zoll bevorzugt, fanden die Marktforscher heraus. Sie rechnen in Deutschland mit rekordverdächtigen fast zehn Millionen verkauften TV-Geräten für das Jahr 2012.

Laut Luca Giuriato von GfK Switzerland wurden 2011 in der Schweiz knapp 875000 TVs ausgeliefert, davon 825000 LCDs und 50000 Plasma-Fernseher. Für 2012 rechnet GfK mit einem Rückgang um drei Prozent bei den verkauften TV-Geräten. "Der Umsatz 2011 lag bei 862 Millionen Schweizer Franken, 2012 rechnen wir mit einem Umsatz von 804 Millionen Franken", so Giuriato. Den Rückgang erklärt GfK mit dem Preiszerfall bei den Geräten und dem Preiskampf der Anbeiter.

TVs seien im Vergleich zu April 2011 circa drei Prozent günstiger – unabhängig von der Grösse des Geräts. "Der Trend geht ganz klar zu grösseren Bildschirmen", meint auch Giuriato. Bei den 50-Zoll-Geräten beispielsweise wurden 50 Prozent mehr Geräte verkauft, als im Vorjahr.

Schneller neue TVs

Die Zeit zwischen Fernsehkäufen hat sich zudem verkürzt. Gemäss einer jährlichen erhobenen Studie von NPD/Displaysearch warten die Käufer weltweit im Schnitt nur noch 6,9 Jahre bis sie einen neuen Fernsehr kaufen, während es im Vorjahr noch 8,4 Jahre waren. Das Marktforschungsinstitut schliesst aus der Studie, dass die gesunkenen Preise ein Grund für die weltweit gestiegenen Neukäufe sei. Den Hauptgrund sieht NPD/Displaysearch aber auch in der grossen Auswahl an Displaygrössen.

In Europa und Amerika bleibe die Nachfrage stabil, meint NPD/Displaysearch. Die Zeitspanne, bis sich Kunden einen neuen Fernseher kaufen habe sich vor allem durch die grosse Nachfrage aus Russland, Brasilien, Mexiko und China verkürzt. Für die Studie wurden TV-Märkte in 14 Ländern untersucht und insgesamt 14000 Fernsehkäufer befragt.

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