Silvia Stäubli wirft hin

Acer kehrt die Scherben zusammen

Uhr | Aktualisiert

Bei Acer Schweiz stehen die Zeichen auf Neustart: Mit Zukunftsplänen hält sich der Hersteller allerdings noch zurück. Immerhin bekennt sich Acer mit der Ernennung von Sebastian Seyferth bereits heute zur Fortführung des Geschäftskundenbereichs.

Thomas Berli (l.) wird künftig die Geschicke von Acer Schweiz leiten. Sebastian Seyferth (r.) soll den Geschäftskundenmarkt aufrollen.
Thomas Berli (l.) wird künftig die Geschicke von Acer Schweiz leiten. Sebastian Seyferth (r.) soll den Geschäftskundenmarkt aufrollen.

Silvia Stäubli hat Donnerstag letzte Woche bei Acer Schweiz überraschend gekündigt. Als Grund nannte Unternehmenssprecher Fabian Jacobi, dass sie eine neue Herausforderung ausserhalb des Unternehmens suche. Jacobi räumte auf Nachfrage ein, dass es zu Unstimmigkeiten gekommen sei. Diese wären aber im Rahmen der üblichen Debatte geblieben. Von Streit oder gar einem Machtkampf, könne jedenfalls keine Rede sein. Stäubli sei auch nicht zum Rücktritt aufgefordert worden. Genauer wollte Jacobi aber nicht werden.

Nach dem Abgang von Stäubli übernahm letzten Freitag Acer-Urgestein Thomas Berli die Geschäfte. Der ehemalige Manager von Texas Instruments kam 1997 mit der Übernahme der Computer-Sparte von Texas Instruments zu Acer Schweiz. Seit einigen Jahren ist er zudem Mitglied der Geschäftsleitung und verantwortete zuletzt das Consumer-Geschäft. Er sei bereits seit längerer Zeit Nachfolge-Kandidat von Frau Stäubli gewesen. Ein Wunschkandidat, der wisse, wo es zurzeit klemmt bei Acer und die richtigen Sofortmassnahmen treffen könne. Welche das seien, wollte Jacobi hingegen nicht konkretisieren.

Grossbaustelle Marktanteil

Fakt ist, bei Acer Schweiz gibt es einige Baustellen: Gemäss Weissbuch verlor Acer am PC-Markt im Verlauf des letzten Jahres über 14 Prozent Marktanteil. Am Markt für Mobilrechner inklusive Tablets rangiert Acer auf Platz fünf hinter Computer-Händler Steg Electronics. Acer vereint im Mobilbereich 4,9 Prozent der Schweizer Kunden auf sich. Genau so viele wie Lenovo.

Es gibt nur einen gravierenden Unterschied: Während Lenovo im Jahresvergleich seinen Anteil um gut 27 Prozent steigern konnte, büsste Acer im vergleichbaren Zeitraum über 44 Prozent seiner Marktanteile ein.

Sebastian Seyferth als Hoffnungsträger

Eine weitere Baustelle ist der Geschäftskundenmarkt. Dort hatte Acer letztes Jahr im Juni noch versucht anzugreifen. Hierzu hatte man Ende 2010 die ehemalige HP Business Development Managerin Carole Egger engagiert. Gemäss Zahlen von Branchenexperte Röbi Weiss hielt Acer Schweiz damals knapp fünf Prozent am Geschäftskundenmarkt.

Innerhalb eines Jahres sollten zehn Prozent Marktanteil her. Doch schon im Mai dieses Jahres verliess Carole Egger den PC-Hersteller wieder. Seither gab es laut Acer keine dedizierte Leitung des Geschäftskundenprogramms mehr, das ein Jahr zuvor noch mit soviel Hoffnung gestartet war.

Doch Acer hat die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben und Thomas Berli einen neuen Verantwortlichen für den Geschäftskundenmarkt zur Seite gestellt: Ab sofort betreut Sebastian Seyferth diesen Bereich und zwar für die Schweiz und Österreich. Seyferth kommt von Acer Deutschland, wo er zuletzt als Product Manager Commercial Desktops tätig war.

Stäubli hat einen guten Job gemacht

Die Gründe für die schlechte Marktentwicklung von Acer sind vielfältig. So habe Acer zum Beispiel, wie viele Player am PC-Markt, schlicht die Entwicklung des Nutzerverhaltens hin zur Post-PC-Ära verschlafen, sagte IT-Experte Röbi Weiss. Deshalb seien die aktuellen Probleme bei Acer nicht durch schlechte Unternehmensführung entstanden. Im Gegenteil: "Silvia Stäubli hat einen guten Job gemacht", lobt er. Aber auch der Branchenexperte kann sich ihren plötzlichen Rücktritt nicht erklären.

Warum Silvia Stäubli zurückgetreten ist, bleibt weiterhin unklar. Bisher war sie für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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