Mystery-Shopping: "Kopfhörer haben wir auch für 8000 Franken"
Wie berät der Handel zu Kopfhörern? Astrid T. hat sich mit CEtoday auf Mystery-Shopping-Tour begeben, um den besten Bügel-Kopfhörer als Geburtstagsgeschenk zu finden.

Astrid T.s Sohn Marc wird schon bald volljährig. Das passende Geschenk für diesen besonderen Anlass hat Astrid bereits im Sinn. Sie will ihm einen modischen, qualitativ hochstehenden Bügelkopfhörer schenken. Dann kann er seine Hip-Hop-Playlists auf dem Smartphone samt wuchtigen Bässen endlich richtig geniessen; seine billigen und verschmutzten Kopfhörer-Stöpsel finden dann den Weg in die Mülltonne, hofft Astrid.
Die ganze Familie will sich am Geschenk beteiligen, so kommen sie gemeinsam auf einen gesammelten Betrag von 400 Franken, mehr sollte das Geschenk nicht kosten.
Astrid selbst trägt nur selten Kopfhörer, sie braucht deshalb Beratung vom Handel, welches Modell das geeignete für ihren Sohn sein könnte. Denn ein kurzer Blick in den Onlineshop von Microspot.ch reichte aus, um Verwirrung zu stiften. Die grosse Auswahl an Marken und Modellen erschlug sie beinahe. Also ging sie in Begleitung von CEtoday auf Mystery-Shopping-Tour, die online zu Microspot.ch, zu Interdiscount, Media Markt, Fust und zwei unabhängige Fachhändler führte.
Microspot.ch
Zuerst beschritt Astrid den digitalen Weg. Sie schrieb eine E-Mail an den Microspot.ch-Kundendienst und erkundigte sich, welche Modelle denn empfehlenswert für ihren Sohn seien. Lange musste sie nicht auf Antwort warten.
Es verging kein Tag, bis der Kundendienst sich in einem Antwortschreiben für ihre Anfrage bedankte und zwei Empfehlungen abgab. Zurzeit seien die Studio-V2-Kopfhörer von Beats by Dr. Dre für rund 390 Franken sehr beliebt, die sich durch ihre Bass-Lastigkeit auszeichneten, hiess es in dem Schreiben.
Eine sehr gute Alternative sei das Modell Street von SMS Audio by 50 Cent, das bei Microspot.ch zum Verkaufspreis von knapp 314 Franken gelistet ist. Technische Details wurden ihr zwar nicht erklärt, dafür fand sie jeweils einen Link zu den beiden Modellen, wo sie weitere Angaben finden konnte. Die beiden Modelle waren ein erster Anhaltspunkt für Astrid, sie wollte sich aber nach weiteren Optionen erkundigen.
Interdiscount
Also ging sie weiter zum kleinen, aber gut besuchten Interdiscount, wo Astrid zwei Verkäuferinnen erblickte, die sich in einem Nebenraum, wahrscheinlich dem Pausenraum, miteinander unterhielten. Astrid postierte sich vor dem Türrahmen, um eine der beiden Verkäuferinnen abpassen zu können.
Auf ihre Anfrage entschuldigte sich die erste Verkäuferin, die durch die Tür schritt, dass in der kleinen Filiale nur wenige Modelle ausgestellt seien. Eine empfehlenswerte Variante wären die Modelle von Urbanears, die in verschiedenen Farben erhältlich seien. Die Kopfhörer seien qualitativ nicht schlecht, etwas besser wären aber jene von AKG.
Wirklich exklusiv seien dann die Bose-Modelle, die Besten kämen aber von Sennheiser. «Die sind viel besser als beispielsweise Beats-Kopfhörer», meinte sie, ohne technische Anhaltspunkte zu nennen. Die Reihenfolge richtete sich aber offenbar nach der Höhe des Verkaufspreises. Zum Schluss riet sie Astrid zum Gang in eine grössere Interdiscount-Filiale, wo sie eine viel grössere Auswahl vorfände.
Media Markt
Diesen Rat befolgte Astrid aber nicht, stattdessen ging sie zu Media Markt, wo sie ebenfalls eine grosse Auswahl vorfand. Nach einiger Zeit des Suchens fand sie auch einen freien Verkäufer, der sich auf ihre Anfrage nach den Preisvorstellungen und den Musikvorlieben erkundigte.
Er empfahl ein Modell mit gutem Bass, etwa eines von Beats by Dre für rund 400 Franken, das aber leider nicht mehr vorrätig sei. Damit hatte er sich aber keineswegs festgelegt. Stattdessen lief er mit Astrid alle Kopfhörer ab und empfahl auch ein Modell von Sony, eines von Monster und auch eines von Sennheiser.
Auf ihre Nachfrage, welches dieser Topmodelle er denn empfehlen würde und die beste Technik biete, behauptete der Verkäufer: "Technisch sind alle äquivalent." Das wollte Astrid nicht glauben, sie bedankte sich für die sehr kurze Beratung und zog weiter.
Fust
Im grossen, mehrstöckigen Fust sollte ihr ein Verkäufer ein ausgesuchtes Modell schmackhafter machen können, hoffte sie. Dort angekommen, lief Astrid schnurstracks auf eine Wand zu, bei der sie ausgestellte Kopfhörer-Modelle direkt mit Musik bespielen und ausprobieren konnte.
Nach einer Weile des Testens ging sie zum Kassentresen, um die Meinung des Verkäufers zu hören. Dort sprang ihr aber ein kleines Schild mit einem Testauszug über das Modell Bose Quietcomfort 15 ins Auge. Also fragte sie den Verkäufer, ob dieses empfehlenswert sei, oder doch eher eines von der "Kopfhörer-Wand". Der Verkäufer schien überzeugt: "Der Bose Quietcomfort 15 ist etwas vom Besten, ich habe ihn auch und würde ihn nie wieder hergeben!"
Das Besondere daran sei neben der sehr guten Klangqualität das Noise Cancelling, das alle Umgebungsgeräusche eliminiere. "Das funktioniert vereinfacht gesagt, indem der Hörer positive Wellen phasenverschoben einschiebt, was eine neutrale Welle ergibt", erklärte er, entschuldigte sich für die technischen Details und sagte: "Probieren Sie ihn doch mal selbst aus", setzte Astrid den Hörer mit eingeschalteter Noise-Cancelling-Funktion auf, sprach weiter und fragte: "Hören Sie mich noch?"
Der Bose-Kopfhörer sei ideal für Reisen, etwa im Flugzeug. Er erwähnte zudem, dass der aktive Verstärker eine Batterie brauche, die für rund 35 Stunden ausreiche, dafür müsse die Funktion bei Nichtgebrauch aber abgeschaltet sein.
Fust verkauft den Hörer für rund 380 Franken, dazu gibt es ein Etui und zwei Kabel. Astrid hätte beinahe zugegriffen, so überzeugt schien der Verkäufer vom Bose-Kopfhörer. Sie wollte aber noch dem Fachhandel eine Chance geben, bevor sie sich endgültig entschied.
Fachhandel I
Im (unabhängigen) Fachhandel wurde Astrid von einem jungen Verkäufer begrüsst, der sie nach ihren Wünschen und anschliessend nach den Preisvorstellungen und den Musikvorlieben fragte, während nebenan eine Verkäuferin einem weiteren Kunden eine Multiroom-Lösung vorführte.
Astrids Verkäufer empfahl den Sennheiser Momentum für rund 350 Franken, der gut aussehe und sich für ziemlich alle Musikrichtungen eigne. "Aber probieren Sie ihn doch gleich persönlich aus", meinte er, begab sich in einen Hinterraum, wo Astrid einen weiteren Kunden erblickte, der es sich in einem bequem aussehenden Sessel gemütlich gemacht hatte und dabei war, einen Kopfhörer zu testen.
Der Verkäufer kam zurück zu Astrid und drückte ihr den Sennheiser-Kopfhörer in die Hand, während er über die Elastizität der Bügel sprach und Zubehör wie ein Etui und zwei Kabel erwähnte, wovon sich eines zum Telefonieren eigne. "Ersatzkabel könnten wir auch bestellen, weil die ja gerne kaputtgehen", fügte er an. "Schon wieder Sennheiser", dachte Astrid, "die Marke scheint bei den Verkäufern noch beliebter zu sein als Bose."
Fachhandel II
Zum Abschluss ihrer Tour ging Astrid nochmals zu einem Fachhändler. Im sehr kleinen Ladengeschäft standen High-End-Lautsprecher neben Röhren-Fernsehern mit integriertem VHS-Recorder, Schallplattenspieler neben DVD-Playern und fast überall Kartonschachteln.
Als Astrid ihre Wünsche erklärte und den Preisdeckel nannte, hörte sie zur Antwort: "Also, man muss schon aufpassen beim Kopfhörerkauf. Wenn man keine klassische Musik hört, sondern nur solche mit viel Bass und dann auch noch komprimierte Musik, reichen Kopfhörer zum Preis von 200 bis 250 Franken völlig aus." Der ältere Verkäufer ärgerte sich über In-Ear-Kopfhörer, die man überall sehe. "Die sind eine Katastrophe, damit macht man sich doch die Ohren kaputt und derjenige Gegenüber hört die Musik noch besser als der Träger. Aber die heutige Jugend ist vernünftig geworden und trägt auch richtige Kopfhörer."
Das Wichtigste sei der Tragekomfort. Sehr angenehm zu tragen sei das Modell von PSB, eine Marke, die normalerweise teure Lautsprecher baue, zum Preis von 480 Franken inklusive Noise Cancelling. Sie hätten auch Elektrostaten für klassische Musik beim Hören zuhause im Sortiment, die aber um die 8000 Franken kosten.
Ebenfalls empfehlenswert seien Bluetooth-Kopfhörer von Sennheiser mit 6,5 Gigahertz. Damit sei die Qualität fast so gut wie mit Kabel. Das Wichtigste bei einem Kopfhörer sei aber der Tragekomfort, deshalb solle das Geburtstagskind doch persönlich vorbeikommen und die Modelle anprobieren.
Fazit
Astrid war zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Tour, jeder Verkäufer hatte seine eigene Meinung zum Thema und – ausser im Media Markt – ein persönliches Lieblingsmodell. Während sie von manchen den Kopfhörer in die Hand gedrückt bekam, um sich ein eigenes Bild von Verarbeitung, Tragkomfort und Soundqualität machen zu können, überzeugten sie andere wie der Verkäufer im Fust, indem er technische Details auch für Astrid verständlich zu erklären versuchte. Die Antwort von Microspot.ch fiel zwar knapp, dafür aber umso schneller aus. Lobenswert.
Der Liebling des Fachhandels scheint Sennheiser zu sein, aber auch die Interdiscount-Verkäuferin riet zu dieser Marke. Astrid ist immer noch hin- und hergerissen; denn auch das Bose-Modell mit Noise Cancelling überzeugte sie.

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