Idee vom Bausatz-Handy wiederbelebt

Basteln mit Google

Uhr | Aktualisiert

Ein ehemaliges Entwicklerteam von Motorola soll für Google ein Mobiltelefon nach einem Baukastensystem entwerfen. Damit greift der Suchmaschinist eine nicht ganz neue Idee auf und will wohl vor allem Menschen mit kleinem Budget erreichen. Die günstigste Variante soll dereinst 50 US-Dollar kosten.

Google will das Lego-Handy: Ein Smartphone, das ähnlich wie ein PC einem Baukastensystem gleicht. Je nach Bedarf sollen einzelne Hardware-Elemente einfach ausgetauscht werden können. Eine Idee, die schon seit einiger Zeit im Raum schwirrt und die schon manch einer als realitätsfern und nicht umsetzbar bezeichnet hat, wie Spiegel Online berichtet.

In heutigen Handys sind die Komponenten nämlich auf so engem Raum verbaut, dass es schwierig werden dürfte, sie separat ein- und auszubauen. Grund dafür ist vor allem die Kommunikation zwischen den Komponenten. Diese muss möglichst schnell erfolgen, wenn das Gerät zuverlässig funktionieren soll. Hierzu sind etwa das WLAN-Modul, der Arbeitsspeicher und der Prozessor in modernen Geräten alle in einem einzelnen Chip untergebracht.

Von Motorola übernommenes Entwicklerteam

Google scheint das aber wenig zu interessieren. Eine offene Architektur gehört quasi zur Design-Philosophie des Suchmaschinisten. Deshalb ist das Unternehmen offenbar auch so begeistert von dem Projekt und belebt die Idee vom modularen Baukasten-Handy nun wieder. Ein von Motorola übernommenes Entwicklerteam soll unter dem Namen "Project Ara" ein Telefon nach dem Baukastensystem entwerfen.

Geleitet wird die Gruppe der Entwickler von Regina Dugan, die einst Chefin der Militär-Forschungsbehörde Darpa und bei Motorola fürs "Abseitige" zuständig war, wie es in dem Spiegel-Bericht weiter heisst. Demnach hatte das Projekt schon bei Motorola begonnen, war aber nie zur Marktreife gelangt.

Telefon für sechs Milliarden Menschen

Google bezweckt mit dem Projekt aber wohl mehr als nur ein Telefon zu bauen, bei dem auf Wunsch ohne viel Federlesens eine neue Kamera oder ein schnellerer Prozessor eingebaut werden kann. Das Unternehmen will ein wirklich preisgünstiges Smartphone herstellen, um in Entwicklungsländern punkten zu können. Denn jeder neuer Internetnutzer bedeutet für Google potenzielle Werbegelder. Und es gibt noch immer Milliarden von Menschen, die bis jetzt noch keinen Internetzugang haben.

In Kombination mit den im letzten Jahr publik gewordenen Wifi-Ballons, mit denen das Internet auch in entlegene Regionen der Welt gebracht werden soll, könnte Ara zum "Telefon für sechs Milliarden Menschen" werden, wie es auf der Projektseite heisst.

Die günstigste Variante des Baukasten-Handys soll 50 US-Dollar kosten. Nach oben gibt es theoretisch keine Grenzen für die modulare Architektur. Ähnlich wie Android soll Ara für beliebige Hersteller offen sein. Jeder soll Bauteile liefern können, genau wie das beim PC schon immer der Fall ist. Ein Kit für Entwickler soll schon bald erhältlich sein und für den 15. und 16. April kündigte Google bereits eine Entwicklerkonferenz eigens für Ara an.

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