Editorial

Vier Anläufe für eine Lieferung

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Leslie Haeny, stellvertretende Chefredaktorin. (Source: Netzmedien)
Leslie Haeny, stellvertretende Chefredaktorin. (Source: Netzmedien)

Pünktlich zum Jahresstart veröffentlicht die Allianz der Konsumentenschutzorganisationen jeweils die "Ärgerliste". In ihr ist aufgeführt, was die Bevölkerung im vergangenen Jahr zur Weissglut trieb. Leistungen von Telekomunternehmen, Versicherungen und Banken sowie gewisse Tücken des Onlinehandels finden sich regelmässig in der Liste. 2023 gaben Konsumentinnen und Konsumenten Lieferverzögerungen beim Onlineshopping als grösstes Ärgernis an. Zum "Ärger des Jahres 2023" ernannten die Konsumentenschutzorganisationen hingegen die automatische Teuerungsklausel der drei grossen Schweizer Telekomanbieter Swisscom, Sunrise und Salt.

Dass übers Internet bestellte Ware nicht immer so einfach und schnell eintrudelt wie erhofft, musste auch ich feststellen. Schuld war jedoch nicht der Onlineanbieter selbst, sondern das Versandunternehmen. Pünktlich zum versprochenen Liefertermin erhielt ich von besagtem Unternehmen eine E-Mail, in der ich darüber informiert wurde, dass es meine Anschrift nicht gebe. Als ich auch nach mehrmaligem Überprüfen der von mir angegebenen Adresse keinen Fehler finden konnte, schrieb ich zurück, dass die Adresse korrekt sei. 

Einige Tage später erhielt ich anstelle meines Päcklis eine weitere E-Mail, in der mich das Transportunternehmen erneut von der Inexistenz meines Zuhauses überzeugen wollte. Leicht genervt machte ich mich daran, eine simple Wegbeschreibung zu verfassen - vergebens. Denn die Zulieferung schien auch beim dritten Versuch nicht zu funktionieren. So packte ich - mittlerweile völlig entnervt - mein Handy und schoss ein Foto von der Zufahrtsstrasse und der Hauseinfahrt. Damit auch ganz sicher nichts mehr schiefgehen konnte, zeichnete ich auf den Fotos den genauen Weg zum Haus ein. Gemeinsam mit der nun dritten E-Mail und einem Verweis, dass man die Adresse auch auf Google Maps finde, schickte ich die Fotos an das Transportunternehmen.

Drei Tage später hatte ich dann endlich mein Paket und etwa eine Woche darauf eine saftige Rechnung für die drei gescheiterten Zustellungsversuche. Merci! Ich überlegte kurz, mich an den Kundendienst zu wenden, beschloss dann aber, dass es mir die Mühe und weitere Neven nicht wert ist. Stattdessen setzte ich das Transport­unternehmen auf meine mentale Blacklist und bestelle fortan lieber bei einem Shop, der auf ein anderes Transportunternehmen setzt, oder suche im stationären Handel nach dem gewünschten Produkt. Onlineshopping ist halt doch nicht immer einfacher.

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