Inspired Home Show 2024

Federer, Caquelons und noch mehr Schweiz in Chicago

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von Leslie Haeny und jor

An der Haushaltswarenmesse Inspired Home Show in Chicago hört man abgesehen von Englisch, Spanisch und Chinesisch auch Schweizerdeutsch. Fünf Aussteller aus der Schweiz sagen, warum die Messe für sie interessant ist und weshalb sie mit ihrem Auftritt nicht nur US-amerikanische Kundschaft für sich gewinnen wollen.

An der Inspired Home Show in Chicago findet vom 17. bis zum 19. März die Haushaltswarenbranche zusammen. Zwischen Hundehalsbändern, die im Dunkeln leuchten, portablen Kaffeemaschinen, Zwiebelventilatoren und High-Tech-Massagesesseln mit integriertem Tablet finden sich auch einige bekannte Schweizer Marken und Produkte in den zwei gut gefüllten Messehallen. 

Federer trinkt auch in Chicago Kaffee

Kaum zu übersehen ist der Stand von Kaffeevollautomaten-Hersteller Jura. Gleich beim Eingang zur Nordhalle blickt den Besucherinnen und Besuchern Markenbotschafter Roger Federer entgegen. Wie Christian Bürgler, Head of Domestic Products bei Jura Elektroapparate, erklärte, ist Jura bereits seit 25 Jahren in den USA tätig. "Wir sind gefühlt seit eh und je an der Inspired Home Show. Die Messe ist ein sehr wichtiger Termin für uns", sagte er. Jura präsentiere seine Neuheiten generell an der IFA, dann entwickle das Unternehmen die Vollautomaten weiter für den US-amerikanischen Markt, sodass es sie pünktlich zur Messe in Chicago präsentieren kann. 

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Christian Bürgler, Head of Domestic Products bei Jura Elektroapparate. (Source: Netzmedien)

Eines der Highlights am Stand ist laut Bürgler Juras meistverkaufter Kaffeevollautomat, der E8. Der Hersteller hat die Maschine mit einigen Updates versehen. So hat sie nun ein grösseres Display - 3,5 statt wie bisher 2,8 Zoll. Zudem habe Jura die Tasten der E8 angepasst, damit Nutzerinnen und Nutzer "genau wissen, wo sie drücken müssen". Auch das Mahlwerk erhielt laut Bürgler ein Upgrade. Es entspannt sich nun nach dem Mahlen, sodass sich der Mahlgrad verstellen lässt, wenn das Mahlwerk ausgeschaltet ist. Durch die Neuerung hätten Kaffee-Fans zu 100 Prozent das gewünschte Mahlgut für ihr Getränk. 

Auf der anderen Seite des Jura-Stands ausgestellt ist die J8 Twin. Der Vollautomat sei "von der Konstruktion her eine Meisterleistung", sagte Bürgler. Denn das Gerät verfügt über zwei separate Mahlwerke. Das sei besonders praktisch für Haushalte, in denen die Kaffeepräferenzen auseinandergehen. Trinkt beispielsweise jemand gerne Espresso, der Mitbewohner oder die Mitbewohnerin aber nur koffeinfreien Kaffee, müssen die Bohnen nicht mehr ständig gewechselt werden. Zudem verfügt die J8 Twin über einen Tassensensor. Somit erkennt die Maschine, ob sich die Tasse am richtigen Ort befindet und gibt an, falls sie unter dem falschen Auslauf steht - laut Bürgler besonders praktisch, wenn man morgens noch etwas verschlafen ist. 

Bamix ist zum ersten Mal alleine da 

Bamix ist hingegen zum ersten Mal mit einem eigenen Stand an der Inspired Home Show vertreten. "Bisher hatten wir nur einen gemeinsamen Stand mit unseren vorhergehenden Partnern", merkte General Sales Manager Donato Sabia an. Dass der Schweizer Stabmixer-Hersteller nun selbst ausstellt, liegt daran, dass die Marke seit zwei Jahren eine Niederlassung in den USA hat. "Vergangenes Jahr waren wir aufgrund der Nach-Covid-Zeit noch etwas skeptisch", begründete Sabia Bamix' Abwesenheit an der Messe 2023. "Wir haben aber schon 2023 gesehen, dass die Messe wieder an Fahrt aufnimmt." Die Inspired Home Show ist laut Sabia nicht nur wichtig für den US-Markt, sondern auch für Hersteller, die den kanadischen und südamerikanischen Markt anpeilen. Bamix fokussiere sich aber vorerst auf die USA und Kanada.

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Donato Sabia, General Sales Manager bei Bamix. (Source: Netzmedien)

Nicht zu übersehen am Bamix-Stand war das kabellose Gerät - Bamix Cordless -, das den Besucherinnen und Besuchern in rot entgegenglänzte. In Europa ist der akkubetriebene Stabmixer bereits seit rund einem Jahr erhältlich. "In den USA haben wir ihn erst jetzt lanciert", sagte der General Sales Manager. Das sei Absicht gewesen, um zuerst ein Gefühl für den US-Markt zu entwickeln und das richtige Pricing zu finden. Laut Sabia ist die Kundschaft in den USA preissensitiver als in Europa. 

Bamix nutzt die Inspired Home Show nicht nur, um im Voraus vereinbarte Termine mit Händlern wahrzunehmen, sondern tauscht sich in Chicago auch mit unterschiedlichen Verkaufsgruppen und Markenvertretern aus.

Caquelons für die Rocky Mountains 

Dass es sich bei Kuhn Rikon um einen Schweizer Aussteller handelt, wird beim ersten Blick auf den Stand klar. Caquelons, Bernhardiner und Schweizer Flagge sind allesamt mit dabei. Die Inspired Home Show gehört für den Anbieter von Kochgeschirr, Messern und Küchenutensilien schon seit Langem zum jährlichen Programm. "Ich bin seit 10 Jahren CEO der Firma und wir sind schon davor immer hier gewesen, wenn die Messe stattfand", sagte Tobias Gerfin.

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Tobias Gerfin, CEO von Kuhn Rikon. (Source: Netzmedien)

Für Kuhn Rikon sind die USA der zweitwichtigste Markt. Eine lange Zeit war es gar der umsatzstärkste. "Wir sind hier umringt von Caquelons", sagte Gerfin. "Das liegt daran, dass die Rocky Mountains und Kanada Käsefondue-Gebiete sind." Laut dem CEO eine grosse Marktchance für das Schweizer Unternehmen. Zudem sei das Kochgeschirr der Firma in den USA gefragt. "Der Markt ist hart umkämpft, aber wir können mit Schweizer Qualität punkten." Wie Gerfin weiter erklärte, ist die Schweiz als Marke und als Qualitätssiegel in den USA viel Wert - egal ob beim Caquelon oder beim Dampfkochtopf "made in Switzerland".   

Gerfin und sein Team waren auch im ersten Jahr nach der Pandemie an der Inspired Home Show. Damals seien viele der grossen Marken abwesend gewesen, "was dazu geführt hat, dass wir viel bessere Gespräche führten, da die Einkäufer mehr Zeit hatten". Nun ist die Messe nach Einschätzung des CEOs wieder zur Normalität zurückgekehrt. Am Sonntagmorgen sei es gar lebhafter gewesen als an vergangenen Messen. Gerfin führt das darauf zurück, dass die Inspired Home Show dieses Jahr erstmals nur drei statt wie bisher vier Tage dauert. Ausserdem war am Samstag vor Messebeginn St. Patrick’s Day, was viele Leute nach Chicago gelockt hatte.  

Zyliss packt Weizenstroh in Plastikgriffe 

Ähnliche Erfahrungen wie der Kuhn-Rikon-CEO machte auch Daniel Oehy, President von Swissmar und DKB USA. So profitiere auch die Diethelm Keller Gruppe, zu der Swissmar seit drei Jahren gehört, von Schweizer Qualität als Aushängeschild. Die Gruppe biete mit ihren Haushaltsartikeln im mittleren bis hohen Preissegment der Marken Zyliss, Cole & Mason, Culinare und Ken Hom Nischenprodukte am US-amerikanischen Markt an. Trotzdem stamme der globale Umsatz etwa zur Hälfte aus den USA. 

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Daniel Oehy, President von Swissmar und DKB USA. (Source: Netzmedien)

Auch für Swissmar war die erste Post-Covid-Messe "eine sehr gute Show". Die Firma komme bereits seit 1986 an die Inspired Home Show und Oehy war gar sechs Jahre im Vorstand. "Wir glauben, dass es als Hersteller sehr wichtig ist, eine Messe zu haben - nicht nur, um Bestellungen entgegenzunehmen, sondern auch als Meeting-Ort", sagte er. Die DKB Gruppe habe Tausende von Kunden. Daher sei es unmöglich, sie alle einzeln zu besuchen. "Ausserdem sehen unsere Produkte in Wirklichkeit besser aus als auf dem Papier."

Dieses Jahr seien die rund 20 Standmitarbeitenden fast dauernd besetzt, da die DKB Gruppe so viele Termine im Voraus vereinbart habe. "Und dann kommen natürlich auch noch spontane Standbesuche dazu." Für beide Arten der Besucherinnen und Besucher gibt es am Stand vieles zu sehen, denn "wir haben über 100 neue Produkte", wie Oehy sagte. Als Highlight hob er hervor, dass Zyliss die Griffe und andere Plastikkomponenten seiner Produkte neu mit Weizenstroh anreichere. "So brauchen wir für die Herstellung der Griffe 50 Prozent weniger Petroleum-Produkte - also weniger Plastik." Die gesamte Produktlinie soll mit der Weizenstroh-Methode überarbeitet werden - selbst die Salatschleudern. 

MSV-Spirella peilt die kanadische Kundschaft an 

Nicht auf die Küche, sondern aufs Badezimmer hat sich das französisch-schweizerische Unternehmen MSV-Spirella konzentriert. Wie es am farbenfrohen Stand hiess, sind die US-Amerikaner bezüglich ihrer Badezimmerausstattung jedoch relativ konservativ unterwegs. "In den USA sieht man in den Badezimmern fast nur Silber, Weiss und Schwarz", erklärte ein Standmitarbeiter. Die Hauptkundschaft, die die Firma mit dem "europäischen Farbkonzept" an der Inspired Home Show treffe, komme daher nicht aus den USA, sondern aus Kanada und anderen angrenzenden Ländern. 

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Alberto Gomez, Export Director bei MSV-Spirella. (Source: Netzmedien)

Apropos Inspired Home Show: Im Rahmen der zur Messe gehörenden IHA Global Innovation Awards hat das Berner Warenhaus Loeb den Martin M. Pegler Award für Exzellenz im Visual Merchandising gewonnen. Mehr dazu können Sie hier nachlesen.