One-to-One mit Daniel Wyss

So setzt die Andreas Messerli AG auf KI

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Bereits vor seinem offiziellen Start als CEO der Andreas Messerli AG hat Daniel Wyss Führungsaufgaben im Unternehmen übernommen. Er spricht über den Einsatz von KI in der Live-Kommunikation, sagt, wie sein Unternehmen die Pandemie erlebte, und verrät, warum Tausende Bienen auf dem ­Firmendach hausen.

Daniel Wyss, CEO und Verkaufsleiter, Andreas Messerli AG. (Source: Netzmedien)
Daniel Wyss, CEO und Verkaufsleiter, Andreas Messerli AG. (Source: Netzmedien)

Sie sind seit Oktober 2023 als CEO der Andreas Messerli AG im Einsatz. Was haben Sie in Ihren ersten Monaten als CEO in Angriff genommen? 

Daniel Wyss: Da muss ich ein bisschen vorholen, denn ich übernahm bereits vor dem 1. Oktober 2023 Führungsaufgaben in engem Austausch mit meinem Vorgänger Hugo Keller. Er konnte die CEO-Rolle aufgrund einer Krankheit leider nicht mehr wahrnehmen. Ich erhielt ab Anfang 2023 die Möglichkeit, ihn zu vertreten. Auch nachdem Hugo Keller im vergangenen Sommer leider verstorben ist, war ich weiter als CEO ad interim im Einsatz. Es lag daher auf der Hand, dass ich per 1. Oktober offiziell die Rolle als CEO übernehme. 

Und mit welchen Themen haben Sie sich seit Anfang 2023 beschäftigt? 

Erst einmal mit meiner Doppelfunktion als CEO und Verkaufsleiter. Beide Rollen unter einen Hut zu bringen hat mich stark gefordert. Das Wichtigste war aber, das Team zusammenzuhalten. Unsere Mitarbeitenden sind unser Kapital und unsere Fahnenträger im Markt. Es ist uns daher ein grosses Anliegen, dass die Mannschaft zusammenbleibt und -hält und wir gute neue Mitarbeitende rekrutieren können. Per 1. Januar 2024 haben wir unsere Anstellungsbedingungen angepasst. Es gab Verbesserungen bezüglich Arbeitsstunden, Fringe Benefits etc. Zudem hat die Andreas Messerli AG das Thema Nachhaltigkeit weitergetrieben. Die Initialzündung dazu kam noch von meinem Vorgänger. Ausserdem steckte uns die Pandemie Anfang 2023 noch in den Knochen und wir mussten nach Corona erst wieder richtig Fahrt aufnehmen.   

Haben Sie die Doppelfunktion als CEO und Verkaufsleiter noch immer inne? 

Ja, ich habe dadurch nicht die exakt gleiche Funktion übernommen, die mein Vorgänger hatte. Er war zugleich CEO und CFO der Andreas Messerli AG und hatte zudem noch die Rolle als CEO der Messerli Group AG. Ich möchte mich hingegen ganz auf die Andreas Messerli AG konzentrieren, denn da gibt es viel zu tun.  

Welche Ziele verfolgen Sie als CEO der Andreas Messerli AG?

Ich möchte mit meinem Team unsere Position als führendes Live-Experience-Unternehmen in der Schweiz festigen und weiter ausbauen. Unser Claim «Menschen und Marken bewegen» verkörpert eindrücklich, dass wir den Erfolg unserer Kunden immer ins Zentrum unserer Tätigkeit stellen. Natürlich habe ich als CEO auch gewisse Zielvorgaben bezüglich Umsatz und Deckungsbeiträgen, die es zu erwirtschaften gilt. Davon abgesehen, besteht das grösste Ziel für mich darin, die Andreas Messerli AG zeitgemäss auszurichten und zu positionieren. Ein klares Zeichen dafür ist unser Showroom. Er zeigt, dass digitale Elemente in der Live-Kommunikation eminent wichtig sind und heute Bestandteil eines physischen Auftritts sein müssen. Ein weiteres wichtiges Ziel ist es, geeignete Nachfolgelösungen zu finden. Da wir viele sehr treue Mitarbeitende haben und als Firma unseren Mitarbeitenden gegenüber loyal sind, gibt es mehrere Teammitglieder, die bereits über Jahrzehnte bei uns arbeiten. Einige von ihnen nähern sich nun dem Pensionsalter und dafür gilt es, geeigneten Ersatz zu finden. Und schliesslich ist es zentral, dass wir neue Geschäftsfelder erschliessen und neue Kunden gewinnen können.  Dabei möchten wir gleichzeitig unsere Stammkunden gut betreuen und unsere langjährigen Kundenbeziehungen pflegen können. Das Vertrauen und das gegenseitige Verständnis zwischen uns und unseren Kunden sind für den Unternehmenserfolg entscheidend. 

Wie schwierig ist es aktuell, geeigneten Nachwuchs zu finden?

Es ist eine sehr grosse Herausforderung, qualifizierten Nachwuchs zu finden, zumal es keine Ausbildung gibt, in der man unseren Job als solchen lernen kann. Die Einarbeitungszeit respektive firmeninterne Ausbildung dauert entsprechend lange. Es gilt erst einmal, Kunden, Systeme und Produktion zu verstehen. Erst nach zwei bis drei Jahren sind neue Mitarbeitende so weit, dass sie richtig durchstarten und sich ein eigenes Portfolio aufbauen können. Dass es heute nicht mehr üblich ist, mehrere Jahrzehnte bei derselben Firma zu arbeiten, erschwert uns die Suche zusätzlich. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir trotz allem gute neue Mitarbeitende finden werden. Wenn man als Firma eine gewisse Strahlkraft hat, findet man auch Nachwuchs.     

Wie von Ihnen angetönt, ist die Andreas Messerli AG gemeinsam mit zehn anderen Unternehmen Teil der Messerli Group. Inwiefern nutzen Sie Synergien innerhalb der Gruppe?

Wir bieten unseren Kunden gerne Leistung aus der gesamten Messerli Group an, wenn es Sinn ergibt und daraus ein Mehrwert resultiert. Erhalten wir bei der Andreas Messerli AG Aufträge, die wir nicht ausführen können, haben wir die Möglichkeit, diese in Absprache mit dem Kunden gruppenintern weiterzugeben. Weiterempfehlungsmanagement ist ein wichtiger Bestandteil unseres ganzen Verkaufsprozesses. Die Kommunikationswege unter den einzelnen Unternehmen sind sehr kurz und die Geschäftsführer tauschen sich regelmässig miteinander aus. Wir betonen den Kunden gegenüber aber immer, dass es keine Verpflichtung gibt, mit anderen Unternehmen der Gruppe zusammenzuarbeiten. Bei allen Unternehmen der Messerli Group handelt es sich um eigenständige Firmen mit einer individuellen DNA und separater Geschäftsleitung.

Wie verhindern Sie, dass sich die Unternehmen innerhalb der Gruppe gegenseitiges kannibalisieren?

Konkurrenz belebt den Markt. Kommt es vor, dass wir gegeneinander pitchen, dann soll der Bessere gewinnen. Fragt ein Kunde beispielsweise die Andreas Messerli AG, Konform und Expoformer an, erhält er drei unabhängige Konzepte. Wir tauschen uns in diesem Fall nicht hinter den Kulissen aus oder halten Absprache. Egal, welches Konzept schliesslich überzeugt, am Ende gewinnt in diesem Beispiel immer die Messerli-Gruppe.          

Mit der Pandemie kamen schwierige Zeiten auf Unternehmen aus der Live-Kommunikation zu. Wie war diese Zeit für die Andreas Messerli AG? 

Wir sind relativ schnell auf Kurzarbeit umgestiegen und waren eine der ersten Firmen, die erkannten, wie extrem der Einfluss dieser Krankheit sein wird. Die grösste He­rausforderung bestand für uns darin, die Mitarbeitenden bei Laune zu halten. Niemand in der Andreas Messerli AG ist es gewohnt, nichts zu tun. Natürlich gibt es Konjunkturschwankungen und Zeiten, die etwas weniger arbeitsintensiv sind. Es ist aber noch nie vorgekommen, dass plötzlich nur noch vereinzelt Arbeit da ist. Der Beginn der Pandemie fühlte sich an, als würden wir mit Vollgas gegen eine Wand fahren.

Wie haben Sie dafür gesorgt, das Team bei Laune zu halten?   

Wir erarbeiteten Strategien für die Kommunikation mit den Mitarbeitenden. Jede Woche gab es einen Call mit dem gesamten Team. Wir führten auch viele Einzelgespräche, um herauszufinden, wie die individuelle Befindlichkeit ist und wo es noch Jobs oder laufende Projekte gibt. Der Inhaber der Messerli Group, Andreas Messerli, startete aus­serdem das Format Messerli TV. Er richtete sich damit mindestens alle zwei Wochen an die gesamte Belegschaft und gab Auskunft über aktuelle Themen. So hatten die Mitarbeitenden und die Geschäftsleitung trotz Ausnahmesituation eine gewisse Struktur. Die gesamte Geschäftsleitung gab während der Pandemie weiterhin Gas. Uns war klar, dass irgendwann wieder Normalität einkehren würde. Für diesen Moment mussten wir die Firma so aufstellen, dass wir sofort wieder bereit sind, zu operieren wie bisher. In der Praxis stellte sich das als schwierig heraus. Die Pandemie hatte alle ein bisschen lethargisch gemacht – nicht nur in unserem Unternehmen. Trotz Vorbereitungen dauerte es eine Weile, bis wir wieder mit unserer üblichen Agilität bei der Sache waren. 

Wie geht es der Andreas Messerli AG heute? 

Den Turnaround nach der Pandemie haben wir geschafft und sind stabil unterwegs. Wir hatten ein sehr gutes Geschäftsjahr 2023. Nun hoffen wir auf ein spannendes 2024. Die Post-Pandemie-Zeit bringt neue Herausforderungen mit sich. So existieren gewisse Formate nicht mehr. Stattdessen werden digitale Inhalte und Aktivierungen immer wichtiger.        

Apropos technischer Fortschritt: Das Thema generative KI ist aktuell in aller Munde. Welchen Einfluss haben auf KI basierende Technologien auf Ihre Branche? 

Wir nutzen KI sehr intensiv, insbesondere im Designprozess und der Ideenfindung. Die Arbeit mit KI ist sehr befruchtend. Ich habe beispielsweise vor Kurzem die Parameter für ein Büroprojekt an eine generative KI verfüttert und sie so das Rendering erstellen lassen. Einem Kunden könnte man das KI-Rendering ohne Überarbeitung jedoch nicht vorweisen, denn KI stösst schnell an ihre Grenzen. So schlägt die KI etwa Formen vor, die schlicht nicht baubar sind, oder das Modell wird von einer Seite anders dargestellt als von der anderen. Auch Menschen werden von der KI häufig seltsam abgebildet. Auch wenn die KI schnell dazulernt, ist die Arbeit eines ausgebildeter Konzepters, Designers oder Innenarchitekten qualitativ viel besser als jene der Maschine. Die Fachleute können sich aber Inspiration von der KI holen. Es ist auf jeden Fall ein interessantes Thema. Ich bin gespannt, wo sich die Welt diesbezüglich hinbewegen wird. 

Stellen Sie bereits eine Effizienzsteigerung durch den Einsatz von KI fest? 

Es ist noch etwas zu früh, um eine Aussage zu treffen. Mitarbeitende, die KI einsetzen, müssen erst lernen, wie sie am besten mit diesem neuen Tool umgehen. Damit der Output stimmig ist, gilt es, die richtigen Prompts einzugeben. Wir experimentieren aktuell damit, wie diese Prompts formuliert sein und was sie alles enthalten müssen.

Ein weiteres grosses Thema ist Nachhaltigkeit. Die Andreas Messerli AG will ihre Wertschöpfung bis 2035 CO2-neutral gestalten. Wie wollen Sie das erreichen? 

Damit haben wir uns ein sehr hohes Ziel gesteckt. Wir setzen bezüglich Nachhaltigkeit bereits an vielen Orten an. Auf all unseren Dächern befinden sich Photovoltaikanlagen. Zudem haben wir in Wil (ZH) ein neues Logistikzentrum – ebenfalls mit Solarpanels ausgestattet – in Betrieb genommen. Es ist um einiges nachhaltiger, ein grosses Lager statt mehrere kleine, dezentrale Lagerorte zu haben. In unserer Schreinerei stehen ein Häcksler und ein Hochofen. Sie erlauben es uns, das Gebäude mit gebrauchtem Holz – beispielsweise vom Messebau – zu heizen. Haben wir Material, das wir nicht mehr einsetzen können, das sich aber noch brauchen lässt, kommt es in unsere Gratis­ecke. Diese ist bei den Zürcher Oberländern sehr beliebt. Ausserdem arbeiten wir daran, unser Verpackungsmaterial umweltfreundlicher zu machen und so weit als möglich auf Plastik zu verzichten. Viele unserer Ver­packungen sind bereits jetzt wiederverwendbar. Ein weiterer Punkt ist das Sensibilisieren unserer Mitarbeitenden bezüglich Ressourcen und dem Umgang mit der Umwelt. Beim Thema Nachhaltigkeit darf man zudem nicht vergessen, dass darunter mehr Themen als bloss Umweltschutz fallen. Der Umgang mit den Mitarbeitenden und das Schaffen guter Arbeitsbedingungen fallen ebenfalls unter den Begriff.  

Wie stark achten Ihre Kunden auf Nachhaltigkeit?

Seitens der Kunden war Nachhaltigkeit bereits vor der Pandemie gefragt. Viele unserer Kunden erwarten heute, dass sie Nachhaltigkeitsunterlagen zu den bestellten Produkten erhalten. Hier ist es an uns, die richtigen Lieferanten mit den entsprechenden Zertifizierungen auszuwählen. Nachhaltigkeit hat jedoch ihren Preis. Dessen muss man sich bewusst sein. Ein wiederverwendbarer Teppich kostet pro Quadratmeter mehr als Wegwerfware. Wir bieten unseren Kunden daher sowohl das nachhaltige als auch das normale Produkt. 

Aus Neugier: Beim Eingang habe ich ein Plakat mit Bienen gesehen, was hat es damit auf sich? 

Wir haben rund 64 000 Bienen auf dem Dach und stellen einen eigenen Messerli-Honig her. Ein tolles Kundengeschenk, denn die Andreas Messerli AG ist «busy as the bees». Diese Analogie gefällt uns sehr. Die Bienen hausen seit der Pandemie bei uns. Einer unserer Mitarbeiter ist passionierter Imker. Die Idee dazu, eine eigene Bienenzucht zu starten, entstand während eines Gesprächs zwischen ihm und Gruppeninhaber Andreas Messerli.  


Persönlich
Daniel Wyss, der seit über 10 Jahren als Verkaufsleiter bei der Andreas Messerli AG tätig war, wurde im Oktober 2023 zum CEO ernannt. Der 51-Jährige ist ein ausgewiesener Marketing- und Verkaufsspezialist (eidg. FA) und verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Messeorganisation, Events und Live-Marketing. Vor seiner Tätigkeit bei der Andreas Messerli AG war er fast 18 Jahre auf Kundenseite als Verkaufsleiter und Geschäftsführer bei einem Messeveranstalter tätig, wo er sich fundiertes Wissen in allen Bereichen der Live-Kommunikation angeeignet hat. Daniel Wyss ist verheiratet, Vater einer Tochter und treibt leidenschaftlich Sport, wenn es der volle Terminkalender denn zulässt. 
Quelle: Andreas Messerli AG

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