Wegen hoher Preise am Grosshandelsmarkt

So stark steigen die Strompreise im Jahr 2023

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von René Jaun und lha

Schweizer Haushalte und Unternehmen müssen ab 2023 deutlich mehr für Strom bezahlen. Im Schnitt steigen die Strompreise für Haushalte um 27 und für KMUs um 24 Prozent. Konsumentenschützer fordern Behörden auf, genau hinzusehen.

(Source: Romolo Tavani - Fotolia)
(Source: Romolo Tavani - Fotolia)

In der Schweiz wird Strom ab 2023 deutlich teurer. Dies geht aus den aktuellen Zahlen der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom) hervor, die sich wiederum auf die Angaben der rund 630 Schweizer Elektrizitätsnetzbetreiber stützt.

Laut der Berechnung bezahlt ein "typischer Haushalt" (jährliche Bezugsmenge von 4500 Kilowattstunden pro Jahr) im kommenden Jahr 26,95 Rappen pro Kilowattstunde. Das entspricht einem Plus von 5,77 Rappen pro Kilowattstunde, respektive von 27 Prozent. Für KMUs stehe derweil eine durchschnittliche Tariferhöhung von 24 Prozent an.

Dabei handelt es sich um Medianwerte, merkt die Elcom an. Lokal können die Unterschiede sehr viel höher ausfallen. Laut einer Auswertung von "20 Minuten" steht etwa der St. Galler Gemeinde Niederhelfenschwil eine mehr als Verdreifachung des Strompreises ins Haus. In Gaiserwald SG (58,76 Rappen pro Kilowattstunde) und im zu Worb BE gehörenden Gemeindeteil Richigen (70,78 Rappen pro Kilowattstunde) sei der Strom am teuersten. Den günstigsten strom erhalten 2023 die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Zwischbergen im Wallis mit 8,49 Rappen pro Kilowattstunde.

Die Karte zeigt, wo die Strompreise am meisten ansteigen (rote Flächen) und wo der Anstieg kleiner ausfällt (grüne Flächen). (Source: Elcom)

In ihrer Auswertung der Zahlen kommt die Stiftung für Konsumentenschutz zum Ergebnis, es gebe diverse Ausreisser von mehr als dem Zwei- oder Dreifachen. Viele Haushalte seien mit rund den 1,5-fachen Tarifen betroffen. Aber: In ganz wenige Fällen sinken die Strompreise. Sara Stalder, Geschäftsleiterin des Konsumentenschutzes, sagt dazu: "Bei solch unterschiedlichen Erhöhungen - vom Doppelten bis zum Dreifachen des Tarifs - muss die Regulierungsbehörde Elcom genauer hinschauen. Die Elektrizitätswerke müssen Transparenz liefern, damit die Elcom ungerechtfertigte Preisanstiege korrigieren kann."

Stalder sieht aber auch Gemeinden, Städte und Kantone in der Pflicht. Sie haben es "als Eigner der Elektrizitätswerke in der Hand, dass die Bevölkerung weniger hohe Stromrechnungen erhalten wird: So muss der weit verbreitete Grundtarif oder Sockelbeitrag endlich abgeschafft und Gebühren für das Gemeinwesen kurzfristig sistiert werden."

Preise steigen am Grosshandelsmarkt schon länger

Hauptgrund für die Tariferhöhung sind die Preise am europäischen Grosshandelsmarkt, erklärt die Elcom. Dort sei seit Mitte 2021 ein starker Anstieg der Preise zu beobachten.

Gründe dafür sind die hohen Gaspreise, die im Zuge des Kriegs in der Ukraine ausserordentlich stark anstiegen. Auch die stark gestiegenen Kohlepreise, die hohen CO2-Preise sowie die unterdurchschnittliche Produktionsfähigkeit der französischen Kernkraftwerke wirkten preistreibend.

Ausser dem Energietarif steigen auch die Netzkosten leicht an, da diese ebenfalls strompreisabhängige Komponenten enthalten, namentlich Wirkverluste oder Systemdienstleistungen. Letztere stellt der Übertragungsnetzbetreiber Swissgrid für die kurzfristige Stabilität des Systems zur Verfügung. Die Kosten dafür verrechnet Swissgrid an die Schweizer Netzbetreiber, die sie wiederum ihren Endverbrauchern in Rechnung stellen. Wegen ihres Bezugs zur Energie sind die Tarife für Systemdienstleistungen den Preisentwicklungen auf den internationalen Strommärkten ausgesetzt und darum ebenfalls teurer geworden.

Im Winter könnte es der Schweiz an Energie mangeln - die beste Gelegenheit herauszufinden, wie sich im Haushalt Strom sparen lässt. So ist etwa warmes Wasser ein grosser Stromfresser, aber kalte Duschen sind trotzdem nicht unbedingt nötig, wie Sie hier erfahren.

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