Hands-on Asus ROG Ally

Asus bringt Windows-Power in den Handheld-Markt - aber nicht ungebremst

Uhr
von Coen Kaat und jor

Der Handheld-Markt hat einen neuen Challenger: das ROG Ally von Asus. Der Windows-Gaming-PC im mobilen Format soll ein "unschlagbares Gaming-Erlebnis" bieten. Wo dies gelingt und wo nicht, zeigt der Hands-on-Test.

Das ROG Ally von Asus im Test. Im Bild: "Star Wars: Squadrons". (Source: Netzmedien)
Das ROG Ally von Asus im Test. Im Bild: "Star Wars: Squadrons". (Source: Netzmedien)

Im Mai hat Asus den Eintritt in ein neues Marktsegment angekündigt: Der taiwanische Hersteller enthüllte seinen Handheld-Gaming-PC. Der portable PC trägt den Namen Ally und fällt unter die Gaming-Marke Republic of Gamers (ROG) des Herstellers. Asus steigt mit grossen Versprechen in denselben Ring, in dem sich unter anderem bereits Nintendo mit der Switch und Valve mit dem Steam Deck breit gemacht haben. Asus will mit dem ROG Ally ein "unschlagbares Gaming-Erlebnis" bieten. Also begann die Redaktion zu zocken - während der Arbeitszeit -, um selbst zu prüfen, was der Neuling im Ring auf die Wage bringt.

Das erste, was an der kleinen Konsole fürs mobile Zocken auffällt, ist das hervorragende Display. Der 7 Zoll grosse Touchscreen übertrifft dasjenige des Steam Deck (ebenfalls 7 Zoll) in mehreren Kriterien. Die Auflösung, die maximale Helligkeit und die Bildwiederholrate sind allesamt deutlich höher. 

  • Auflösung: 1920 x 1080 Pixel, 16:9 (ROG Ally) vs. 1280 x 800 Pixel, 16:10 (Steam Deck)
  • Helligkeit: 500 Nits (ROG Ally) vs. 400 Nits (Steam Deck)
  • Bildwiederholrate: 120 Hertz  (ROG Ally) vs. 60 Hertz (Steam Deck) 

Das Gerät liegt angenehm in den Händen. Laut Herstellerangaben wiegt es knapp über 600 Gramm. Ein leiser Lüfter sorgt dafür, dass das Gerät nicht überhitzt. Auch während längerer Daddel-Sessions ist die Ergonomie nicht der begrenzende Faktor, wenn es um den Spielspass geht. Einzig die Anordnung der Buttons fiel im Test leicht negativ auf - das Layout ist wohl für kleinere Hände gedacht. 

Die asymmetrische Anordnung der Gamepad-Steuerung erinnert an einen Xbox-Controller. Links: ein Thumbstick und ein D-Pad darunter. Rechts: A-, B-, X-, Y-Tasten und darunter ein Thumbstick. Der Unterschied ist jedoch, dass sich diese parallel zur Handfläche befinden beim ROG Ally. Statt wie beim Xbox-Controller gemütlich mit dem Daumen vom einen Input zum anderen zu wechseln, ist beim ROG Ally etwas mehr Daumenakrobatik vonnöten oder man muss das Handheld auf unnatürliche Weise in den Händen halten - zumindest, wenn man grössere Hände hat.  

Die Anordnung der Buttons erfordert manchmal etwas Daumenakrobatik. (Source: Netzmedien)

 

Die Anordnung der Buttons erfordert manchmal etwas Daumenakrobatik. (Source: Netzmedien)

Nur ein kurzer Spielspass

Trotzdem: Die Ergonomie bremst den Spielspass nicht. Was diesem aber einen Riegel vorschiebt, ist der Akku. Die 40 Wattstunden des Akkus sorgen nur für wenige Stunden Spielspass. Bei voller Helligkeit und grafisch intensiven Spielen kann schon nach etwas mehr als einer Stunde Schluss sein. Zwar kann man das ROG Ally auch an ein Netzteil anschliessen, wirklich mobil ist das Gaming dann aber nicht mehr.

Im Innern der Maschine taktet ein Ryzen-Z1-Prozessor von AMD. Das Handheld hat 8 Gigabyte an RAM. Nutzer und Nutzerinnen können insgesamt 512 Gigabyte an Games auf die SSD laden. Der Speicher kann durch den eingebauten Micro-SD-Kartenleser erweitert werden. 

Die Features versprechen aber mehr Leistung, als das Gerät im Test erbringen konnte. Sogar bei mittleren Grafikeinstellungen war ein brandneues AAA-Game (im Test "Star Wars Jedi: Survivor") nicht ohne kleine Ruckler zu geniessen. Nur leicht ältere Spiele oder solche, die weniger Leistung verzehren, liefen im Test jedoch einwandfrei. 

Die Rückseite des Asus ROG Ally zeigt die Öffnungen für den leisen Lüfter. (Source: Netzmedien)

Die Rückseite des Asus ROG Ally zeigt die Öffnungen für den leisen Lüfter. (Source: Netzmedien)

Das Asus ROG Ally ist im Wesentlichen ein Windows-11-PC in einem handlichen Format. Das heisst, Gamerinnen und Gamer können sich darauf durch ihre ganzen Spielebibliotheken von Steam, Xbox Game Pass, EA Play etc. zocken. Für eine einfache Übersicht entwickelte Asus die Applikation Armoury Crate SE. Aus dieser können Nutzerinnen und Nutzer alle möglichen Spiele starten. Damit das funktioniert, müssen die entsprechenden Applikationen wie etwa Steam aber im Hintergrund bereits laufen. 

Vielleicht aufgrund der kurzen Testzeit überzeugte Armoury Crate SE im Hands-on nicht zu 100 Prozent. Gewisse User könnten den Nutzen dieser zusätzlichen App - die ebenfalls die Rechenleistung anzapft - anzweifeln, da es effizienter ist, die Spiele direkt in den ohnehin bereits laufenden Apps zu starten.

Auch ein Arbeitsgerät?

Apropos Windows-11-PC: Das ROG Ally lässt sich entsprechend auch für anderes nutzen ausser Zocken. Theoretisch könnte man das Gerät auch für die Arbeit nutzen. Allerdings merkt man wohl schon beim Verfassen der ersten E-Mail, dass das ROG Ally nicht dafür konzipiert wurde. Zwar kann man von der Gamepad- zu einer Desktop-Steuerung switchen. Mit zwei Thumbsticks durch die Windows-Welt zu navigieren, ist jedoch nicht die beste Lösung. 

Das Handheld wechselt automatisch von der Gamepad- zur Desktop-Steuerung und zurück - je nachdem, womit man gerade beschäftigt ist auf dem Gerät. Im Test funktionierte dies mehrheitlich gut. In ein paar Fällen musste man den Wechsel jedoch per Knopfdruck im Menü erzwingen und in wenigen Ausnahmen bockte das Gerät komplett. Da half es nur noch, die Applikation neu zu starten.

Kann man mit der Desktop-Steuerung auch komplexe Strategie-Games spielen? Die Antwort auf diese Frage lautet "jein". Wer das wirklich will, kriegt es schon hin. Aber auch hier zeigt sich, dass diese Eingabeform nicht für diesen Zweck gedacht ist. Im Test endete die Freude am Kommandieren bereits nach den ersten mühsam geklickten Befehlen in "Total War Saga: Troy".

Laut Herstellerangaben kann man die Hülle (separat erhätlich) auch nutzen, um die Asus ROG Ally aufzustellen. So wird aus einer Handheld-Konsole zwar eine Handsfree-Konsole, dafür steht aber auch der Avatar still. Ein praktisches Feature, das man aber nicht zwingend sucht bei einem Gaming-Gerät. (Source: Netzmedien)

Laut Herstellerangaben kann man die Hülle (separat erhältlich) auch nutzen, um die Asus ROG Ally aufzustellen. So wird aus einer Handheld-Konsole zwar eine "Handsfree"-Konsole, dafür steht aber auch der Avatar still. Ein praktisches Feature, das man aber nicht zwingend sucht bei einem Gaming-Gerät. (Source: Netzmedien)

Fazit 

Mit dem ROG Ally hat Asus einen beachtenswerten Neuling im Handheld-Markt vorgestellt. Mit einem geringen Gewicht, einem hervorragenden Display und einer - für die meisten Personen - angenehmen Haptik kann das Gerät definitiv mit der Konkurrenz mithalten. Da es sich um einen Windows-PC handelt, sammelt das Gerät Bonus-Punkte bei der Spieleauswahl, da sämtliche Gaming-Plattformen wie Steam und Co. zur Verfügung stehen. Demgegenüber stehen jedoch kleinere Probleme bei der Steuerung sowie nur ruckelnde Spielfreude bei den neuesten respektive bei besonders grafikintensiven Games.

Das Asus ROG Ally wurde der Redaktion vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

Das könnte Sie ebenfalls interessieren: Sony hat an der Gamescom ebenfalls etwas Neues für den Handheld-Markt angekündigt. Der japanische Hersteller präsentierte seine Handheld-Konsole namens Portal. Mit dieser lassen sich Games von einer PS5 auf das Handheld streamen. Hier können Sie mehr dazu lesen.

Webcode
ihHWRiUy