Mystery-Shopping: "Es kommt nur auf die Grösse an"

Astrid T. hat Gefallen an Fussball gefunden. Gemeinsam mit ihren Kindern freut sie sich schon sehr darauf, die EM-Spiele der Schweizer "Nati" live am TV zu sehen. Swisscom TV zeigt die Spiele aus Frankreich ab den Viertelfinals sogar in 4k-Qualität. Dafür braucht sie einen entsprechenden Fernseher. Ein möglichst grosses UHD-Premium-Modell, das für 4k gerüstet ist. Oder braucht es dafür gar kein UHD Premium? Der Handel sollte das für sie passende Modell finden. Dafür besuchte die Mystery-Shopperin in Begleitung von "CEtoday" Interdiscount, Melectronics, Electronicpartner, Euronics und Media Markt.

Interdiscount

Die Interdiscount-Filiale war gut besucht. Es waren rund ein Dutzend Kunden anwesend, Verkäufer dafür keine. Astrid wartete, informierte sich dann aber auf eigene Faust über die rund 15 ausgestellten Fernseher. Der grösste war ein 65-Zoll-Modell von Samsung für 1900 Franken. Nach wenigen Minuten tauchten wie aus dem Nichts, als einige Kunden den Laden bereits wieder verlassen hatten, zwei Verkäufer auf. Astrid ging auf einen zu und fragte, ob der Samsung-Fernseher der grösste sei. "Ja, unter den ausgestellten. Hinten haben wir mehr", antwortete er. Als Astrid fragte, ob es denn ein UHD-Premium-Modell sei, sagte er: "UHD ist nicht 4K. Die Marke UHD ist von Samsung geschützt. (Letztere Aussage ist falsch. UHD ist die offizielle Bezeichnung für eine TV-Auflösung von 3840 × 2160 Pixel bzw. UHD-2 mit 7680 × 4320 Pixel , Anm. d. Red.) Aber das versteht ja sowieso niemand. 4K bietet 4000 Bildpunkte in der Breite. (Genau sind es 4096 Pixel, aber 4K bezeichnet eigentlich die Auflösung 4K2K, ein Format, das aus dem Kino stammt , Anm. der Red.) UHD nur das Doppelte von HD, also 3840." Ein Unterschied sei mit blossem Auge aber praktisch nicht zu erkennen. Das UHD-Modell von Samsung würde ihm persönlich vollkommen ausreichen. Die Steigerung sei OLED, das biete Samsung aber nicht. Das sei dann so gut "wie das Display eines anständigen Handys". Sie hätten ein OLED-Modell von LG im Schaufenster, zum Aktionspreis von 2500 statt 3500 Franken, Astrid solle es sich doch ansehen. Das tat Astrid. Doch durch das Schaufenster liess sich die Bildqualität des OLED-TVs kaum beurteilen.

Melectronics

Astrid ging weiter zu Melectronics. Sie fragte eine Verkäuferin am Kassentresen nach UHD-Premium-TVs. "Da müssen Sie kurz auf den Kollegen warten", antwortete sie und liess Astrid etwas mehr als sieben Minuten allein. Als schliesslich der Kollege erschien, ging er gleich wieder. Für UHD Premium müsse er einen weiteren Kollegen fragen. Kurz darauf kam er zurück und meinte, über UHD Premium wisse er nicht Bescheid. Aber Samsungs SUHD-Modelle seien das "Allerneueste". "Wir stellen gerade um, deshalb sind die neuen Modelle nicht eingeschaltet. Kommen Sie doch nächste Woche wieder, dann bieten wir Einführungsaktionen."

Electronicpartner

Astrid bedankte sich für die kurze Beratung. Sie versuchte es im Fachhandel. Eine Verkäuferin kam sogleich auf sie zu und verwies sie ebenfalls an eine Kollegin. Warten musste Astrid diesmal nicht lange, Fernseher sah sie aber nur einen. Die zweite Verkäuferin erklärte: "Wir haben nur ein Gerät ausgestellt, weil es ja meist nur auf die Grösse ankommt." Astrid erklärte, dass der TV richtig gross sein sollte – und UHD Premium. "Mit 4k ist das so eine Sache", sagte die Verkäuferin, "es gibt noch fast keine Inhalte." Wichtig seien 3800 Pixel. Sie pries Astrid ein 55-Zoll-4k-Modell von Sonys aktueller XD85-Serie an, das als EM-Angebot für rund 2000 Franken inklusive Fünfjahresgarantie erhältlich sei. Viele grössere Modelle könnten sie aber erst in sechs bis acht Wochen liefern und sie merkte an: "Die Fernseher werden zwar immer grösser, aber bei 65-Zoll-Modellen gibt es gar nicht so viel Auswahl. 55 Zoll ist schon eine obere Grenze." Sie fand schliesslich von Panasonic ein 65-Zoll-Modell für rund 3400 Franken, das wie Sonys 55-Zoll-Gerät alle Möglichkeiten für 4k biete und innerhalb kurzer Frist lieferbar sei.

Euronics

Astrid will ihren neuen Fernseher nicht online kaufen. Deshalb ging sie nach rund zehn Minuten Beratung weiter zu Euronics. Ein Verkäufer kam gleich auf sie zu und bot ihr Hilfe an. Nach Premium UHD gefragt, verwies er auf das Modell XD93 von Sony. Ausgestellt war nur die 55-Zoll-Version für rund 2500 Franken. 55 Zoll sei die Norm, kleinere Fernseher würden fast nur ältere Leute kaufen. Damit Astrid einen Eindruck erhielt, wie gross 65 Zoll sind, zeigte er ihr einen Samsung-TV des letzten Jahres in dieser Grösse. Er schwärmte aber von Sonys XD93: "Das ist einer der bestverarbeiteten UHD-TVs. Ich habe ihn selbst aufgehängt, da fiel mir die schöne Haptik auf. Auserdem hat Sony mit UHD angefangen und macht es immer noch besser als alle anderen." Er forderte Astrid auf, sich die Rückseite des Fernsehers anzusehen und machte Bildvergleiche mit anderen Fernsehern. Anschliessend zeigte er eine 4k-Demo, schwärmte von HDR und dem erweiterten Farbspektrum dank UHD. Mit einer Soundbar etwa von Bose mache sich auch der dank UHD bessere Ton bemerkbar. Ein 4k-fähiges Kabel brauche es auch noch, dann sei Astrid für UHD Premium gerüstet. Der Standard, auf den sich die Hersteller nach langem Streit geeinigt hätten. Der Verkäufer wies ausserdem auf verschiedene TV-Wandhalterungen hin und zeigte ihr Kabelschienen, um den Kabelsalat zu verstecken.

Media Markt

Astrid war begeistert vom Fachwissen und der ausführlichen rund fünfzehnminütigen Beratung. Sie versuchte es zu guter Letzt bei Media Markt. In der TV-Abteilung fand sie unzählige Fernseher, aber erst nach fast zehn Minuten einen freien Verkäufer, der ihr Hilfe anbot. Wie dem Euronics-Verkäufer war auch ihm UHD Premium bekannt. Auch er verwies auf das Modell XD93 von Sony in der 55-Zoll-Variante. Und auch er schwärmte von HDR: "Damit ist der Unterschied zwischen LCD und OLED nicht mehr so gross. Es gibt nun viel mehr Möglichkeiten für zusätzlichen Kontrast." Als sich Astrid nach der 65-Zoll-Variante erkundigte, wollte er von ihr wissen, wie gross der Abstand vom Sofa zum Fernseher bei ihr zuhause sei. Genau so weit sollte sie vom ausgestellten Fernseher im Media Markt entfernt stehen. Als er den Abstand auf drei Meter einschätzte, sagte er: "Für drei bis vier Meter nimmt man eigentlich einen 55-Zoll-TV." Ausser Sony seien auch Samsungs SUHD-TVs empfehlenswert. Da müsse sie sich keine Sorgen über die Zukunft machen. Sony habe erst kürzlich ein Update bereitgestellt. Das Modell XD93 des Herstellers gab es bei Media Markt für rund 2000 Franken. 500 Franken günstiger als bei Euronics. Astrid erkundigte sich, ob der Fernseher zum Aktionspreis erhältlich sei. Der Verkäufer antwortete: "Der Fernseher ist gerade günstiger geworden. Aber Media Markt hat keine Streichpreise mehr. Die Preise sind sehr konkurrenzabhängig."

Fazit

Astrid bedankte sich beim Media-Markt-Verkäufer für die rund fünfminütige Beratung und beendete ihre Mystery-Shopping-Tour. Ihr Fazit fiel eindeutig aus: Der Euronics-Verkäufer überzeugte sie am meisten. Er und der Media-Markt-Verkäufer schienen UHD Premium zu kennen. Aus­serdem machte er als einziger Vergleiche mit anderen Fernsehern. Das gehört für Astrid zur TV-Beratung dazu. Wozu sind sonst mehrere Fernseher im Laden ausgestellt?  Der Euronics-Verkäufer liess Astrid aber auch seine Begeisterung spüren und nahm sich viel Zeit für eine umfassende Beratung. Fraglich aber, ob Astrid für die tolle Beratung 500 Franken mehr als bei Media Markt bezahlen würde. Die anderen Verkäufer müssen sich des Themas UHD Premium erst noch annehmen.

UHD-Premium

Die UHD Alliance hat den finalen Standard für Ultra-HD definiert. Fernseher mit dem Logo "Ultra HD Premium" ­erfüllen die Mindestanforderungen der Qualitätsstandards: 3840 x 2160 Pixel, ein erweiterter Farb­raum und hohe Kontraste (Rec 2020 und 10 Bit) und High Dynamic Range mit 1000 Candela pro Quadratmeter.