Marktreport

Warten aufs Ende

Uhr | Aktualisiert
von Fabian Pöschl

Die ISDN-Abschaltung dürfte dem Telekommunikationsmarkt zu neuem Aufschwung verhelfen. Noch stagniert die Branche. Deshalb heisst es: alle gegen Swisscom.

(Quelle: Flickr @Jim_K-Town )
(Quelle: Flickr @Jim_K-Town )

Dem Schweizer Telkomarkt stehen grosse Veränderungen bevor. Die Branche plant die durchgängige Einführung von All-IP: die Vereinheitlichung aller Kommunikationstechnologien zur Übertragung über das Internetprotokoll (IP). Das ISDN-Zeitalter ist nächstes Jahr vorbei, wenn Swisscom ihr ISDN-Netz abschaltet. Viele tausend Nutzer müssen auf IP-Telefonie umsatteln. Gute Aussichten also für die Branche. Für VoIP-Anbieter ist derzeit "so richtig Weihnachten", wie Peoplefone-CEO Christophe Beaud sagt. Auch ohne die ISDN-Abschaltung gibt es einiges zu reden im Telkomarkt Schweiz. Da ist aktuell Sunrise, das nach der geplatzten Fusion mit Salt, das vormals Orange hiess, einen neuen Grossaktionär hat. Der deutsche Telko Freenet kaufte Mitte März knapp ein Viertel der Sunrise-Aktien von CVC Capital Partner für rund 782 Millionen Franken. Damit verabschiedet sich CVC nach knapp sechs Jahren mit einem Verlustgeschäft wieder von Sunrise. Im Mai folgt ein Chefwechsel. Bei Salt gab es ebenfalls Veränderungen in der Teppichetage. Schon im vergangenen Herbst gab der Verband der Kabelnetzbetreiber Swisscable eine Neuausrichtung bekannt. Er nennt sich neu "Swissdigital" und will sich öffnen. Man biete eine Heimat für alle, die nicht Swisscom hiessen, zitiert die NZZ Swisscable- Geschäftsführer Simon Osterwalder. Auch Sunrise und Salt würden im Verband begrüsst werden.

Smartphone statt Festnetz

Dieses Jahr stagnierte der gesamte Schweizer Telekommunikationsmarkt noch. Laut Berechnungen des European Information Technology Observatory (EITO) und des Swicobeliefen sich die Ausgaben auf einen Umsatz von 12,1 Milliarden Franken. Das klassische Telekomgeschäft gab dabei um 1,4 Prozent auf 9,3 Milliarden Franken nach. Der Umsatz mit Mobiltelefonen hingegen nahm weiter zu, um 6,6 Prozent auf 2,2 Milliarden Franken, davon 99 Prozent generiert durch Smartphones. Dieses Jahr sollen die Umsätze sinken. Trotzdem bleibt das Telefonieren übers Festnetz in Schweizer Haushalten beliebt. Wie "20 Minuten" Ende des vergangenen Jahres unter Bezug auf eine repräsentative Umfrage von Comparis berichtete, nutzt ein Drittel aller Befragten das Fixnet fünf- bis siebenmal pro Woche. Von den 500 Befragten waren aber vor allem ältere Menschen vom Festnetz angetan. Bei den über 60-Jährigen benutzen 60 Prozent fast täglich das Festnetztelefon, bei den 40- bis 49-Jährigen sind es noch 42 Prozent. Bei den 14- bis 29-Jährigen ist es nur noch jeder Fünfte. Zwar sind die Festnetzanschlüsse seit Jahren rückläufig, aber immerhin besitzen fünf von sechs Befragten einen Festnetzanschluss.

Wir sind Weltmeister im Bezahlen

Schweizer sind alles andere als knausrig, wenn es ums Telefonieren geht. Laut EITO gibt die Schweiz im weltweiten Vergleich pro Kopf am meisten Geld für Informationstechnologie und Telekommunikation aus. Pro Kopf sind es fast 3000 Euro im Jahr. Das sind 2 Prozent mehr als 2014. Diese ausserordentlich hohe Zahlungsbereitschaft trägt wohl auch dazu bei, dass die grossen Telkos kräftig in den Netzausbau investieren könen. Allein Swisscom investierte laut eigenen Angaben im vergangenen Jahr rund 1,7 Milliarden Franken. Wie EITO-Chef Axel Pols sagt, sind die Pro-Kopf-Ausgaben für IT-Produkte und Telekommunikation ein wichtiger Indikator für die Digitalisierung einer Volkswirtschaft und für die digitale Ausstattung von Privathaushalten. Pols bemerkt: "Die Zahlen belegen, mit welchem Nachdruck Politik und Wirtschaft in der Schweiz die Digitalisierung vorantreiben. Uhren und Schokolade sind das Schweizer Klischee, Spitzenplätze in den internationalen Digital-Rankings sind die Realität."

Webcode
7457