Besuch im Handel

Mystery-Shopping: "Das kann ganz schön teuer werden"

Uhr | Aktualisiert
von Fabian Pöschl

Die professionelle Mystery-Shopperin Astrid T. sucht einen MP3-Player, der hochauflösende Audioformate abspielt. Worauf es dabei ankommt, sollte ihr der Handel erklären. Doch Fachwissen über ein solches Nischenprodukt ist nicht weit verbreitet.

(Quelle: Emiliano Horcada / Flickr (CC BY 2.0))
(Quelle: Emiliano Horcada / Flickr (CC BY 2.0))

Astrid T. ist auf den Geschmack hochaufgelöster Musik gekommen. Seit ihr ein Arbeitskollege einen Player zeigte, der Musik in Reinform abspielt, so wie es der Künstler im Studio aufnahm, will sie auch so ein Gerät. Sie war begeistert von der klaren Musik und wollte ihren Ohren keine komprimierte Musik mehr antun. Ein solcher Player sollte her. Was der wohl kostet? Astrid war zwar angetan, aber völlig ahnungslos in Sachen Hi-Res-Audio. Auch der Kollege konnte nicht weiterhelfen, weil er mittlerweile nicht mehr bei ihr im Büro arbeitet.

Hilfe war gefragt. Die suchte sie im Handel. In Begleitung von "CEtoday" ging Astrid auf Mystery-Shopping- Tour auf der Suche nach dem passenden Player. Die Tour führte sie zu Fust, Melectronics, Media Markt, Interdiscount und in zwei Audio-Fachgeschäfte.

Fust

Die erste Station war eine grössere, gut besuchte Fust-Filiale. Audio-Abspielgeräte fand Astrid im grossen Sortiment keine, weshalb sie Hilfe beim Verkäufer am Kassentresen suchte. Der konnte ihr aber auch nicht weiterhelfen. Auf ihre Frage nach Hi-Res-fähigen Playern sagte er: "Nein, da habe ich nichts. Wir haben nur, was hier in der Vitrine steht." Er wies zum Glaskasten gegenüber, der mit etwa sechs MP3- Playern bestückt war. Das teuerste Modell war ein iPod für gut 250 Franken. Nicht das, was Astrid suchte, oder doch?

Melectronics

Auch bei Melectronics fand sich Astrid nicht selbst zurecht. Sie ging erneut zum Verkäufer am Kassentresen und schilderte ihm ihr Begehren. Der junge Verkäufer antwortete ihr: "Ich glaube, da haben wir etwas: Der iPod unterstützt WAV." Das hatte der Fust-Verkäufer nicht erwähnt. Der Melectronics- Verkäufer verabschiedete sich mit einem Ratschlag: "Ich würde es im Media Markt versuchen. Die haben eine massiv grössere Auswahl als wir. Es lohnt sich, die Geräte zu vergleichen. Man muss ja nicht immer 300 Franken bezahlen, nur damit man ein Apple-Gerät hat."

Media Markt

So ging Astrid schnurstracks zu Media Markt und sprach eine Verkäuferin an, die in der Nähe der MP3-Player stand. Die sagte ihr: "Schon die meisten Handys können WAV und das neueste mir bekannte hochauflösende Format MP4 abspielen." Sie entnahm einem Schrank unter der Produktvitrine mit MP3-Playern eine Geräteverpackung, kniete sich auf den Boden und zählte die möglichen Formate auf. Astrid kniete sich neben die Verkäuferin und zeigte sich erstaunt, dass die meisten Geräte unter 100 Franken kosteten. Doch dann sprang ihr eine Verpackung ins Auge, die sich im Schrank befand und auf der ein 400-Franken-Preisschild prangte. "Was kann dieses Gerät denn besser, dass es so viel teurer ist?", fragte sie. "Das kenne ich noch nicht. Ich muss im System nachschauen", sagte die verdutzte Verkäuferin und ging mit Astrid zu einem Stehpult mit PC. Gemeinsam arbeiteten sich die beiden fast 10 Minuten durch den Media-Markt-Onlineshop, verglichen Speichergrössen und Abspielformate. Einmal erschrak die Verkäuferin, als sie ein Gerät für fast 3000 Franken sah. "Das kann ganz schön teuer werden", sagte sie. Dann erklärte sie Astrid, wie man die Verfügbarkeit eines Produkts prüft und empfahl ihr, zuhause noch etwas online weiterzustöbern. Astrid bedankte sich für die lange Beratung, wusste aber noch nicht viel mehr als zuvor.

Interdiscount

Astrid versuchte es weiter bei Interdiscount, wo ein Verkäufer sogleich auf sie zukam. Astrid erklärte ihm ihr Anliegen, worauf er meinte: "Wir haben nur die normalen Player. Aber Voice Recorder haben auch eine hohe Bitrate. Zoom ist gut, fragen Sie doch mal in einer grösseren Interdiscount-Filiale danach." Das machte Astrid aber nicht, ein Aufnahmegerät schien ihr die falsche Wahl. Sie versuchte es nun bei Fachhändlern. Ob die mehr über die Geräte Bescheid wissen und ein günstigeres Player-Sortiment bieten?

1. Audio-Fachgeschäft

Im Audio-Fachgeschäft war Astrid die einzige Kundin, dafür begrüssten sie unzählige Lautsprecher in allen nur denkbaren Varianten. Ein Verkäufer kam auf sie zu und führte sie auf ihre Anfrage zu einem Player von Astell & Kern. "Das ist einer der grössten und besten Hersteller dieser Geräte", meinte er. Sie könne das Gerät als hochwertigen Kopfhörerverstärker nutzen oder als DAWandler für die bestehende Audioanlage. Er gab einen internen Speicher von 64 GB an und zeigte den SD-Kartenslot für nochmals 64 GB Speicher. Mittlerweile gebe es auch Geräte mit mehr Speicher. "Das ist dann schnell ein teurer Spass. Aber wir liquidieren das aus unserem Sortiment, weil es nicht unsere Kernkompetenz ist. Deshalb kann ich ihnen ein Spezialangebot machen." Er verschwand in einem anliegenden Lagerraum und kam kurz darauf mit einer Preisangabe zurück: 1250 statt 1750 Franken. Astrid zögerte, war das ein gutes Angebot? "Wenn man es nicht kennt, ist das natürlich ein schwieriger Entscheid. Aber forschen Sie doch etwas auf Google." Ausserdem nannte er Astrid zwei Fachhändler, die sich auf mobiles Audio spezialisiert hätten.

2. Audio-Fachgeschäft

Einen der beiden empfohlenen Audio-Fachhändler besuchte Astrid. Die richtige Wahl. Zwei Kunden unterhielten sich im kleinen Ladengeschäft über einen Kopfhörer gleich vor mehreren ausgestellten mobilen Geräten, die Hochauflösendes abspielen. Eine Verkäuferin kam dazu und fragte, ob sie Astrid helfen könne. Nun wollte Astrid Klarheit. "Kann ich auch mit einem iPod hochaufgelöste Audiodateien abspielen?", fragte sie. "Ja, Apple hat ein eigenes solches Format", antwortete die Verkäuferin, und ergänzte: "Dieses Format und noch viel mehr andere können Sie mit diesen Geräten hier auch abspielen. Deshalb würde ich eher so etwas nehmen. Die sind vom Verstärker und Wandler sicher besser als die aktuellen iPods." Sie verwies auf vier Modelle von Fiio ab 130 bis 750 Franken. Das Topmodell X7 nutze zudem Android als Betriebssystem. So könne sie auch streamen und Apps herunterladen. Dafür biete ein weiteres Modell zwei Mal 200 GB Speicher. Zu welchem sie raten würde, wollte Astrid wissen, worauf die Verkäuferin antwortete: "Klanglich gibt es vom Modell X1 zum X7 natürlich Unterschiede, zum X3 ist es aber relativ ähnlich. Dazu kommt die Frage des Speicherplatzes. Das ist eines der wichtigsten Kriterien." Abschliessend riet sie Astrid, die Bedienung der Geräte auszutesten und wandte sich den zwei weiteren Kunden zu. Manche Modelle waren eingeschaltet. So versuchte Astrid das Android-Modell X7 und das Modell X3 aus, Musikdateien waren aber auf beiden Geräten keine gespeichert. Deshalb konnte sie nur die Bedienung testen, mit der sie bei beiden Modellen schnell zurechtkam.

Fazit

Etwas später hatte Astrid genug ausprobiert, verabschiedete sich von Verkäuferin und Kunden und verliess das Ladengeschäft. Die Mystery-Shopping-Tour beendete sie wieder einmal mit gemischten Gefühlen. Am meisten störte sie, dass ihr kein Verkäufer eine Hörprobe anbot. Wie sollen so Emotionen geweckt werden? Das Wissen über mobile Hi-Res-Player ist nicht weit verbreitet, wie sich zeigte. Unfassbar, dass ein Verkäufer ein Diktiergerät als Ersatz anbot. Immerhin fand Astrid im Fachhandel Experten zum Thema High-Res. Doch dass der erste Fachhändler keine solchen Geräte mehr verkaufen will, scheint ein deutliches Zeichen, dass solche Player ein absolutes Nischengeschäft sind. Das könnte sich aber ändern, zumal die Geräte immer mehr Speicher für die hochaufgelösten Formate bieten. Eines der wichtigsten Kriterien bei solchen Playern, wie die Fachhändlerin treffend bemerkte.

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