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LEDs revolutionieren Lampenmarkt

Uhr | Aktualisiert
von Martin Kölling

Japan ist der führende Markt für LED-Lampen. Nun bringen die Konzerne ihre Innovationen nach Europa - und eröffnen damit dem Einzelhandel neue Möglichkeiten.

Eine LED-Lampe von Panasonic
Eine LED-Lampe von Panasonic

Kuniaki Matsukage hält ein Kleinod in den Händen, mit dem der japanische Weltkonzern Panasonic den Markt für LED-Lampen in Europa knacken will. Mit ihrer durchsichtigen Glasbirne sieht sie aus wie eine traditionelle Glühlampe. Doch statt eines Glühfadens strahlt eine Leuchtdiode im Zentrum. "Dies ist ein sehr strategisches Modell", sagt Matsukage, Executive Officer bei der Panasonic Corporation in Tokio.

Denn mit dieser Lampe will Panasonic, immerhin Japans grösster Lampenhersteller, nichts weniger als Europas Lampen-Riesen Osram und Philips bei den Lampen der neuen Generation angreifen. Denn hier kann Panasonic etwas bieten, das die Konkurrenz noch nicht hat: eine LED-"Glühbirne", welche die in Europa so beliebten klaren und mittlerweile weitgehend verbotenen Glühlampen in Form und Funktion eins-zu-eins ersetzen könnte.

Bei Designern kommt die Idee an. Auf dem bekannten Mailänder Salon gewann die neue Lampe bereits einen "Grand Prix". Nun arbeitet Panasonic mit Hochdruck daran, nach dem derzeitigen Modell, das gleich stark wie eine konventionelle 40-Watt-Lampe leuchtet, auch ein 60-Watt-Äquivalent zu entwickeln. Damit würde sich das Absatzpotenzial sprunghaft erhöhen. Aber: Panasonic ist nicht allein mit europäischen Träumen. Seine japanischen Rivalen Toshiba und Sharp basteln ebenfalls an Europa-Strategien.

Neue Sortimente

Für Europas technischen Einzelhandel tun sich mit dem Markteintritt der Japaner interessante neue Möglichkeiten auf. Schon in Japan hat die LED-Lampe Beleuchtungsmittel aus der Heimwerkerecke in die vordersten Regale auch von IT- und CE-Fachhändlern gebracht. Denn endlich gibt es mal wieder beratungsintensive Innovation zu verkaufen. Und besonders viel zu beraten gibt es bei LEDs aus Japan, dem Land mit dem grössten LED-Portfolio in der Welt.

Der japanische ist dem europäischen Markt in Grösse und Vielfalt um zwei bis drei Jahre enteilt, sind sich Experten sicher. Nach Angaben des Marktforschers "Strategies Unlimited" wurden 2011 rund zwei Drittel aller LED-Lampen in Japan abgesetzt und haben dort andere Energiesparlampen abgelöst. Die Gründe dafür sind schnell erklärt: Nicht nur ersetzen sie fast alle traditionellen Lampentypen eins-zu-eins – von kleinen Knopflampen bis zu 100-Watt-Birnen, von Strahlern bis hin zu Neonröhren in Supermärkten. Darüber hinaus führt der harte Wettbewerb zwischen Japans Grosskonzernen zu Innovationen, die es anderswo so nicht gibt und mit denen der Handel seine Kunden überraschen kann.

Ein Hit in Japan sind etwa Lampen, bei denen nicht nur die Helligkeit, sondern auch die Lichtfarbe per Fernbedienung verstellt werden kann. Morgens zum Aufwachen oder abends zum Lernen können Kunden die Lampe grellweiss strahlen lassen. Zum Abendessen schaltet man dann auf gelb-rötliches Licht, um den Tag gemütlich ausklingen zu lassen.

Etwas verrückter ist Sharps neue Ufo-förmige Deckenleuchte die einen Raum auch kirschblüten-rosa tünchen kann. Wer die Welt vor dem Einschlafen rosarot sieht, könne besser ein- und durchschlafen als nach der Bestrahlung mit herkömmlichen Lampen, lässt der Konzern-Wissenschaftler ausrichten.

Später Schritt nach Europa

Dass die Japaner erst jetzt nach Europa kommen, hat zwei Gründe. Zum einen war die Nachfrage daheim so gross, dass die Fabriken die Nachfrage kaum bedienen konnten, sagt Kuniaki Matsukage von Panasonic. Zum anderen sind die Märkte und Vertriebsstrukturen sehr unterschiedlich. In Japan treten die Lampen- auch als Leuchtenhersteller auf. In Europa ist der Markt für Leuchten hingegen stark fragmentiert. Und weder Panasonic noch andere japanische Hersteller verfügten bislang über ein dichtes Vertriebsnetz.

Um den Markt besser bearbeiten zu können, hat Panasonic daher den deutschen Hersteller Vossloh-Schwabe gekauft. Darüber hinaus will das Unternehmen seine eigenen CE- und IT-Verkaufskanäle bemühen. Dabei hofft Panasonic, neben dem reinen Lampengeschäft auch Lichtmanagement in grösserem Massstab anbieten zu können. "Wir haben nicht die Absicht, LED nur für die Beleuchtung auf den Markt zu bringen", sagt Matsukage. "Wir wollen mehr bieten." Es gäbe noch viele Möglichkeiten, neue Formen und Konzepte zu entwickeln, sagt er. Partner seien willkommen.

Über den Autor

Martin Kölling berichtet seit 2000 als Technik- und Wirtschaftsjournalist aus Tokio über Technologie- und Markttrends in Ostasien. Er schreibt als Japan- und Korea-Korrespondent für die deutsche Finanzzeitung Handelsblatt, die deutschsprachige Ausgabe der Technology Review, die Basler Zeitung und die Luzerner Nachrichten. Früher erschienen Artikel von ihm im mittlerweile eingestellten Facts, dem Tages-Anzeiger und der NZZ.

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