Swiss Lighting Forum 2024

Wie man mit intelligenter Lichtsteuerung Strom und Geld spart

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von Dejan Wäckerlin und lha

Electrosuisse hat am 31. Januar zum Swiss Lighting Forum 2024 geladen. Die Bandbreite der präsentierten und diskutierten Themen reichte vom Fachkräftemangel in der Schweizer Wirtschaft über den störenden Einfluss von künstlicher Beleuchtung auf die Umwelt bis hin zur richtigen Beleuchtungsausschreibung.

(Source: Netzmedien)
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Electrosuisse hat dieses Jahr im Rahmen des Swiss Lighting Forums nach Zürich eingeladen. An der diesjährigen Veranstaltung im Technopark nahmen zehn Referierende und fast 200 Gäste teil, die mehr über Neuheiten im Bereich der Licht- und LED-Technologien erfahren wollten.

Den Auftakt zur ganztägigen Veranstaltung machte Ilka Mellert, Moderatorin und eigenständige Texterin. Mit einem kurzen Rückblick auf die Roadshow 2023, die das Swiss Lighting Forum durch fünf Deutschschweizer Städte führte, eröffnete sie die Veranstaltung und lud kurz darauf Björn Schrader, Professor an der Hochschule Luzern, und SLG-Geschäftsführer Philippe Kleiber auf die Bühne.

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Ilka Mellert, Moderatorin und eigenständige Texterin, begrüsste das Publikum. (Source: Netzmedien)

"Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema in der Lichtbranche", sagte Schrader. Man wolle dank intelligenter Steuerung so viel Elektrizität wie möglich sparen. Dazu brauche es Lichtplaner und -planerinnen. Kleiber fügte hinzu, dass vielen nicht bewusst sei, was Lichtplanung eigentlich beinhalte. Zur Problematik tage ausserdem bei, dass "ein Lichtplaner heute eine enorme Bandbreite an Wissen abdecken muss", merkte Schrader an. "Dies bereitet derzeit Probleme, da Bauplaner oftmals gar nicht wissen, was Lichtplaner machen." Was ist also die Aufgabe eines Lichtplaners oder einer Lichtplanerin? Wie der Professor erklärt, soll ein Lichtplaner dafür sorgen, dass so viel Tageslicht wie möglich in Gebäude dringt und mittels intelligenter Sensorik in den Lampen dafür sorgen, dass Überbelichtung und damit Stromverschwendung vorgebeugt wird. Philippe Kleiber ergänzte, dass der Elektrizitätsverbrauch bei der Beleuchtung bereits gesenkt werden konnte. Dennoch müsse die Lichtbranche das Sparen noch viel stärker kommunizieren.

Wo der Fachkräftemangel besonders hart zuschlägt

Das erste Referat des Tages widmete sich dem Thema Fachkräftemangel. Simon Wey, Chefökonom beim Schweizerischen Arbeitgeberverband, sprach über seine eigene Forschung. Er führte in Zusammenarbeit mit der KOF und der BSS eine Studie zur Vakanzdauer, also der Zeit, in der ausgeschriebene Stellen nicht besetzt sind, durch. Dafür untersuchten die Studienherausgeber Stellenausschreibungen und Online-Stellenbörsen in der Schweiz und zielten auf eine möglichst gute Abdeckung aller Branchen ab. Das Resultat? Firmen, insbesondere im Gesundheits-, Bau- und IT-Wesen, hätten grosse Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu rekrutieren. 

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Simon Wey, Chefökonom beim Schweizerischen Arbeitgeberverband. (Source: Netzmedien)

Zusätzlich warnte Wey aber auch vor weiteren Problemen. So werde der demographische Wandel den Fachkräftemangel weiter verstärken, da für "die Alten, die ausscheiden, weniger Junge nachrücken." Um dieses Problem zu lösen, schlug er vor, das inländische Potenzial besser abzuschöpfen, Arbeitsplätze zu automatisieren und mehr Fachkräfte aus dem Ausland, sei das durch Zuwanderung oder Nearshoring, anzuwerben. Letzteres wird sich schwierig gestalten, wie er anführte, da andere Länder ihre Fachkräfte behalten wollen.

Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Slogan

Das zweite Referat drehte sich um ein Konzept, das aktuell in aller Munde ist - Nachhaltigkeit. Ines Göbel, Sustainability Manager bei Zumtobel erklärte, wie Nachhaltigkeit mit dem Klimaschutz Hand in Hand geht. Um die Netto-Null-Ziele bis 2050 zu erreichen, müssen sich Unternehmen laut ihr vermehrt auf die Wiederaufbereitung von Materialien und Produkten setzen. Auch würden rezente politische Ereignisse daran erinnern, dass eine Abhängigkeit von Rohstoff-Zulieferern ökonomisch problematisch sei.

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Ines Göbel, Sustainability Manager bei Zumtobel. (Source: Netzmedien)

Im Zuge dessen startete die EU den European Green Deal. Dazu gehöre auch der Circular Economy Action Plan, der sich auf die Kreislaufwirtschaft fokussiert. Bei Circular Economy gehe es um eine Verbesserung des "Sourcing", des Designs und des Systems. 

So können Unternehmen in ihren Lieferketten nachfragen, wie hoch die Recyclingquote ist, sagte Göbel. Produkte sollen auch zerlegbar und wiederverwendbar sein. Speziell dafür startete das Unternehmen ein Pilotprojekt, das Lampen so zerlegt, dass sich diese wiederverwenden lassen. "Im Normalfall schneidet ein Arbeiter die Kabel durch und lässt die Lampe auf den Boden fallen. Die Lampe landet dann in irgendeinen Container", sagte Göbel. Statt gebrauchte Lampen wegzuwerfen, entschied verbaut Zumtobel sie in anderen Betrieben oder recycelt gewisse Materialien daraus. 

Sicherheit vs. Naturschutz

"Zu viel Licht ist nicht nur schlecht für das Portemonnaie, sondern kann auch die Umwelt stören", begann Roland Bodenmann seine Präsentation. Der gelernte Elektroplaner ist Mitglied des Fachverbandes Schweizer Licht Gesellschaft und setzt sich für umweltschonende Lichtgestaltung ein.

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Roland Bodenmann, Mitglied des Fachverbandes Schweizer Licht Gesellschaft. (Source: Netzmedien)

Kontroversen gäbe es hierbei immer wieder. "Soll man beispielsweise mehr Wert auf Verkehrssicherheit oder Naturschutz legen?", fragte er. Beleuchtungsplaner und -planerinnen hätten aber in der Praxis oftmals kein Wissen vom Störlicht und seien dafür entsprechend nicht sensibilisiert. "Safety- und Security-Belange werden immer priorisiert", fügte er hinzu. "Damit wird der Naturschutz übersteuert."

Ein grosses Handlungsfeld sei die Raumplanung und hier insbesondere das unkontrollierte Wachstum der Beleuchtungsfläche. Das darauf nicht entsprechend reagiert werden könne, mache sich auch im Bildungswesen deutlich. So gäbe es keinen offiziellen Lehrgang, der sich mit dieser Frage beschäftigt. Diese Professionalisierung sei aber genau von Nöten, um den Mehrwert von Beleuchtungsanlagen durch umweltbewusste Lösungsansätze zu verbessern.

Mit guter Beleuchtung gegen Müdigkeit ankämpfen

Nicht nur die Nachhaltigkeit und die Umwelt, sondern auch das Wohl des Menschen stand im Fokus der Veranstaltung. Oliver Stefani, Senior Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule Luzern, erforscht das Thema Schlaf im Kontext des Arbeitsplatzes und hierbei insbesondere die Rolle, die Licht bei der Schläfrigkeit spielt. Das Licht sei der wichtigste Faktor für den Wach-Schlaf-Rhythmus, insbesondere durch seine Wirkung auf die Zirbeldrüse, "eine Art natürliche Uhr", erklärte er auf der Bühne. So unterdrückt Licht die körpereigene Produktion von Melatonin, das für den Schlaf benötigt wird.

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Oliver Stefani, Senior Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Themenfeld Licht der Hochschule Luzern. (Source: Netzmedien)

In einem Experiment testete er, wie viel Licht der Mensch im Laufe eines Tages abbekommt. Die Ergebnisse zeigen: Sobald die Probandin oder der Proband das Büro im Versuch betritt, kriegt sie oder er sehr viel weniger Licht ab. Die Folge davon ist Müdigkeit. Zur Lösung dieses Problems schlug Stefani vor, der Müdigkeit mit adäquater Beleuchtung entgegenzuwirken. In einem Versuchsprojekt bauten die Forschenden dafür die Beleuchtung eines Büros um. Statt einer lichtschwachen Deckenbeleuchtung setzten sie auf eine starke, aber natürliche Innenbeleuchtung. Wie den Folien während der Präsentation zu entnehmen ist, verbesserte sich das Befinden der Angestellten, zumindest statistisch, im Büro damit deutlich. 

Wie man mit intelligenter Lichtsteuerung Strom und Geld spart

Im Anschluss war Franco Bonutto, Inhaber und Geschäftsführer von Soltris, am Zug. Seine Präsentation trug den Titel "Lichtsteuerung und eingesetzte Technologien am Beispiel des Sportzentrums Kerenzerberg". Während die sich die bisherigen Präsentationen um hypothetische Fälle und Szenarien drehten, zeigte Bonutto am Beispiel von "SZK!cockpit", welche wirtschaftlichen Auswirkungen Nachhaltigkeit bei der Beleuchtungstechnik in Wirklichkeit haben kann. Ziel des Projekts war es, die Sportanlage durch intelligente Steuerung und LED-Beleuchtung energieeffizienter zu machen.

In seiner Präsentation erklärte der Geschäftsführer auch die merkwürdige Namensgebung des Projekts. Das Gelände des Sportzentrums erstreckt sich nämlich über 125'000 Quadratmeter und hat 750 Räume. "Um das alles zu überblicken, braucht man ein Cockpit", sagte er.

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Franco A. Bonutto, Inhaber und Geschäftsführer von Soltris. (Source: Netzmedien)

Um die Räume optimal zu beheizen und zu beleuchten, könnten Nutzerinnen und Nutzer der Sportanlage im Hotelreservationssystem Räume reservieren. Damit lasse sich steuern, wann und wo Licht gebraucht werde. Ein bedarfsgerechter Raumtemperaturregler mit Fensterüberwachung sorge zudem dafür, dass unter optimalen Bedingungen geheizt werde. Mit diesen Vorkehrungen liessen sich bis zu 40 Prozent an Energie sparen.

Eine Beschattungszentrale garantiere weiter, dass die Rolladen in Einklang mit dem natürlichen Licht hoch- und runtergefahren werden. "So sorgt man für maximal natürliches Licht im Raum und mit dem haben wir die Möglichkeit, Energie einzusparen", sagte Bonutto daraufhin. Seit 2013, dem Beginn des Umbaus, soll die Energieeffizienz um insgesamt 220 Prozent gestiegen sein. Auf die Frage eines Zuschauers hinweg, wie viel Geld man mit diesem Umbau eigentlich sparen könnte, gab Bonutto zur Antwort: "Der ROI (Return-on- Investment) über 20 Jahre hinweg beträgt 250'000 bis 300'000 Franken über Lichtmanagement in einer einzelnen Sporthalle."

Dos und Don'ts einer Ausschreibung

Wer sich fragte, wie man selbst im Betrieb für mehr Energieeffizienz sorgen kann, hatte bisher keine Antworten erhalten. Doch dann betrat Markus Binda, selbständiger Fachdelegierter, die Bühne. "Welche zwei Fragen müssen vor Beginn einer Beleuchtungsausschreibung gestellt werden?", fragte der Fachdelegierte das Publikum. Die zweite rhetorische Frage folgte kurz darauf: "Wer soll an der Ausschreibung mitwirken?", und diese beantwortete er alsbald mit: "Lichtplaner, Architekten, Elektroplaner, Lieferanten, GU/TUs." Doch bei so vielen verschiedenen Leuten könne das Resultat unmöglich dasselbe sein. Betriebe müssten sich fragen, wer wo was macht und welche Aufgaben übernimmt. Insbesondere betonte er die folgende Frage: "Was möchte der Bauherr?"

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Markus Binda, Fachdelegierter, FVB. (Source: Netzmedien)

Für ein gutes Projekt brauche es eine gute Ausschreibung und bei der Vergabe solcher Projekte sind folgende Kriterien laut ihm in der Lichtbranche entscheidend: Energieeffizienz, Design, Lichttechnik, Nachhaltigkeit und vernünftige Kosten. Bisher waren im öffentlichen Beschaffungswesen nur zwei Kriterien zulässig: Preis und Qualität. Doch glücklicherweise änderte sich das, wie er anfügte.

Wer bei einer Ausschreibung auf Nummer sicher gehen möchte, sollte sich zudem folgende Fragen stellen: "Wie steht der Anbieter bezüglich Qualitätsmanagement, vor allem in Bezug auf Produkte und Prozesse?" und "Haben die Mitarbeitenden die nötigen Kompetenz oder verfügt die Firma über ein Compliance-Reglement?" Auch Dinge wie Aftersales-Service, die Homepage und die Anlieferung sollten in der Ausschreibung definiert sein. Was zuletzt oft vergessen ginge, seien zusätzliche Dienstleistungen, beispielsweise Massnahmen vor Ort, Zertifikatsnachweise, Betriebsinstruktionen oder die Inbetriebnahme. Auch müssten Schnittstellen zwischen den verschiedenen Parteien sauber definiert werden. So könnte bei der Anlieferung und Entgegennahme unmöglich gelten, dass jemand "der 20 Paletten abliefert, die Lieferung nach 10 Minuten bereits überprüft und protokolliert habe".

Zum Abschluss vergab Moderation Ilka Mellert Honig an die Teilnehmenden als Dankeschön für die Präsentationen. Danach wurden die Gäste zum Apéro eingeladen während dem sie die Gelegenheit zum persönlichen Austauschen hatten. 

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