Im Gespräch mit Patrik Egli, Electronic Partner

"Das eine Erfolgsrezept oder die eine Lösung gibt es nicht."

Uhr | Aktualisiert
von Marc Landis

Der Fachhandel sieht sich – nicht nur – im CE-Geschäft multiplen Herausforderungen gegenüber: Preiszerfall, Konkurrenz durch Onlinehandel und das veränderte Kauf- und Informationsverhalten der Konsumenten. Welche Pfeile die CE-Fachhandelskooperation Electronic Partner Schweiz für ein erfolgreiches Schweizer Fachhandelsgeschäft im Köcher hat, erklärt Geschäftsführer Patrick Egli.

Mitte September war CE Expo in St. Gallen, wo Electronic Partner wie gewohnt mit einem grossen Stand vertreten war. Wie sind Sie mit den Messe-Umsätzen zufrieden?

Patrick Egli: Wenn man die Rahmenbedingungen der Messe berücksichtigt, sind wir zufrieden. Eine Bestellmesse, wie die CE Expo widerspiegelt ja immer auch die Stimmung im Handel und diese muss nicht immer identisch sein mit dem Kaufverhalten beziehungsweise der Stimmung der Konsumenten. Zudem gibt es für uns neben dem Thema Umsatz noch einige andere wichtige Themen an einer Messe.

Zum Beispiel?

Ausser den 'klassischen' Messe-Themen, wie etwa die Präsentation von Neuheiten und Angeboten, zeigen wir an jeder Messe auch Produkte im Umfeld von Lösungen sowie Vermarktungskonzepte für einzelne Produktbereiche. Ebenso nutzen wir die Messen, um unseren Mitgliedern neue Themen rund um Marktauftritt, Marketing/Werbung und Dienstleistungen vorzustellen. Dazu gehörte zum Beispiel dieses Jahr die komplett neue Homepage der Marke EP:, die noch im November dieses Jahres online gehen wird. Ebenso eine erste Betaversion unserer neuen App für die Marken EP: und Expert. Last but not least ist eine Messe immer eine hervor­ragende Möglichkeit, den Kontakt und den persönlichen Austausch mit unseren Mitgliedern zu pflegen.

Was sagen Sie zu den kritischen Stimmen nach der CE Expo, dass der Handel sich wenig interessiert gezeigt habe und teilweise gar nicht gekommen sei?

Offizielle Zahlen der Messe zu kommunizieren ist die Aufgabe des Veranstalters der Messe, also der CE-Messen GmbH, deshalb kann ich hierzu keine Auskunft geben. Von unseren Mitgliedern sind etwa aber nicht signifikant weniger an die Messe gekommen. Die Gründe hierfür sind dieses Jahr in erster Linie dem Standort geschuldet. Gemäss den Aussagen vieler Lieferanten haben aber im Vergleich mit dem Vorjahr speziell im Retail deutlich weniger Personen die Messe besucht, was vor allem am Dienstag und am Mittwoch spürbar war. Und wenn Sie mich nun fragen, ob es so eine Messe in der Schweiz überhaupt noch braucht, dann sage ich ganz klar ja – es braucht sowohl für den Handel als auch für die Hersteller eine Branchenmesse. Ausser den Vorteilen für den Handel ist auch für die Hersteller jeweils eine Plattform im Frühling und im Herbst bedeutend kostengünstiger und effizienter, als wenn die einzelnen Hersteller jeweils eine eigene Veranstaltung durchführen.

Wie ist Ihr Geschäft 2013 bis jetzt verlaufen?

Das Jahr 2013 war speziell in der Unterhaltungselektronik bis jetzt ein herausforderndes Jahr. Auch wir wurden in der Unterhaltungselektronik nicht von einem Umsatzrückgang verschont.

Wo stecken die Probleme im Schweizer CE-Markt?

Die Zeiten des grossen Wachstums, getrieben durch den Technologiewechsel in vielen Produktgruppen, sind definitiv vorüber und zwar nicht nur in der Schweiz, sondern praktisch in allen Ländern in Westeuropa. Die rückläufigen Märkte führen zudem auf praktisch allen Handelsstufen zu einen nochmals verschärften Wettbewerb um Marktanteile, wobei ich manchmal den Eindruck nicht loswerde, dass hier nur Umsatz und Marktanteile im Vordergrund stehen – jedes Unternehmen lebt aber schlussendlich von der Rendite und nicht von Marktanteilen. Ebenso beschäftigt uns der tiefgreifende Wandel im Informations- und Kaufverhalten der Endverbraucher, der schon seit längerem nicht nur in unserer Branche, sondern fast im gesamten Einzelhandel stattfindet.

Wie meinen Sie das?

Konsumenten informieren sich heutzutage vor einem Kauf längst nicht mehr nur in einem Geschäft, sondern auch über eine Vielzahl von elektronischen Medien. Der technische Fortschritt hat zudem dazu geführt, dass dies immer und überall möglich ist. Das stellt den gesamten Einzelhandel vor neue Herausforderungen: Der Informations- und Kaufprozess der Konsumenten verläuft längst nicht mehr linear und ist dadurch deutlich kom­plexer geworden.

Wie begegnen Sie diesem veränderten Kauf- und Informationsverhalten der Konsumenten?

Wir stellen unseren Mitgliedern Tools und Medien zur Verfügung, die dem geänderten Informations- und Kaufverhalten der Endverbraucher Rechnung tragen: Im Frühling dieses Jahres haben wir mit dem innovativen Virtual Shelf das erste Guided Selling Tool unserer Branche eingeführt. Noch dieses Jahr wird eine komplett überarbeitete neue Homepage für die Marke EP: online gehen; Expert und ServicePartner folgen nächstes Jahr. Anfang nächstes Jahr werden wir für die Marken EP: und Expert neue und innovative Apps launchen und im Verlauf des Jahres ein Newsletter-Konzept einführen. Hierbei handelt es sich jeweils nicht um einzelne Lösungen, sondern um ein einheitliches und durchgängiges Gesamtkonzept im Umfeld der elektronischen Medien.

Virtual Shelf, Internet? App? Erklären Sie.

Das Virtual Shelf ist ein sehr innovatives Guided Selling Tool, das es dem Händler auf eine für unsere Branche einmalige Art und Weise ermöglicht, Produkte im Laden hochwertig zu präsentieren und zu verkaufen, die er nicht im Geschäft ausgestellt hat. Das Virtual Shelf nimmt nicht mehr als einen Quadratmeter Platz in Anspruch. Auf einem 46-Zoll-Touchscreen können Produkte aus den verschiedensten Warengruppen konsumentenfreundlich nach verschiedenen Kriterien ausgewählt und präsentiert werden. Sehr viele der Produktabbildungen sind als drehbare 3-D-Scans verfügbar, ebenso wird zu jedem Produkt das passende Zubehör angezeigt. Dasselbe gilt für die einzelnen Dienstleistungen, die zum jeweiligen Produkt zur Verfügung stehen. Mit dem Relaunch der Homepage der Marke EP: wird auch wieder ein Produktkatalog/Shop mit integriert sein, der auf derselben Datenbank basiert wie das Virtual Shelf. Dasselbe gilt für die Apps, die wir Anfang nächstes Jahr einführen werden. Der Händler hat zudem die Möglichkeit, die Verkaufspreise und in einem gewissen Umfang das Sortiment für die Homepage, das Virtual Shelf und die App an einem zentralen Ort anzupassen und zu pflegen. Ebenso kann sich der Konsument über die zum jeweiligen Produkt zur Verfügung stehenden Dienstleistungen informieren und diese auch unabhängig von einem Neukauf in Anspruch nehmen, beziehungsweise online einen Auftrag erfassen. Auch hier erfolgt die Pflege durch den Händler im bereits erwähnten zentralen Pflegetool. Die neue App ermöglicht es dem Händler zudem, auch ausserhalb seines Geschäftes, was immer wichtiger wird, Produkte auf eine sehr hochwertige Art und Weise zu präsentieren und zu verkaufen. Mit dem für nächstes Jahr geplanten Newsletter-Konzept wollen wir zudem Endverbraucher gezielt und in einem durchgängigen Prozess mit entsprechenden Werbemassnahmen zu unseren Händlern führen.

Wie reagieren Ihre Mitglieder auf diesen Vorstoss, die elektronische Kommunikation mit den Endkunden via Virtual Shelf, neuem Internetauftritt, App und Co auszubauen? Immerhin spielt dabei das leidenschaftlich gepflegte Feinbild 'Internet' eine tragende Rolle...

Die Reaktionen sind sehr gut. Das Internet wird von vielen stationären Händlern auch nicht mehr als Feindbild wahrgenommen, sondern ist schlicht und ergreifend eine Tatsache. Es bietet dem stationären Handel auch neue Chancen. Konsumenten informieren sich immer mehr über elektronische Medien und zwar nicht nur über Produkte und Preise, sondern auch über Unternehmen und deren Dienstleistungen. Dies trifft übrigens auch immer mehr auf die 'klassische' Zielgruppe des Fachhandels zu. Wer die Präsenz in den elektronischen Medien vernachlässigt oder gar ignoriert, findet irgendwann beim Konsumenten nicht mehr statt. Deshalb ist es wichtig, neben den 'klassischen' Werbe­medien des stationären Handels auch elektronische Medien einzusetzen und daraus möglichst viele Synergien zu schöpfen.

Welche Sortimente braucht es in Zukunft im Fachhandel?

Die Frage nach dem richtigen Sortimentsmix ist eine sehr wichtige Frage und spielt auch für die Rentabilität eines Unternehmens eine zentrale Rolle. Ebenso ist die Vermarktung von Dienst- und Serviceleistungen sehr wichtig und wird zukünftig noch an Bedeutung zunehmen – vom Ertrag aus dem Verkauf von Produkten alleine werden in Zukunft nur sehr wenige Händler leben können. Grosse Chancen bestehen in einem Bereich, mit dem sich der Mitbewerb des Fachhandels sehr schwer tut: Die Vermarktung von gesamten Lösungen anstelle 'nur' einzelner Produkte ist nicht nur wichtig, sondern fördert zudem den Dienst- und Serviceleistungsumsatz und damit die Rentabilität. Für das Thema Sortiment gibt es nicht 'das eine Erfolgsrezept' oder 'die eine Lösung', sondern es müssen immer auch die regionalen Rahmenbedingungen wie Mitbewerbersituation, Kaufkraft und weiteren mitberücksichtigt werden. Des Weiteren gibt es gerade auch ausserhalb der klassischen Unterhaltungselektronik Chancen für zusätzliche Umsätze und Erträge, die heute von einigen Händlern immer noch zu wenig genutzt werden. Der Endverbraucher hat hier keinerlei Berührungsängste, diese bestehen vielmehr im Fachhandel.

Was bedeutet die Partnerschaft mit Mobitel für EP: und was bedeutet sie für Ihre Mitglieder in der Schweiz?

In einer ersten Phase der Zusammenarbeit werden vor allem Synergien im Umfeld von Einkauf, Marketing und Werbung genutzt, um die Position beider Unternehmen, sowie deren Mitglieder und Partner weiter zu stärken. Im Zuge der Konvergenz bei den Consumer Electronics wird der Bereich Mobile zukünftig an Bedeutung zunehmen. Durch die Partnerschaft mit Mobitel haben wir eine optimale Ausgangslage, um hier unsere Leistungen für unsere Mitglieder weiter auszubauen.

Welche Prognosen geben Sie für das Weihnachtsgeschäft 2013 ab?

Wenn die ersten paar Wochen im Oktober ein Indikator dafür sind, wie sich das Geschäft in den kommenden, drei wichtigsten Monaten des Jahres entwickelt, dann bin ich vorsichtig optimistisch. Genau wissen werden wir es dann Anfang Januar 2014.

Welche Prognosen geben Sie für 2014 ab?

Ich glaube nicht, dass der Gesamtmarkt 2014 noch einmal einen Rückgang erleben wird wie im laufenden Jahr, sondern dass er sich irgendwo in der Grössenordnung von 2013 bewegen wird. Zudem haben wir mit den Olympischen Winterspielen und der Fussball-WM wieder zwei Events, die dem Markt positive Impulse bringen werden – nachdem sich die Schweizer Nati jetzt ja definitiv und sogar als Gruppensieger für die Fussball-WM qualifiziert hat, umso mehr!

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