Beat Sidler redet Interfunkern ins Gewissen

Wenn im Oktober in Interlaken vor dem Grand Hotel Victoria Jungfrau die blauen Fahnen mit dem gelben Stern wehen, lädt Euronics-Interfunk zur Herbstversammlung. So trafen sich auch vergangenes Wochenende die Euronics-Interfunk-Mitglieder, um das Gemeinsamkeitsgefühl zu zelebrieren, aber auch um wichtige Informationen aus der Zentrale und vom Hauptsponsor der Veranstaltung zu erhalten. Dieser hiess dieses Jahr LG Electronics.

LG setzt offenbar stark auf die Partnerschaft mit Euronics-Interfunk. Das war auch daran zu erkennen, dass die Koreaner mit einer 11-köpfigen Delegation angereist waren. Vom Vice President TV Marketing Europe über den President Austria Switzerland Slovenia zum Schweizer Country Manager und Director Sales Switzerland Nacho Angel waren alle da.

Schon vor einem Jahr hatte der damals neue Nacho Angel gegenüber CEtoday erklärt, dass er hier sei, um die Basis für eine langfristige Entwicklung zu schaffen. Und auch am Sonntag erklärten die LG-Verantwortlichen, dass man sich kennenlernen und so die Basis für Vertrauen schaffen wolle. LGs TV Marketing Vice President Europe Thomas Lee erklärte in seiner Begrüssungsrede, dass man mit Euronics-Interfunk gemeinsam in die neue TV-Ära starten wolle und er hofft, dass man später an diese Euronics-Interfunk-Herbstversammlung "als der Startschuss für eine glanzvolle Zusammenarbeit zurückdenken wird."

Zumindest über "echte" Fachhandelsprodukte verfügt LG ja mit seinen neuen OLED-TVs und dem neuen UHD-TV-Line-up. Zudem will LG seine OLED-TVs und die neuen UHD-TVs über Euronics-Interfunk-Fachhändler im Schweizer Markt lancieren, bevor andere Kanäle die Geräte bekommen.

Aufrüttelnde Worte des Präsidenten

Und so freute sich auch Euronics-Interfunk-Präsident Beat Sidler über diese fantastischen neuen Produkte und darüber, dass LG mit Euronics-Interfunk 4K-Geräte und OLED zuerst lanciere. Und er rief den Mitgliedern zu: "Warum warten, bis es die anderen schon verkauft haben? Seid mutig!"

Und das waren nicht die einzigen guten Nachrichten, die Sidler zu verkünden hatte. Eine weitere gute Geschäftschance sei etwa auch der Sat-Kartentausch der SRG. In diesem Zusammenhang dürfte der Fachhandel einigen Konsumentinnen und Konsumenten helfen müssen, die noch eine veraltete Viaccess-Karte in ihren Sat-Receivern hätten. Sonst blieben eines Tages die Sender der SRG einfach schwarz.

Eine weitere Chance biete sich dadurch, dass etliche Kabelnetzbetreiber analoge Sender zugunsten des digitalen TV-Empfangs aus dem Angebot kippten. Konsumenten bräuchten Hilfe beim Umstieg auf Digitalempfang. "Aber installiert nicht einfach irgendeine dieser Gratis-Settop-Boxen, sondern erklärt die Vorteile von besser ausgestatteten Geräten. Es ist unsere Aufgabe als Fachhändler, diese Beratungsleistung zu erbringen." 

Zudem stehe gerade zur "Musiksaison Weihnachten" Audio wieder hoch im Kurs. Hi-Fi-Geräte etwa aus dem Sortiment der High End Company böten Preisstabilität und gute Rentabilität.

Und auch das kommende Jahr biete guten Chancen für gute Geschäfte mit Unterhaltungselektronik. So erwartet Sidler zu den Olympischen Winterspielen 2014 in Sochi neue Kaufimpulse. Und wenn die Schweiz an der Fussball-WM 2014 in Brasilien Weltmeister wird, sollten doch alle Fans mindestens in HD sehen, wie die Schweiz gewinnt, meinte er mit einem Augenzwinkern.

"Schlaft nicht, verpasst nicht den richtigen Zeitpunkt für den richtigen Zug, nur dann könnt ihr mitprofitieren, von dem, was der Markt momentan zu bieten hat", rief er den Mitgliedern zu.

Was Sidler aber langweilt ist: "Das gekränkte Klagen über die Entwicklung des UE-Marktes durch die Presse und uns Händler." Das sei kräftezehrend und zermürbend. "Mehr als das Internet, die Rabatte und die böse Konkurrenz schreckt mich die zunehmende Neigung unserer Zunft, sich angstvoll mit sich selbst zu beschäftigen, und darüber hinaus die Auseinandersetzung mit der Welt des Kunden und dem Markt zu vernachlässigen. Diese Tendenz, die Wirklichkeit nur noch als Material für Gemotze zu verstehen, gehört zu der beunruhigendsten Deformationen des Gegenwärtigen und scheint mir schädlicher als jeder Konkurrenzdruck."

Selten hat man einen derart kämpferisch wirkenden Beat Sidler auf einer Euronics-Interfunk-Bühne gesehen. Auch ärgerte sich Sidler offenkundig, dass sich viele Mitglieder nicht zur Herbstversammlung angemeldet hätten. Ja, sie hätten sich nicht einmal abgemeldet. Nur schon für Sidlers Rede hätte es aber gelohnt, an die Euronics-Interfunk-Herbstversammlung zu reisen.

Nach Beat Sidler sprach dann Euronics-Interfunk-Geschäftsführer Norbert Lüthi eher sachlich, kurz und kompakt und präsentierte Facts & Figures aus der Euronics-Interfunk-Zentrale. Viel zum Geschäftsgang erfuhr man allerdings nicht, ausser, dass Euronics-Interfunk beim Absatz von Xklusiv-Geräten von April bis September 2013 in Stückzahlen 1,4 Prozent hinter dem entsprechenden Vorjahreszeitraum liege.

Auch High-End-Company-CEO Jasmin Weilenmann trat auf die Bühne. Sie verkündete, dass das Unternehmen vom Umsatz her minim über dem Vorjahr liege. Zudem stellte sich der 34-jährige Fredy von Allmen als neuer Aussendienst-Mitarbeiter der High End Company bei den Mitgliedern vor.

OLED ist eine Sensation und UHD gehört die Zukunft

Nach einer Rede des seit 1. September amtierenden Managing Director von Euronics International, John Olsen, trat Céline Renaud von JMC Lutherie auf. Sie beschwor die Emotionalität von Musik und demonstrierte anhand des Soundboards, wie man Lautsprecher auch noch verkaufen könnte. Der Andrang der Euronics-Interfunk-Mitglieder um das Soundboard nach Renauds Referat bestätigte den Eindruck, dass die Händler sich von ihrer Emotionalität hatten anstecken lassen.

Der Montagmorgen gehörte dann LG. Durch mehrere Präsentationen führend erklärten die LG-Manager unter anderem, dass das Unternehmen total 213000 Mitarbeitende habe und dass der Geschäftsbereich Electronics 77,2 Millarden US-Dollar zum Gesamtumsatz von 128,7 Milliarden US-Dollar beitrage.

Highlight des Montages war aber das Referat des als Überraschungsgast angekündigten HDTV-Gurus Albrecht Gasteiner. Er servierte den Zuhörern die neuen Technologien OLED und UHD in gewohnt eloquenter und verständlicher Form. Fazit seines Referates: OLED-TVs sind eine Sensation und UHD gehört die Zukunft.

Einmal mehr war die Euronics-Interfunk-Herbstversammlung aus fachlicher Sicht eine gelungene Veranstaltung. Zudem war die Stimmung kollegial und offen. Man tauschte sich untereinander aus und fachsimpelte über Gott und die CE-Welt. Und auch das Essen liess im Grand Hotel Victoria Jungfrau wie gewohnt keine Wünsche offen: Der kulinarische Höhepunkt war das Galadinner am Sonntag-Abend.