Zehntausende Geschädigte

Kapo Bern gelingt Schlag gegen Online-Anlagebetrüger

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von René Jaun und ml

Zusammen mit internationalen Strafverfolgern geht die Kapo Bern gegen eine Gruppe von Anlagebetrügern vor. Die Kriminellen unterhielten Hunderte Websites und mehrere Callcenter in der Ukraine und Georgien. Damit verursachten sie finanzielle Schäden in hundertfacher Millionenhöhe.

(Source: mohamed_hassan / pixabax.com)
(Source: mohamed_hassan / pixabax.com)

Die Kantonspolizei Bern meldet einen Erfolg im Kampf gegen organisierte Cyberkriminalität. Gemeinsam mit Behörden anderer Länder sei es gelungen, eine Tätergruppierung von Online-Anlagebetrügen ("Boiler Room Scam") zu identifizieren, schreibt die Kapo. An der Aktion beteiligt waren die Strafverfolgungsbehörden der Ukraine und Georgien sowie Europol, und Eurojust und das hiesige Bundesamt für Polizei (Fedpol).

Die Täterschaft habe ein "ausgedehntes Konstrukt mit Strohfirmen und dazugehörigen Bank- und Kryptowährungskonten" betrieben, heist es weiter. Die Kriminellen unterhielten weit über hundert Websites mit betrügerischen Investitionsangeboten sowie mehrere Callcenter in der Ukraine und in Georgien.

Jahrelange Ermittlungen

Die Folge des kriminellen Treibens: finanzielle Schäden in hundertfacher Millionenhöhe mit zehntausenden Geschädigten, wie die Kapo Bern schreibt. Entwarnung gibt die Behörde übrigens nicht. Die Ermittlungen seien nach wie vor im Gange. Es könne aktuell nicht ausgeschlossen werden, dass die Täterschaft nach wie vor grossflächig aktiv sei, schreibt die Polizei.

Die Berner Strafverfolger starteten die Ermittlungen in dieser Angelegenheit bereits 2019, als ein erstes Opfer Anzeige erstattete. Die geschädigte Person hatten den Betrügern nicht nur Geld überwiesen, sondern ihnen auch Fernzugriff auf ihren Computer gewährt. Die Betrüger installierten darauf wiederum eine "Trading Software", welche die einbezahlte Summe sowie angebliche Kursentwicklungen anzeigte.

Die ermittelnden Schweizer Behörden konnten die Standorte der täterseitig genutzten Computersysteme ermitteln und die Computer beschlagnahmen. So gelangten sie an einen Datenschatz von 50 Terabyte, in dem sie wiederum Hinweise auf ein erstes Callcenter in der Ukraine fanden. Im Austausch mit den dortigen Behörden, habe man weitere Callcenter entdeckt, von denen eines jedoch nach Georgien gezügelt sei. "Aufgrund dieses Umstandes und des Ausbruchs des Krieges mussten die Ermittlungen zwischenzeitlich unterbrochen werden", merkt die Polizei an.

Im ersten Halbjahr 2023 kam es dann sowohl in der Ukraine als auch in Georgien zu Hausdurchsuchungen, Anhaltungen, Verhaftungen, Sicherstellungen von weiteren Computersystemen und Aktionen in den identifizierten Callcentern. Ausserdem seien zahlreiche Bankkonten gesperrt worden.

Die Kapo Bern warnt in ihrer Mitteilung vor "zwar seriös wirkenden, dennoch oftmals mutmasslich betrügerischen Online-Finanzinvestitionen jeglicher Art". Besondere Vorsicht sei geboten, wenn Werbung auf Social-Media-Plattformen erscheine und/oder wenn man durch die täter dazu aufgefordert werde, Fernzugrifftools zu installieren.

 

Schweizer Strafverfolger waren übrigens auch beteiligt, als die Darknet-Plattform "Genesis Market" hochgenommen wurde. Mehr zur "Operation Krümelmonster" erfahren Sie hier.

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