Schweiz-Chef Christoph Dubsky

So geht es mit Devolo nach dem Insolvenzverfahren weiter

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von Coen Kaat und ml, cla

Juni 2022 hat Christoph Dubsky die Leitung von Devolo in der Schweiz übernommen - zusätzlich zu seinen Aufgaben als Country Manager Austria. Damals befand sich das Unternehmen noch in einem unterdessen beendeten Insolvenzverfahren. Wie sich dieses auf das Unternehmen ausgewirkt hat und welche Pläne er hierzulande umsetzen will, sagt der neue Schweiz-Chef im Interview.

Devolo-Schweiz-Chef Christoph Dubsky im Interview. (Source: zVg)
Devolo-Schweiz-Chef Christoph Dubsky im Interview. (Source: zVg)

Sie führen nun seit rund einem Jahr die Geschäfte von Devolo in der Schweiz - zusätzlich zu ihren bisherigen Aufgaben als Country Manager Austria. Wie kam es dazu?

Christoph Dubsky: Im Juni des vergangenen Jahres haben wir entschieden, die Zuständigkeitsbereiche im Vertrieb für die Schweiz und Österreich zu bündeln. Wir haben zuvor bereits zahlreiche Projekte länderübergreifend diskutiert, koordiniert und umgesetzt. Ich denke, dass diese internationale Zusammenarbeit innerhalb des Devolo Vertriebs eine unserer grossen Stärken ist.

Was haben Sie in Ihrem Jahr als Country Manager in der Schweiz erreicht?

Devolo ist seit vielen Jahren Powerline-Marktführer in der Schweiz, das wollten wir zunächst konsolidieren. Dieses Ziel haben wir erreicht. Darüber hinaus haben wir unsere neuen WiFi 6 Repeater erfolgreich im Markt positioniert. So bauen wir die Reputation im Consumer-Home-Networking-Markt weiter aus. Darüber hinaus sehen wir neue Wachstumschancen im Bereich der Erneuerbaren Energien. Einerseits wenn es darum geht, private Photovoltaik-Anlagen, Wechselrichter und AC-Wallboxen mit unseren Powerline-Geräten zu vernetzen. Andererseits ist Devolo seit vielen Jahren ein Hidden Champion im E-Mobility Zuliefererbereich für DC-Schnellladesäulen, wo auch Powerline-Technologie zur Datenkommunikation eingesetzt wird.

Was reizte Sie daran, zusätzlich zu Österreich auf die Verantwortung für die Schweizer Länderorganisation von Devolo zu übernehmen?

Lernen heisst auch, Grenzen zu überwinden. Deshalb ist es eine unglaublich reizvolle Aufgabe, gemeinsam mit dem Schweizer Team und unseren Schweizer Partnern zusammenzuarbeiten. Durch diese Zusammenarbeit lassen sich viele Synergien erzielen, indem wir als Vertriebsmannschaft unsere unterschiedlichen Erfahrungen aus der Schweiz und Österreich zusammenbringen. So schaffen wir neue Ideen und Strategien für beide Märkte.

Wie teilen Sie Ihre Zeit zwischen der Schweiz und Österreich auf?

Mir ist es wichtig flexibel zu sein und mich an den Anforderungen der Kunden und Märkte zu orientieren. In der Kennenlern-Phase des Schweizer Marktes war ich sicherlich deutlich häufiger und zeitlich intensiver in der Schweiz unterwegs als in Österreich. Aber das hat sich mittlerweile eingependelt. Und das klappt sehr gut, auch weil wir eine starke Mannschaft im Vertrieb sind. Jeder im Team ist sehr erfahren, um Kunden eigenständig und optimal zu betreuen.

Ihr Vorgänger, Jean-Claude Jolliet, war vor Ihnen fast 5 Jahre Country Manager und war insgesamt fast 10 Jahre für das Schweizer Geschäft von Devolo verantwortlich. Wie wollen Sie dem Unternehmen Ihren Stempel aufdrücken? Wie sieht Ihre Strategie für den Schweizer Markt aus?

Mein Vorgänger hat die Devolo Erfolgsgeschichte in der Schweiz aufgebaut und ein starkes Fundament geschaffen. Devolo ist als Marke bekannt, die absolut kundenorientiert handelt. Das heisst, dass wir auch weiterhin den besten Service und die zuverlässigsten Produkte im Heimnetzwerk-Bereich anbieten. Was uns auszeichnet sind hundertprozentiger Kundenfokus und mehr als 20 Jahre Erfahrung auf diesem Gebiet. Allerdings kennt noch nicht jeder Schweizer und jede Schweizerin Devolo-Produkte und ihre Vorzüge. Hier möchten wir stärker ansetzen und Devolo gegenüber dem Endkunden noch bekannter machen. Gemeinsam mit unseren Distributions- und Handelspartnern haben wir hier bereits beachtliche Erfolge erzielt. Das werden wir fortsetzen und unsere Kooperationen über alle Absatzkanäle weiter intensivieren.

Was waren die Hintergründe dieses Führungswechsels? Inwiefern hatte das damals laufende Insolvenzverfahren etwas damit zu tun?

Mein Vorgänger hat sich beruflich neu orientiert, das hat sich dann mit dem Insolvenzverfahren überschnitten. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, die beiden Teams miteinander zu verknüpfen und gerade während der herausfordernden Phase des Verfahrens einen nahtlosen Übergang in der Führung des Schweizer Teams und der Betreuung unserer Partner in der Schweiz sicher zu stellen.

Bei dem Insolvenzverfahren handelte sich genauer gesagt um ein sogenanntes Schutzschirmverfahren. Können Sie kurz erläutern, worin sich ein Schutzschirmverfahren von einem gewöhnlichen Insolvenzverfahren unterscheidet und weshalb sich Devolo für diesen Weg entschieden hatte?

Das Schutzschirmverfahren ist ein bewährtes Restrukturierungsinstrument des deutschen Sanierungsrechts. Bei einem Schutzschirmverfahren bleibt die unternehmerische Verantwortung in den Händen der Geschäftsführung – Stichwort "Eigenverwaltung". Das ist nur in solchen Fällen möglich, in denen Unternehmen frühzeitig selbst tätig werden und auch das Amtsgericht nach eingehender Prüfung einen positiven Ausgang des Verfahrens für realistisch hält. Bei einem Schutzschirmverfahren wird zusätzlich ein Sachwalter eingesetzt. Dieser überwacht ähnlich wie ein Aufsichtsrat die Neuaufstellung im Interesse der Gläubiger.

Welche besonderen Herausforderungen bringt ein Führungswechsel in so einer Zeit mit sich? Wie wurde diese Entwicklung damals von Kunden und Partnern aufgenommen? Ich kann mir vorstellen, dass dies nicht unbedingt Vertrauen weckt...

Eine Insolvenz ist für alle Beteiligten ein anstrengender Prozess. Vertrauen wieder herzustellen war daher "Key". Die wichtigste Massnahme hierzu war proaktive, regelmässige und transparente Kommunikation. Nur so konnten wir das Vertrauen unserer Handelspartner wieder herstellen. Daher sind wir sehr dankbar für die Unterstützung seitens der Partner, die wir im Lauf des Verfahrens erhalten haben. Die internen Abläufe und Prozesse von Devolo liefen während des gesamten Restrukturierungsprozesses in vollem Umfang weiter. Alle Leistungen wurden unverändert erbracht. Dass das gesamte Verfahren sehr professionell gemanagt wurde, erkennt man auch daran, dass wir im laufenden Verfahren sogar neue Produkte auf den Markt gebracht haben und das Verfahren bereits nach wenigen Monaten abgeschlossen werden konnte.

Devolo hat vergangenen Oktober das Schutzschirmverfahrens beendet. Wie (finanziell) stabil steht das Unternehmen nun wirklich da?

Devolo steht nach der Sanierung und den Investitionen der Familie Harbers wieder auf einem stabilen finanziellen Fundament. Das ist das Ergebnis eines sorgfältig geführten Prozesses – und das nach nur sechs Monaten. Auf diese Leistung kann man meiner Meinung nach stolz sein. Insgesamt ist Devolo jetzt wieder in einer sehr guten Ausgangslage für künftiges Wachstum.

Welche Auswirkungen hatte das Verfahren auf die Schweizer Ländergesellschaft und das hiesige Team?

Zur erfolgreichen Sanierung ist eine Kostenreduzierung erforderlich gewesen. Auch im Personalbereich war dies leider unvermeidbar. Zehn Stellen wurden europaweit gestrichen. Zusätzlich haben sich ehemalige Kolleginnen und Kollegen eigenständig beruflich neu orientiert. Auslaufende Studentenverträge konnten nicht verlängert werden. Man hat diesen Prozess mit sehr viel Augenmass geführt. Das Schweizer Team war von den Kürzungen nicht betroffen. Wir sind sehr zufrieden, dass wir mit dem Devolo-Team das Verfahren so schnell zu einem erfolgreichen Abschluss geführt haben.

Und wie wollen Sie diese Strategie konkret umsetzen?

Mit dem Investment der Familie Harbers und dem Know-How von über 20 Jahren in der Entwicklung und Vermarktung von Netzwerkprodukten hat Devolo eine hervorragende Ausgangsposition – national wie international. Unsere Wachstumspläne werden in den nächsten Jahren Investitionen in Produkte, Technologie und Marke erfordern. Und das gehen wir jetzt Schritt-für-Schritt an.

Was dürften die Schweizer Partner erwarten, nun da Sie das Steuer übernommen haben?

Vertrieb ist "People Business" und das basiert auf Gesprächen, Vertrauen und fairen Partnerschaften. Der offene Austausch und die gemeinsamen Projekte mit unseren langjährigen Partnern sind dabei für mich von zentraler Bedeutung und die Basis für alles weitere. Wir möchten unsere Marktführerschaft weiter ausbauen und in den bisherigen Geschäftsfeldern neue Partner dazu gewinnen. Und wie zuvor bereits erwähnt, möchten wir in neuen Bereichen im Consumer-Home-Networking-Bereich sowie mit Photovoltaik oder E-Mobility Ladestationen neue Märkte erobern und weiter wachsen.

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