Smarthome-Kolumne von René Senn

Keine Lust auf Spielereien

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Die Kunst der sinnvollen Automation ist es nicht nur, das System selbst zu beherrschen, sondern für die Bewohner auch tolle Funktionalitäten bereitzustellen. Und vor allem braucht die Raumautomation ein gutes, langlebiges Fundament.

(Source: AA+W / Fotolia.com)
(Source: AA+W / Fotolia.com)

Ein Smarthome ist bekanntlich nicht einfach nur eine Ansammlung von möglichst viel Technik und möglichst viel Vernetzung. Denn nicht zuletzt aus Kostengründen lohnt es sich, vor Projektbeginn genau abzuklären, was die Nutzer wollen, was für sie ein ideales Smarthome ist und wie es bedient werden soll. Ebenfalls vor Projektbeginn zu klären ist, welchen Nutzen die einzelnen Systeme für die anderen Systeme haben. Und genauso wichtig ist ein nachhaltiges, bewährtes Gebäudeautomationsfundament für die Basisfunktionen der Haussteuerung wie Licht, Jalousie und Heizung.

Der Nutzer steht im Zentrum

Die Bedienung muss so einfach wie möglich sein, sodass jederzeit nachvollziehbar ist, was warum und wie geschaltet wird. Versteckte Gadgets oder Ideen von "innovativen" Programmierern mindern den Komfort erfahrungsgemäss eher. Gewerkübergreifende Bedienungen sind ebenfalls mit Vorsicht zu geniessen. Denn werden sie zu komplex, hat auch dies nachteilige Auswirkungen auf die Flexibilität und den Komfort der Anlage. Ein Beispiel einer zu komplexen Bedienung ist die Taste für die Ferienabwesenheit, die die Raumtemperatur absenkt, das Licht und die Musikanlage aus- und die Alarmanlage einschaltet. Die Idee ist eigentlich interessant, aber letztlich kann eine solche Taste nur ein paar Mal pro Jahr betätigt werden – wenn überhaupt. Sie hat bei kurzzeitiger Abwesenheit keinen Nutzen, weil die Absenkung der Heizung nicht erwünscht ist oder sich jemand im Haus aufhält und die Alarmanlage nicht eingeschaltet werden darf. Manchmal vergessen die Hausbewohner auch, was alles passiert, wenn sie die Taste betätigen. Dies hat nicht mehr viel mit Komfort zu tun, sondern fällt unter das Thema Spielereien. Daraus folgt, dass die Bedienung intuitiver und komfortabler wird, wenn anstelle einer Taste mehrere eingesetzt werden, die die verschiedenen Funktionen steuern.

Ein weiteres Problem von zu viel Technik im Haus zeigt sich zum Beispiel bei der Erfassung der Aussentemperatur. Immer wieder kommt es vor, dass in den verschiedenen Systemen nicht dieselbe Aussentemperatur angegeben wird. Das liegt daran, dass jedes System seine eigenen Fühler hat, die Fühler an verschiedenen Standorten montiert sind und dass unterschiedliche Fühlertypen verwendet werden. Die Aussentemperatur und andere Temperaturangaben sind unter anderem wichtig für die Steuerung der Heizung, Beschattung und Lüftung. Daher soll darauf geachtet werden, dass der Aussentemperaturwert nur von einem System erfasst wird.

Einfach ist oft mehr

Wie eingangs erwähnt, soll die Komplexität der Funktionen möglichst tief gehalten werden. Viele von uns haben es schon erlebt, dass sich die Jalousien in einem Meetingraum wie von Geisterhand bewegen und hoch- und runterfahren. Oft hat dies seine Gründe, dennoch kann es störend wirken, wenn irgendwann irgendetwas passiert, das nicht sofort nachvollziehbar ist. Dennoch sind solche vernetzten Funktionen notwendig – es muss jedoch überlegt werden, wie und wann sie aktiv sein sollen. So ist es sicher sinnvoll, dass eine Beschattungssteuerung in einem Meetingraum nur dann automatisch läuft, wenn der Raum nicht belegt ist – und somit das Meeting nicht stören kann. Solche Ideen vorzuschlagen, ist die Aufgabe des Systemintegrators oder noch besser des Planers.

KNX als stabile Basisinstallation

In einem Gebäude gibt es verschiedenste Systeme, zum Beispiel für die Video-Gegensprechanlage, die Kameras und die Musik. Wir können diese Systeme als Subsysteme des Basissystems bezeichnen. Wichtig ist, dass überall standardisierte Systeme eingesetzt werden, die allenfalls von mehreren Herstellern unterstützt werden, damit jederzeit Ersatzteile verfügbar sind. Dies gilt für die Subsysteme, vor allem aber für das Basissystem für Beleuchtung, Jalousien und Einzelraumregulierung. Hier kann KNX seine Trümpfe ausspielen: Der Standard ist bewährt und hat schon viele Wechsel von Subsystemen überlebt.

Zusammengefasst hier nochmals die vier wichtigen Punkte zur Projektierung:

  1. Systeme gewinnbringend vernetzen

  2. Einfache Bedienungen realisieren

  3. Nachvollziehbare Funktionalitäten schaffen

  4. Auf gut abgestützte Systeme setzen, vor allem und ­insbesondere für die Basisfunktionen

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