Online

Mystery-Shopping: "Lass Dich auf jeden Fall beraten!"

Uhr
von Yves Geng

Dank Plattformen wie Steam ist PC-Gaming zurzeit wieder hoch im Kurs. Astrids Sohn Jan begab sich online auf die Suche nach einem neuen Gerät. Ob er auch virtuell gut beraten wurde?

Gaming-PC Erazer X5376 von Medion.
Gaming-PC Erazer X5376 von Medion.

Astrid T. ist stolz auf ihren Sohn Jan. Er hat diesen Sommer seine Informatiklehre mit Erfolg abgeschlossen – und zwar als Jahrgangsbester. Seine Mutter belohnte ihn mit 2000 Franken. "Kauf Dir dafür etwas Ordentliches!", meinte sie und ergänzte: "Lass Dich aber auf jeden Fall beraten!" Jan überlegte, wofür er das Geld verwenden sollte, und blickte zum Fenster hinaus in die gleissende Juni-­Sonne. Er dachte an die anstehenden grossen Computerspiel-Messen. "Habe ich die nötige Hardware für die neuesten Computerspiel-Highlights?", fragte er sich. Als Informatiker mit einer grossen Affinität zu PCs stand sein Entscheid deshalb schnell fest: Ein Gaming-PC musste her.

Da sich Jan als Digital Native online genauso gut wie im echten Leben zurechtfindet, entschied er sich, in "Begleitung" von "CEtoday" auf Online-Mystery-Shopping-­Tour zu gehen. So verfasste er ein Profil seines Wunsch-PCs und verschickte dieses per E-Mail an diverse Onlinehändler: Sein PC sollte die aktuellen Spiele problemlos wiedergeben. Toll wäre es, wenn die Hardware aber auch noch in drei Jahren aktuell wäre, um moderne Spiele zu zocken. Das Budget sollte aber 2000 Franken nicht übersteigen. Von Digitec über Melectronics bis Steg und Brack.ch schrieb Jan alle grossen Player im Onlinehandel an. Auch einen Onlinefachhändler für Gaming-PCs kontaktierte er.

Media Markt

Da sich Media Markt noch nicht als Onlinehändler profilierte, war Jan von der Antwort wenig überrascht. Media Markt schrieb ihm, er solle sich an den Markt in seiner Nähe wenden. Immerhin antwortete Media Markt noch am selben Tag auf seine Anfrage. So konnte er sich auf die nächsten Anbieter konzentrieren.

PCP.ch

Auch PCP antwortete noch am selben Tag. Der im Jahr 1998 eröffnete Onlineshop gehört zu den Urgesteinen der Branche, deswegen erhoffte sich Jan eine fundierte Beratung. Doch leider konnte davon nicht die Rede sein. PCP empfahl lediglich ein Produkt, ohne die Auswahl zu begründen. Beim empfohlenen Gerät handelt es sich um den Medion Erazer X5767 E. Der Gaming-PC verfügt über einen Intel-Core-i7-Prozessor und eine Nvidia-GEforce-­GTX-980-Grafikkarte. Damit fällt er in das von Jan gewünschte Profil. Auch die Preislimite von 2000 Franken wurde berücksichtigt. Der PC kostet bei PCP exakt 1730 Franken. Dennoch war Jan etwas enttäuscht über die fehlende Auswahl und die knappe Antwort - und suchte weiter.

Brack.ch

Auch bei Brack.ch zeigte sich dasselbe Bild. Bracks Antwort umfasste lediglich einen Link zu einem Acer-Computer der Predator-Reihe, ergänzt um die Zeilen: "Laut Ihren Angaben würde etwa folgendes Gerät passen." Immerhin gab Brack.ch dem Junginformatiker aber die Möglichkeit, die Produktbeschreibung auf der Website zu bewerten. Beim empfohlenen Gerät handelte es sich um den Acer Predator G3-605 für 1999 Franken. Somit wurden zumindest seine Preisvorstellungen nicht ignoriert. Jan hoffte aber auf eine ausführlichere Antwort. Denn immerhin ging es um stolze 2000 Franken. "Die will man ja nicht in den Sand setzen", sagte er sich.

Steg Electronics

Bei Steg Electronics empfahl man Jan überraschenderweise einen anderen Computer als bei PCP – obwohl Steg mittlerweile zu PCP gehört. Das von Steg empfohlene Modell Raptor R60 ist ein vom Unternehmen selbst assemblierter Gaming-PC für den Preis von 1499.90 Franken. Die Antwort traf einen Tag nach Jans Anfrage ein und fiel leider auch ziemlich dürftig aus. Wieder bot man Jan keine Auswahl, sondern nur einen Link zu einem Produkt. Auch die Begründung, warum dieses Produkt seinen Ansprüchen entspreche, lieferte Steg nicht.

Online-Fachhändler

"Hoffentlich kann es der Fachhandel besser", dachte Jan. Und tatsächlich: Zum ersten Mal erhielt Jan eine Begründung, weswegen man ihm ein Produkt empfiehlt. Zwar blieb auch beim Online-Fachhändler die Empfehlung auf ein Produkt beschränkt, doch die Begründung dafür war immerhin ein Fortschritt. Der empfohlene PC verfügt über die neue Nvidia Geforce GTX980 Ti. Diese sei fast so schnell wie die Titan X, koste aber einige hundert Franken weniger, schrieb der Fachhändler. Das empfohlene Produkt kostet 1999 Franken. Immer noch nicht restlos überzeugt, beschloss Jan, weitere Antworten abzuwarten.

Microspot.ch

"Na endlich", sagte sich Jan, als er die E-Mail von Microspot.ch zwei Tage nach dem Versand seiner Anfrage öffnete. Damit brauchte Microspot.ch am längsten für eine Antwort. Dafür bot die Coop-Tochter unter den angeschriebenen Onlinehändlern als erster eine Auswahl. Insgesamt drei Modelle wurden Jan empfohlen. Darunter wiederum Acers Predator G3-605, diesmal für 1954.40 Franken, der HP Envy 700-850 NZ, den das Unternehmen als abgespeckte Version des Predators bezeichnete (!), sowie einen Medion Erazer. Obwohl der Medion Erazer X5319 E mit 2192.55 Franken etwas über dem geplanten Budget lag, überkam Jan ein Gefühl der Freude. Er fühlte sich ernst genommen. Jemand nahm sich die Zeit, sich mit seiner Anfrage auseinanderzusetzen. Jan könnte sich durchaus vorstellen, auf eines der Angebote bei Microspot.ch einzugehen. Trotzdem wollte er noch abwarten, ob er nicht noch eine bessere Antwort erhielt.

Digitec

Jan sollte Recht behalten. Digitec lieferte eine noch bessere Beratung ab. Die Beste von allen, wie Jan fand. Der Verkaufsberater stellte eine Liste von vier unterschiedlichen PCs zusammen. Drei Modelle der Marke Medion und ein Exemplar von Digitecs assemblierten PCs. Dieser war jedoch zurzeit nicht lieferbar. Jan fand es besonders schön, dass der Verkäufer auf alle seine Fragen einging und dabei sogar noch weiter ausholte. So schrieb der Verkäufer: "Beim Gaming kommt es primär auf die Leistung der Grafikkarte an. Die PCs mit der besten Grafikleistung in dieser Preisklasse, die wir anbieten können, haben eine GTX 970 oder GTX 980, eine der aktuell besten Grafikkarten auf dem Markt. Dies gilt insbesondere für deren Preis-Leistungs-Verhältnis." Auch auf Jans Wunsch nach einem PC, der in drei Jahren noch modern ist, ging der Verkäufer ein. "Beide Grafikkarten sollten auch zukünftige Spiele recht gut wiedergeben können, persönlich habe ich den Vorgänger der GTX 980, die GTX 580, die immer noch sehr neue Spiele mit relativ hohen Einstellungen wiedergeben kann." Bei den Medion-Modellen handelte es sich um den Erazer X5376 E für 1699 Franken den Erazer X5377 E für 1899 Franken und den Erazer X5743 D für 1999 Franken. Somit hielt Digitec auch die finanziellen Vorgaben ein.

Fazit

Jans Fazit nach Abschluss der Online-Mystery-Shopping-Tour fällt fast grundsätzlich negativ aus. Bei fast allen angeschriebenen Händlern war die Rückmeldung dürftig. Die meisten Unternehmen enttäuschten Jan durch ihre mangelhafte Auswahl und Be­ratungsleistung. Selbst der Online-Fachhändler konnte nicht restlos überzeugen. Zwar wurde dort etwas fundierter argumentiert, doch das reichte Jan für ein Produkt in der Preisklasse von 2000 Franken nicht aus. Wer wohl eine fundierte Beratung im Bereich Gaming-PCs möchte, sollte entweder den stationären Handel aufsuchen oder sich an Digitec oder Microspot wenden. Wobei Digitec die mit Abstand beste Beratung ablieferte, wie Jan fand.

Webcode
3365